Einzelkritik: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 1:1 (0:1)

Mit viel Wehrhaftigkeit zu einem Punkt in München

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Marcus Thuram erzielte ein Klasse-Tor in München (Foto: Kerstin Joensson - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach erkämpfte sich ein glückliches 1:1 bei Bayern München und stellte unter Beweis, dass die Mannschaft gemeinsam verteidigen kann. Natürlich war Yann Sommer der Mann des Abends, aber es standen noch andere auf dem Platz. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Schon nach wenigen Sekunden hielt er seine Mannschaft mit einer Rettungstat beim Kopfball von Upamecano im Spiel und vor allem im zweiten Durchgang wurde Sommer mit mehreren Glanztaten zum Erfolgsgarant. 19 abgewehrte Bälle sind Liga-Rekord seit der vor 30 Jahren eingeführten Datenerfassung. Zwar wurden einige Abschlüsse erst aufgrund der bayerischen Schlampigkeiten haltbar, aber es war schon ein perfekter Abend für den 33-Jährigen. Sieht man von der eher dürftigen Passquote von 53% ab, was aber bis auf wenige Ausnahmen nicht an Sommer lag. Note 1,0.

Joe Scally: Bekam es auf seiner rechten Seite mit Davies zu tun. Scally warf alles rein, um den schnellen Kanadier irgendwie zu packen, was ihm logischerweise nicht immer gelang. Am Ball war Scally in der Anfangsphase sehr panisch und verlor unter Druck den Überblick. Erst im weiteren Verlauf wirkte er etwas sicherer. Defensiv brachte er seine Physis gut ein und er war wachsam zur Stelle, um einen Abschluss von Davies per Kopf und einen Schuss von Mané per Fuß zu blocken. Der 19-Jährige erwehrte sich des andauernden Drucks nach Kräften und es unterliefen ihm keine größeren Fehler. Note 3,5.

Ko Itakura: War schon nach wenigen Augenblicken mit einer Grätsche gegen Mané gefordert. Herausragend etwas später die blitzschnelle 180-Grad-Drehung am Boden, mit der Itakura gegen Sané rettete. Der Japaner strahlte trotz des ganzen Gewusels um ihn herum eine große Ruhe aus, blieb völlig bei sich und löste alle Aufgaben rigoros, aber ohne den Anflug von Panik. Bei der Großchance von Sané, als die Bayern mal hinter die Kette kamen, schaffte es Itakura immerhin, den Münchner noch ein klein wenig zu stören. Wobei er gleichzeitig Glück hatte, dass Sané nicht abhob - das wäre sicher als Notbremse gewertet worden. Vorne kam Itakura bei der einzigen Ecke zum Kopfball, der zentral bei Neuer landete. Note 2,5.

Nico Elvedi: Das bislang beste Saisonspiel des Schweizers. Er überzeugte mit gutem Stellungsspiel, klärte mehrfach in der Luft und am Boden. Ein wichtiger Faktor war Elvedi nach ruhenden Bällen der Bayern, wo er per Kopf einiges abräumte. Zwei- oder dreimal rückte er vorausschauend nach links raus, als Netz ausgespielt wurde. Der 25-Jährige blieb über die komplette Spielzeit fokussiert. Beim Gegentor war die Reaktionszeit für Elvedi zu kurz, um den platzierten Schuss von Sané noch irgendwie blocken zu können. Note 2,5.

Luca Netz: Ersetzte den erkrankten Bensebaini als Linksverteidiger. Die Defensive ist nicht wirklich die Kernkompetenz des 19-Jährigen und dass er es dann gleich mit einer Rakete wie Coman zu tun bekam, war mehr als undankbar. Netz hatte von Beginn an große Schwierigkeiten. Bei seinen Ballaktionen fehlte fast jede Kontrolle und mit dem einen oder anderen Querschläger machte er eigentlich bereinigte Situationen nochmal scharf. Gegen Coman sah Netz kein Land und konnte kaum mal einen Durchbruch oder eine Flanke des Franzosen verhindern. Erschwerend kam hinzu, dass Plea vor ihm auch kein ausgewiesener Defensivexperte ist und somit wenig helfen konnte. Als Wolf in der zweiten Halbzeit kam, schien Netz sich etwas besser zurechtzufinden. Note 4,5.

Christoph Kramer: Gefiel mit seiner Besonnenheit und blieb auch unter Druck ballsicher. Damit war er bei den wenigen Momenten der Entlastung ein wichtiger Faktor, um allen mal etwas Zeit zum Durchatmen zu geben. Ansonsten war Kramer pausenlos damit beschäftigt, Räume und Passwege zu schließen und das bayerische Kombinationsspiel zu stören. Mit seinem Befreiungsschlag aus der eigenen Hälfte in Richtung Thuram ergatterte Kramer einen unerwarteten Scorer-Punkt. Wie unermüdlich der 31-Jährige unterwegs war, belegt der Konter in der 90. Minute, als er über den halben Platz mitlief und in Position war, um einen Querpass von Thuram zum Siegtreffer zu vollenden. Leider versuchte es Thuram erfolglos auf eigene Faust. Note 2,5.

Manu Koné: War nur in der ersten Minute nicht auf der Höhe, als er Upamecano bei der ersten Ecke ziehen und gefährlich köpfen ließ. Danach war und blieb er auf Betriebstemperatur. Koné hatte eine hohe Präsenz im Mittelfeld und entwickelte sich zu einem sehr unangenehmen Gegenspieler für die Bayern. Er führte einige knüppelharte Zweikämpfe und eroberte dabei sauber den Ball. Ganz stark von Koné, dass er sich von Kimmich nicht provozieren ließ, sondern ihn mit seiner Art des ‘In-sich-Ruhens’ nur noch mehr aus der Fassung brachte. Mit seiner Ballfestigkeit war er in den wenigen Phasen der Kontrolle ein Faktor. Erfolgreich rückte Koné bis nach vorne mit nach und holte die erste und einzige Ecke heraus. Kurz darauf war er links im Strafraum unterwegs, was aber prompt einen gefährlichen Münchner Konter zur Folge hatte. Danach blieb Koné auf seiner Position, ehe er von Krämpfen geplagt in der 85. Minute für Jantschke Platz machte. Note 2,5.

Jonas Hofmann: Nicht der Abend des Nationalspielers, der nur auf 25 Ballkontakte kam und bei seinen Pässen mehrfach die falsche Entscheidung traf. Nach vorne lief nichts, was aber angesichts der Spielanlage auch nicht verwunderte. Hofmann machte fleißig die Wege mit nach hinten und unterstützte Scally dabei, die Seite zu schließen. Allerdings ließ sich der 30-Jährige einige Male widerstandslos überlaufen, was an frühere Zeiten erinnerte, als Hofmann es perfektioniert hatte, Defensivzweikämpfen aus dem Weg zu gehen. Beim Gegentor machte Hofmann den Schritt raus und von Musiala weg, was Davies wiederum den Passweg zu Musiala öffnete, der dann Sané einsetzte. Fünf Minuten vor dem Ende übernahm Herrmann für Hofmann. Note 4,0.

Florian Neuhaus: Nominell zentral hinter Thuram aufgeboten, war Neuhaus über weite Strecken tief in der eigenen Hälfte zu finden. Zwar lief er oftmals neben Thuram den Münchner Aufbau an, orientierte sich dann aber direkt wieder zurück und verrichtete Defensivarbeit. Das machte er laufstark und aufmerksam. Am Ball hatte der 25-Jährige wenig nennenswerte Aktionen und für spielerische Momente gab es weder Raum noch Gelegenheit. Ein harmloser Schuss über das Tor war die einzige Offensivaktion. In der 77. Minute kam Friedrich für Neuhaus. Note 4,0.

Alassane Plea: Wie die Kollegen aus der Offensivabteilung musste sich auch Plea zum größten Teil tief in der eigenen Hälfte aufhalten. Das machte der 29-Jährige auch, obwohl ihm wohl am deutlichsten anzumerken war, wie wenig es ihm schmeckte. Problematisch war zudem, dass Netz hinter ihm wackelte und die Bayern Gladbachs linke Seite als Schwachstelle ausgemacht hatten und permanent mit Tempo bespielten. Plea musste mehrfach hinter seinem Landsmann Coman herlaufen und wurde von diesem sogar einmal getunnelt. Für ein Foul an Coman am eigenen Sechzehner sah Plea Gelb. In den wenigen Ballbesitzphasen blitzte bei Plea zwei-, dreimal etwas auf, ehe es wieder zurück in den Verteidigungsmodus ging. Nachdem er einen Schlag abbekommen hatte, war für Plea das Spiel nach 52 Minuten beendet. Note 4,0.

Marcus Thuram: Sollte in zentraler Rolle vorne als Zielspieler für die Entlastungsangriffe agieren und ansonsten das Münchner Aufbauspiel so gut es ging stören. Ersteres war in der Anfangsphase kurz zu sehen, als die zarten Angriffsversuche allerdings verpufften. Danach war Thuram für das eigene Spiel zunächst kein Faktor - bis zur 43. Minute. Wie sich Thuram nach dem Fauxpas von Upamecano verhielt und das Führungstor markierte, war herausragend in Sachen Tempo, Körperlichkeit, Technik und Timing. Im zweiten Durchgang half Thuram mit seiner Physis, das Spiel der Bayern zu stören. Und in der 90. Minute wäre sogar der Lucky Punch möglich gewesen, als der 25-Jährige mit seinem Abschluss an Neuer scheiterte. Dass er es in dieser Situation selbst versucht hat, ist aus Sicht eines Stürmers verständlich. Klüger wäre der Querpass auf den freistehenden Kramer gewesen. Note 3,0.

Hannes Wolf (52. für Plea): Übernahm die Position auf der linken Seite, war aber wie Plea zuvor fast ausschließlich in der Defensive gefragt. Das machte Wolf mit sehr viel Eifer und in Sachen Zweikampfführung auch besser als Plea zuvor. Angesichts der Umstände schlug sich Wolf sehr achtbar. Und richtig stark war die Aktion in der 90. Minute, als er sich gegen drei Gegenspieler behauptete und den Konter einleitete, den Thuram letztlich nicht erfolgreich vollenden konnte. Note 3,0.

Marvin Friedrich (77. für Neuhaus): Rückte zusätzlich in die Abwehrreihe. Zweimal konnte er seinen Größenvorteil einbringen, bei den wenigen Ballaktionen war Friedrich aber wenig souverän. Ohne Note.

Tony Jantschke (85. für Koné): Übernahm die Sechserposition, wo er zwar nur zweimal am Ball war, darüber hinaus aber fleißig die Räume zulief. Ohne Note.

Patrick Herrmann (85. Für Hofmann): Hatte direkt eine gute Schussgelegenheit, als ihm der Ball etwas verrutschte und hinter dem Tor landete. Einem Pass in die Tiefe fehlte die Präzision, zudem war Herrmann mit seinem Zuspiel auf Thuram am Konter in der 90. Minute beteiligt. Ohne Note.

 

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