Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - TSG Hoffenheim 3:1 (1:1)

Ein verdienter Auftaktsieg unter besonderen Umständen

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Nico Elvedi jubelt über seinen Treffer zum 3:1, welcher das Spiel endgültig entschied (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach startet mit einem Sieg in die neue Bundesligasaison. Der Erfolg gegen Hoffenheim war verdient, wobei die besonderen Umstände einer 70-minütigen Überzahl bei der Einordnung berücksichtigt werden müssen. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Zu Beginn der Partie, als die Hoffenheimer relativ weit aufrückten und früh störten, war der Goalie einige Male als Anspielstation in der Spieleröffnung gefragt. Einmal agierte er dabei etwas riskant, als er erst im letzten Moment weiterspielte. Später im ersten Durchgang faustete der 33-Jährige einen hohen Ball ordentlich weg, ansonsten wurde er nicht mehr gefordert. Beim Gegentor war die Reaktionszeit gegen den harten und noch etwas verdeckten Schuss von Skov zu kurz - insoweit trifft Sommer keine Schuld. Note 3,0.

Joe Scally: Erhielt wieder den Vorzug vor Lainer und war aktiv, wobei er in einigen Situationen etwas kopflos zu Werke ging. So holte er sich auch eine frühe Gelbe Karte ab, als er Skov unfreiwillig abräumte. Einige Flüchtigkeitsfehler kamen hinzu und in Sachen Handlungsschnelligkeit am Ball muss der US-Amerikaner auch noch zulegen. Dafür überzeugte er in mehreren Situationen mit seiner Physis, als er u.a. Kramaric entscheidend stoppte. Beim Gegentor kam der 19-Jährige nicht mehr rechtzeitig hin, um den Schuss von Skov zu blocken. Nach der Pause bei einem Konter nach Zuspiel von Hofmann mit einem ähnlichen Abschluss wie bei seinem Tor im Pokal - diesmal lenkte Baumann den Ball mit den Fingerspitzen an die Latte. In der 84. Minute wurde Scally von Lainer abgelöst. Note 3,5.

Ko Itakura: Der Neuzugang überzeugte bei seiner Bundesligapremiere mit einer souveränen und abgeklärten Leistung als rechter Innenverteidiger. Der 25-Jährige war zur Stelle, wenn es nötig war und ging unaufgeregt zu Werke. Er hatte die meisten Ballkontakte aller Akteure. Im Spielaufbau mit zügigen Abspielen und dem Bemühen, eine vertikale Lösung zu finden. Mit seiner Kopfballablage zum Ausgleich durch Bensebaini verbuchte der Japaner einen ersten Assist. Note 3,0.

Nico Elvedi: Wirkte frischer und fokussierter als in der Vorbereitung und beim Pokalspiel vor einer Woche. Einige Male konnte er durch gutes Stellungsspiel frühzeitig eingreifen und klären. Die Abstimmung mit Itakura passte, wobei ein echter ‘Stresstest’ durch die dezenten Hoffenheimer Angriffsbemühungen ausblieb. In einer Situation hatte Elvedi Glück, dass es Abseits war, nachdem ein Gegner schon an ihm vorbeigezogen war. Vor dem Gegentor konnte der Schweizer die Hereingabe von Rutter nicht blocken, sondern fälschte sie noch leicht ab. Im Passspiel etwas mutiger und mit dem einen oder anderen guten Steilpass. So gab er den ‘Vor-Assist’ auf Plea vor dem 2:1. Das 3:1 erzielte der 25-Jährige nach einer sauberen Ballannahme im Stile eines Torjägers. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Auch gegen Hoffenheim wurde deutlich, dass der Algerier noch nicht bei einhundert Prozent ist. Die Folge waren einige fahrige Aktionen, u.a. vertändelte er einmal sehr leichtfertig den Ball. Der 27-Jährige ‘besorgte’ Posch den Platzverweis, als er auf das klare Foul ein wenig spektakulärer reagierte, als es vielleicht notwendig gewesen wäre. Beim Gegentor konnte er Rutter auf dem Flügel nicht stoppen, wobei die Grätsche eigentlich gut war, der Ball aber äußerst unglücklich durchrutschte. Mit seinem klasse Fallrückzieher zum Ausgleich bewies Bensebaini einmal mehr seinen Torinstinkt. In der zweiten Halbzeit war er sehr aktiv auf dem Weg nach vorne und als Anspielstation präsent. Note 3,0.

Christoph Kramer: Sehr umtriebig und mehrfach in vorderster Front als ‘Forechecker’ unterwegs. Mit einem schnell ausgeführten Freistoß sorgte er dafür, dass der den Ball blockierende Samassekou die Gelbe Karte bekam. Beim Gegentor rannte Kramer etwas übereifrig bis zum eigenen Fünfmeterraum durch um zu helfen, anstatt Kramaric im Rückraum im Auge zu behalten. Ärgerlich auch mehrere Fouls des Routiniers durch überflüssiges Gestochere und Geschubse an den Seitenlinien. So kamen die dezimierten Hoffenheimer zu potentiell gefährlichen Freistoßflanken. Kramers Laufbereitschaft war wie immer vorbildlich und auch die Ecke vor dem Ausgleich holte er heraus. Note 3,5.

Manu Koné: Stand überraschend in der Startelf und noch überraschender war es, dass er über die komplette Distanz ging. Seine Wichtigkeit unterstrich der Franzose mit einer Passquote von 99% und einer ausgezeichneten körperlichen Stabilität in den Duellen gegen so unangenehme Kontrahenten wie Grischa Prömel. Selbst wenn die Hoffenheimer mit mehreren Spielern förmlich an ihm klebten, setzte sich Koné unbeeindruckt durch. In der einen oder anderen Situation war allerdings auch zu erkennen, dass es ihm noch etwas an Spritzigkeit fehlt. Aber die Fitness soll sich Koné, wie Daniel Farke erklärte, auch über die Spiele holen. Zu bemängeln waren zwei, drei Ballverluste - wobei der kurz nach der Pause beinahe fatale Folgen gehabt hätte. Note 3,0.

Jonas Hofmann: Kam trotz hohem läuferischen Aufwand zunächst nicht so zur Geltung wie gewohnt. Als Hoffenheim sich in Unterzahl im 5-3-1 zurückzog, waren die pfeilschnellen Tiefenläufe des Nationalspielers kaum mehr möglich. Im Kombinationsspiel gab es zwei, drei Missverständnisse mit den Kollegen. Mit seiner Ecke leitete Hofmann den Ausgleich ein, nach der Pause verfehlte er mit einem direkten Freistoß das Ziel. Im zweiten Durchgang fand der 30-Jährige mehr Räume, auch weil er oft rochierte und mehrmals auf links auftauchte. Er bediente Scally vor dem Lattentreffer und leitete mit der kurz ausgeführten Ecke und dem anschließenden Zuspiel auf Plea das 3:1 ein. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Rückte durch den Ausfall von Lars Stindl in die offensive Rolle. Eigentlich ist das die Idealposition für den 25-Jährigen, doch trotz eines hohen läuferischen Aufwands konnte er sich nicht nachhaltig empfehlen. Nach einem aufmerksamen Ballgewinn wurde er von Posch übel getreten und war danach kurzzeitig auf Krawall aus. Danach tauchte Neuhaus sehr oft ab, seine Distanzschüsse waren ungefährlich und bei mehreren Aktionen fehlte es an Präzision. Bei seinen Qualitäten muss vor allem in so einem Spiel mehr kommen. Wirklich bemerkenswert war sein Direktpass von der Mittellinie zur Großchance von Plea nach der Pause, den er perfekt spielte, obwohl er gefoult wurde. Note 4,0.

Alassane Plea: Auch ohne eigenes Tor ohne Zweifel der Spieler des Spiels. Der Franzose kam zwar etwas schleppend in die Partie, war dann aber der Dreh- und Angelpunkt in der Offensive. Er inszenierte fast alle Angriffe mit und brachte Tempo und Unberechenbarkeit ein. Ein Schlenzer vor der Pause verfehlte das Tor knapp, einen Schuss aufs lange Eck nach typischem ‘Plea-Move’ lenkte Baumann mit den Fingerspitzen um den Pfosten und ein Abschluss mit dem Außenrist wurde ebenfalls von Baumann so gerade noch entschärft. Dazu spielte Plea den perfekten Pass zum Tor von Thuram, dem er in der Schlussminute noch eine 100%ige Chance auflegte. Mit der überlegten Halbfeldflanke auf Elvedi bereitete der 29-Jährige zudem das 3:1 vor. Als Plea in der Nachspielzeit den Ball ins Seitenaus spielte um zwei Wechsel zu ermöglichen, war Schluss. Note 2,0.

Marcus Thuram: Feierte seinen 25. Geburtstag und beschenkte sich mit dem Tor zum 2:1, als er das Plea-Zuspiel mit einem Kontakt cool im Tor unterbrachte. Davor war Thuram über weite Strecken kein Faktor, weil er nur wenig ins Spiel eingebunden wurde. Zu Beginn lief er bei einem langen Ball gut hinterher und stresste Vogt, fiel dann aber nach dem Körperkontakt zu leicht, so dass ein Elfmeterpfiff zu Recht ausblieb. Kurz nach dem Platzverweis hätte Thuram nach einer Ecke im Getümmel am Fünfmeterraum den Ball fast ins Tor gespitzelt. Eine schlechte Weiterleitung des Franzosen führte zum Hoffenheimer Gegenangriff, der im Führungstor der Gäste mündete. In der Schlusssequenz hätte Thuram nach Plea-Zuspiel seinen zweiten Treffer erzielen müssen, als er Baumann umspielte, Kabak aber mit starker Grätsche im letzten Moment rettete. Note 3,5.

Stefan Lainer (84. Minute für Scally): Mischte noch ein bisschen mit in einem Spiel, das zu diesem Zeitpunkt gelaufen war. Ohne Note.

Patrick Herrmann (89. Minute für Hofmann): Es reichte immerhin noch zu zwei Ballkontakten für den 31-Jährigen. Ohne Note.

 

von Redaktion TORfabrik.de

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