Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC 1:0 (1:0)

Borussias zweiter Saisonsieg: Wichtig, aber kein Glanzstück

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Auch gegen Hertha der stärkste Borusse - Ko Itakura (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach rang Hertha BSC mit einem knappen 1:0 nieder und wird momentan hochgelobt. Dass der Sieg gegen Berlin wichtig war, steht außer Frage. Doch für überschwängliche Lobhudeleien gibt es keinen Anlass, wie auch die Einzelkritik zeigt:

Yann Sommer: War oft am Ball und gefühlt auch mehrfach mittendrin im Geschehen, wurde aber eigentlich nur zweimal richtig geprüft. Nach dem Solo von Ejuke und wenig später gegen Lukebakio reagierte Sommer stark. Würde Lukebakio nach seinen Aktionen im Stil eines Arjen Robben genauso schießen wie der Niederländer, dann hätte Sommer definitiv mehr zu tun gehabt. Die weiteren Pflichtaufgaben erledigte der Schweizer problemlos und darüber hinaus war er vor allem mit Fußballspielen beschäftigt. Das machte er solide, auch wenn der eine oder andere lange Ball beim Gegner landete. Note 2,5.

Joe Scally: Konnte mit körperlicher Robustheit punkten, als er einige Male in den Zweikämpfen griffig durchzog oder rigoros klärte. Bei Ballbesitz hatte der US-Amerikaner aber seine Probleme. Vor der Chance von Ejuke verlor Scally den Ball, weil er sich statt nach vorne zur falschen Seite wegdrehte und dabei auch noch ein wenig ausrutschte. Der 19-Jährige spielte und zog viel nach innen, was meist nach dem gleichen Muster erfolgte und leicht ausrechenbar war. In der Defensive bereitete ihm der flinke Ejuke viel Arbeit und in zwei, drei Situationen wurde Scally überlaufen. Note 4,0.

Ko Itakura: Knüpfte nahtlos an seine starke Vorstellung aus der Vorwoche auf Schalke an. Sein Stellungsspiel war großartig und der Japaner war nicht nur ruhig am Ball, sondern auch ohne. Er lamentierte nicht, provozierte nicht und ließ sich nicht locken. Itakura rettete zur Ecke, als Lukebakio an Elvedi vorbeizog und antizipierte darüber hinaus fast immer richtig, wenn die Berliner steil spielten. So erstickte der 25-Jährige im zweiten Durchgang zwei Berliner Umschaltangriffe im Keim, bei denen sonst der Angreifer alleine aufs Tor zugelaufen wäre. Im Aufbau spielte Itakura den langen Ball auf Thuram vor dem Pfostenschuss von Plea. Etwas übertrieben - aber wohl vorgegeben - war das ‘Dreiecksgeschiebe’ mit Sommer und Elvedi im eigenen Strafraum, mit dem die Berliner ins Pressing gelockt werden sollten. Note 2,0.

Nico Elvedi: War unter der Woche angeschlagen und konnte kaum trainieren, was sich in einigen Situationen auf dem Platz bemerkbar machte. Der Schweizer wirkte zu Beginn gegen die schnellen Berliner Angreifer etwas schwerfällig und erlaubte u.a. Kanga einen Abschluss. Im weiteren Verlauf fand der 25-Jährige besser ins Spiel, stoppte den einen oder anderen Angriff durch beherztes Eingreifen und hatte auch zwei, drei gute Pressingmomente in Höhe der Mittellinie. Kurz vor der Pause köpfte er nach einer Freistoßflanke knapp am Tor vorbei und rasselte dabei mit dem Berliner Keeper zusammen. Im zweiten Durchgang stand er bei einer offenenen Kopfballchance der Berliner viel zu weit weg vom Mann. Elvedi spielte die meisten Pässe aller Borussen, aber das waren fast ausschließlich Sicherheits- oder Rückpässe. Note 3,5.

Ramy Bensebaini: Musste in viele Laufduelle mit dem pfeilschnellen Lukebakio, der ihm einige Male entwischen konnte. Insoweit aber nur ein bedingter Vorwurf an Bensebaini, denn so ein Tempospieler ist im Eins-gegen-Eins kaum zu stoppen. In zwei Situationen war der Algerier allerdings zu leichtfertig vorgeprescht und öffnete in seinem Rücken große Räume. Pluspunkte sammelte der 27-Jährige mit seiner ausgeprägten Schlitzohrigkeit und Cleverness. Exemplarisch dafür war die Situation in der zweiten Halbzeit, als er einen Berliner Angreifer - und wohl auch alle Zuschauer - bei einem ins Toraus rollenden Ball mit einer coolen Finte täuschte. Beim zweiten Elfmeter wollte er den Ball von Hofmann übernehmen und war sichtlich verärgert, nicht schießen zu dürfen. Nach Spielende verschwand Bensebaini direkt in die Kabine und feierte nicht mit dem Team vor der Kurve. Note 3,0.

Christoph Kramer: War gewohnt viel unterwegs und lief unermüdlich die Räume zu, bzw. die Gegenspieler an. In einigen Aktionen agierte der 31-Jährige dabei unglücklich, als er zwar rechtzeitig am Mann war, aber den Ball letztlich doch nicht sichern konnte. In der Anfangsphase bereitete Kramer unfreiwillig eine Lukebakio-Chance vor, am Ende unterlief ihm im eigenen Strafraum ein Querschläger, den er mit einem Querschläger, den Jovetic/Boateng fast zum späten Ausgleich genutzt hätten. Darüber hinaus sorgte Kramer im Mittelfeld bei Ballbesitz für Ruhe und Ordnung und nervte gegen den Ball die Berliner durch seine permanenten Störläufe. Note 3,0.

Manu Koné: Präsentierte sich verbessert gegenüber der Vorwoche, aber noch nicht wieder in der Form wie beim Auftaktspiel gegen Hoffenheim. Für den Plan, dass Koné über Matchpraxis auf sein Top-Level gebracht werden soll, waren die 96 Minuten gegen Berlin wichtig. Der Franzose lief über 11 Kilometer, war viel am Ball und an der einen oder anderen gelungenen Kombination beteiligt. Schade, dass Hofmann bei Konés schönem Pass aus der Tiefe im Abseits stand. Allerdings unterliefen dem 21-Jährigen auch mehrere leichtfertige Ballverluste - vor dem 1:0 hatte er Glück, dass eine eigentlich saubere Eroberung eines Berliners als Foul gewertet wurde. Insgesamt agierte Koné doch sehr fehlerbehaftet. Ein überflüssiges Foul in Strafraumnähe wäre fast bestraft worden. Note 4,0.

Jonas Hofmann: War wie gehabt viel unterwegs, forderte den Ball und suchte die Gelegenheiten, in die Tiefe durchzustarten. Letzteres gelang zunächst kaum, denn Hertha besetzte die Räume aufmerksam und Hofmann musste mehrfach unverrichteter Dinge abbrechen. Seine Körpersprache deutete bei einigen dieser Szenen darauf hin, dass Hofmann davon nicht sonderlich angetan war. Die Standards - u.a. die Freistoßhereingabe zur Kopfballchance von Elvedi - waren okay. Mit seiner Flanke von rechts holte er den ersten Handelfmeter raus. Die Abschlüsse des Nationalspielers blieben im Berliner Dickicht hängen und bei seinem Heber, den er ruhig und überlegt versenkte, stand er zuvor im Abseits. Beim Elfmeter übernahm der 30-Jährige Verantwortung und schoss zwar aufs Eck, aber letztlich nicht scharf genug. Note 3,5.

Florian Neuhaus: War in der zentralen Rolle wieder sehr laufstark und versuchte etwas zu inszenieren, was leider selten gelang. Es wirkte so, als ob er etwas verkrampfte bei dem Vorhaben, unbedingt etwas Besonderes zeigen zu wollen. Die einfachen Aktionen des 25-Jährigen waren besser - so der Pass auf Hofmann vor dem ersten Elfmeter. Nach der Pause kam Neuhaus zweimal im Strafraum zu Fall. Bei der ersten Aktion war es zu gewollt und durchsichtig, bei der anderen hätte es eigentlich den dritten Elfmeter des Abends geben müssen. Note 4,0.

Alassane Plea: Hatte Borussias erste und beste Chance aus dem Spiel heraus, als er von links energisch in den Strafraum stürmte und der abgefälschte Schuss an den Pfosten klatschte. Darüber hinaus war der Franzose nicht so präsent wie gewohnt. Er ging mal nicht zum Ball hin oder versuchte Verlagerungspässe, die zum Scheitern verurteilt waren. In einer aussichtsreichen Situation schien Plea drei, vier Gedanken gleichzeitig zu haben und spielte schließlich einen Kurzpass zum Gegner. Den Elfmeter zum Tor des Abends verwandelte Plea sicher, aber wohl auch weil der Torwart die Ecke geahnt hatte, verzichtete der 29-Jährige auf die Ausführung des zweiten Strafstoßs. Note 3,5.

Marcus Thuram: Bediente Plea mit einer schönen Ablage vor dem Pfostenschuss und hatte etwas später Pech, dass er im Getümmel im Anschluss an eine Ecke den Ball aus kurzer Distanz nicht am Berliner Torwart vorbeibringen konnte. Ansonsten arbeitete Thuram zwar mit - u.a. eine gute Balleroberung an der Seitenlinie in Halbzeit 1 - aber richtig in Szene gesetzt wurde er nur selten. Mit langen, hohen Bällen konnte er nur bedingt etwas anfangen. Beeindruckend war der Sprint vor der Pause, bei dem Thuram rekordverdächtige 35,73 km/h auf den Rasen brachte. Leider war das letztlich nur ein Wert für die Statistik, denn sein Gegenspieler bereinigte die Situation. Note 3,5.

Auswechslungen: Wolf (für Hofmann), Friedrich (für Neuhaus) und Herrmann (für Plea) kamen in der Nachspielzeit, als an der Uhr gedreht werden sollte. Wolf und Friedrich berührten den Ball nicht mehr, Herrmann holte sich dagegen sogar noch eine Gelbe Karte ab, weil er beim Einwurf das Spiel verzögerte. Ohne Note.

 

von Redaktion TORfabrik.de

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