Einzelkritik: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 2:2 (1:1)

Zu viele Schwankungen für einen Auswärtssieg

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Es war ein intensives Spiel in Wolfsburg (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Das Remis in Wolfsburg war letztlich ein gerechtes Resultat, weil sich die Gladbacher Borussen zu viele Schwankungen leisteten. Bis auf Marcus Thuram zeigte kein Borusse eine wirklich Topleistung. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: War insgesamt als Anspielstation (70 Ballkontakte) deutlich öfter gefragt als in seinem Kerngeschäft. Bis auf ein paar Pflichtaufgaben (Distanzschüsse, Flankenbälle) wurde der Goalie zunächst nicht gefordert, weil die meisten Wolfsburger Versuche das Tor nicht in Gefahr brachten. Bei den beiden Gegentoren war der 33-Jährige absolut chancenlos. In der Schlussphase rettete Sommer den Punkt, als er den Schuss von Paredes mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenkte. Note 3,0.

Joe Scally: Kam ordentlich in die Partie, zeigte einige Ansätze nach vorne und konnte in der Defensive mit Tempo und Körperlichkeit dagegenhalten. Als Kaminski den Außenpfosten traf, kam Scally einen Schritt zu spät. Vor dem 1:1 sah der US-Nationalspieler nicht gut aus, als er rausrückte und Otavio in seinem Rücken durchlaufen konnte - wobei er in dieser Situation auch von Hofmann im Stich gelassen wurde. Überhaupt war die Abstimmung der beiden erneut nicht optimal. Im weiteren Verlauf hatte Scally vor allem im Passspiel einige Probleme - deutlich zu viele Bälle landeten beim Gegner. Note 4,0.

Marvin Friedrich: Konnte mit seiner Präsenz bei hohen Bällen überzeugen und konnte am Boden in zwei, drei brenzligen Situationen klären. Beim 1:1 war er nur auf den Ball fokussiert und stand so nah zur Grundlinie, dass er beim Anspiel in den Rückraum auf den freien Gerhardt nicht mehr eingreifen konnte. Im Spielaufbau streute Friedrich den einen oder anderen guten langen Verlagerungspass ein. In der zweiten Halbzeit blieb der 26-Jährige der stabilste Abwehrspieler der Borussia. Beim Tor von Marmouche war Friedrich zwar in unmittelbarer Nähe, doch die Reaktionszeit war zu kurz, als dass er noch hätte stören können. Note 3,0.

Nico Elvedi: Der Schweizer konnte nicht an seine konzentrierte Vorstellung aus dem Derby anknüpfen. Er ließ sich von Svanberg an der Grundlinie anfängerhaft abkochen, was die erste Großchance von Gerhardt zur Folge hatte. Auch danach wirkte Elvedi in einigen Situationen schwerfällig und nicht auf der Höhe. Erst nach und nach rückte er mal energisch raus und setzte den Gegenspieler richtig unter Druck. Beim 1:1 hatte er zwar den Ball und den freistehenden Gerhardt im Blick, aber weil er sich zu einem anderen Gegenspieler orientierte, konnte auch er nicht mehr eingreifen. Auch im zweiten Durchgang fehlte in der einen oder anderen Situation die Klarheit in den Aktionen. Im Passspiel beschränkte sich der 26-Jährige zumeist auf den risikolosen Kurzpass. Note 4,0.

Ramy Bensebaini: Nach der Gala gegen Köln flog der Linksverteidiger diesmal etwas unter dem Radar. Er versuchte zwar, das Spiel anzukurbeln und rückte phasenweise weit mit auf, konnte aber nur wenige Akzente setzen. Hier und da blitzte seine Klasse am Ball auf, aber ihm unterliefen auch einige Unkonzentriertheiten und Abspielfehler. Defensiv konnte Bensebaini zunächst die Lücken schließen, doch im weiteren Verlauf bekam er zusehends Probleme, die Kreise von Wimmer einzuengen. Die beste Offensivaktion des 27-Jährigen war der Freistoß in der Schlussphase, der gut getreten war, aber von Casteels stark pariert wurde. Note 3,5.

Julian Weigl: In zentraler Rolle vor der Abwehr konnte er dem Spiel deutlich weniger Impulse geben als zuletzt. Er fand zwar immer mal wieder mit einem klaren und schnellen Pass den Weg aus dem angedeuteten Pressing der Wolfsburger - wie in der Entstehung des 1:0 - aber so richtig kam die Maschinerie nicht in Gang. 41 Ballaktionen sind in dieser Position etwas dünn. Mit dem Pausenpfiff sah Weigl die Gelbe Karte, als der Schiedsrichter die Situation sehr eigentümlich bewertete. In der Defensivarbeit machte es der 27-Jährige ordentlich, auch wenn hier und da etwas die Klarheit fehlte. Beim 1:1 gehörte er zu den Spielern, die Gerhardt nicht auf dem Schirm hatten. Note 3,5.

Manu Koné: Agierte links neben Weigl und bildete zumindest nominell mit Plea und Bensebaini ein spielstarkes Dreieck. Doch nachdem er mit einer beherzten Aktion startete, ließ Koné deutlich nach. Lobenswert, dass er die Position hielt und im Gegensatz zum Bremen-Spiel den Halbraum ordentlich verdichtete. Seine Versuche, das Spiel anzukurbeln oder als Ballschlepper zu fungieren, blieben jedoch halbherzig. So unterliefen ihm mehrere unnötige Ballverluste wie der gegen Arnold im Mittelkreis, der prompt mit dem zweiten Gegentor bestraft wurde. Gerade in Sachen Durchsetzungsvermögen und Stabilität blieb der 21-Jährige deutlich unter seinen Möglichkeiten. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Steuerte mit seiner Ecke auf Thuram zum zweiten Tor einen Assist bei und auch die weiteren Ecken des Nationalspielers waren ordentlich. Im Spiel selbst lief für Hofmann jedoch wenig zusammen. Er hatte eine gewisse Anzahl an unglücklichen Aktionen, bei denen die letzte Überzeugung und Präzision fehlten. Bei seinen Tiefenläufen wurde er ausgebremst oder nicht angespielt. Hofmann wirkte ein paar Mal richtig genervt bei offensichtlichen Abstimmungsproblemen mit Scally. Dem war er auch defensiv nicht immer die gewünschte Hilfe - so ließ Hofmann vor dem ersten Gegentor Otavio ziehen. Note 4,0.

Lars Stindl: Rückte durch den Ausfall von Kramer in die zentrale Position, was dem Kapitän eigentlich entgegenkommen sollte. Doch Stindl tat sich ungewöhnlich schwer, eine richtige Verbindung zum Spielgeschehen zu bekommen, nachdem ihm in der Anfangsphase mehrere unsaubere Aktionen unterlaufen waren. Der 34-Jährige schien es danach erzwingen zu wollen, verkrampfte aber etwas zu sehr. In Bezug auf Laufbereitschaft und Galligkeit im Zweikampf machte es Stindl vorbildlich, fußballerisch blieb der Direktpass auf Assistgeber Plea vor dem 1:0 seine beste Aktion. Eine Gelbe Karte sah er nach einem Scharmützel mit Arnold. Einen Torschuss gab Stindl nicht ab und in der 89. Minute wurde er von Herrmann abgelöst. Note 4,0.

Alassane Plea: Startelfcomeback für den Franzosen, der auf seiner halblinken Position spielte. Wie gewohnt, ließ er sich oft fallen, um aus der Tiefe das Spiel aufzuziehen. Das gelang vor dem 1:0, als er Thuram auf die Reise schickte. Dazu kamen noch zwei richtig tolle Pässe, aber auch einige Abspiele, bei denen die Präzision fehlte. Dennoch war der 29-Jährige der Mann, wenn es um die fußballerischen Akzente in der Offensive ging. Selbst zum Abschluss kam Plea nicht und nach 77 Minuten räumte er das Feld für Ngoumou. Note 3,5.

Marcus Thuram: Eine starke Vorstellung des Angreifers, der nahezu bei jeder Aktion Gefahr ausstrahlte und die Wolfsburger Defensivspieler extrem stresste. Klasse, wie er beim 1:0 loszog und nach seinem Move in den Sechzehner trocken abschloss. Auch danach imponierte der 25-Jährige mit großer Präsenz, Wucht und Stabilität. Selbst in aussichtslos erscheinenden Situationen gegen mehrere Wolfsburger konnte er sich durchsetzen. Bei seinem zweiten Treffer reagierte er beim Rebound schnell und ohne zu zögern. In der Defensive wurde er als Kopfballspieler bei gegnerischen Standards wichtig. Dass Thuram vor dem Freistoß abhob, als er auf den Fuß des Gegenspielers trat, war nicht nötig. Danach hätte er allerdings nach dem Tritt von Arnold einen Elfmeter bekommen müssen. Note 2,0.

Nathan Ngoumou (77. Minute für Plea): Bei einer ersten guten Aktion wurde er ausgebremst und danach konnte er weder seine Schnelligkeit noch andere Skills in die Waagschale werfen. Der 22-Jährige befindet sich weiterhin in der Findungsphase und wirkt noch wie ein Fremdkörper. Ohne Note.

Patrick Herrmann (89. Minute für Stindl): Übernahm auch die zentrale Position, konnte aber nichts mehr beisteuern. Ohne Note.

 

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