Borussia Mönchengladbach bei Union Berlin. Diese Paarung ist bei den Gladbacher Borussen ungefähr so beliebt, wie ein Besuch beim Zahnarzt. Die etwas Älteren werden das Pokalhalbfinale 2001 nicht vergessen haben, als der damalige Zweitligist Borussia beim Drittligisten Union im Elfmeterschießen verlor und eine neue Gladbacher Tradition einläutete: das regelmäßige Scheitern auf dem Weg ins Pokalfinale.
Auch nach dem Aufstieg der Köpenicker in die Bundesliga haben diese sich nicht unbedingt zu einem Lieblingsgegner der Fohlenelf entwickelt. Obwohl unter gewissen Teilen der Anhänger beider Seiten so etwas wie Sympathie vorherrscht, sind die sportlichen Vergleiche zumindest aus Gladbacher Sicht eher zum Fürchten. Das liegt primär an der Spielphilosophie der Unioner, die den Borussen überhaupt nicht liegt und welche die Köpenicker mittlerweile fast perfektioniert haben.
Solche Mannschaften wie Borussia ‘fressen’ die Unioner mit Haut und Haaren
Dass Union Berlin nach 11 Ligaspielen von der Tabellenspitze grüßt, ist nicht nur für Borussias Trainer Daniel Farke »alles andere als Zufall«. An der Mannschaft von Urs Fischer beißen sich die Konkurrenten Wochenende für Wochenende die Zähne aus. Alle wissen, was auf sie zukommt und dennoch erscheint es unfassbar schwer, diese extrem diszipliniert zu Werke gehende Mannschaft zu knacken. Zumindest für Teams wie die Borussen, die über Ballbesitz kommen und das Spiel selbst aktiv gestalten wollen. Solche Gegner ‘fressen’ die Unioner mit Haut und Haaren.
Wie man dem entgehen kann, zeigten in dieser Saison Eintracht Frankfurt und der VfL Bochum. Beide spiegelten die Spielweise der Unioner und nötigten sie gewissermaßen, sich zumindest phasenweise aktiv am Fußballspielen zu beteiligen. Und weil die Eintracht und der VfL über gewisse Skills im Abnutzungskampf verfügen, konnten sie Union jeweils besiegen. Für Borussias Trainer Daniel Farke ist eine solche Herangehensweise allerdings keine Option, wie er am Freitag verdeutlichte.
Mit Ansage ins Verderben?
Wohl wissend, dass eine völlige Abkehr von der eigenen Philosophie notwendig wäre und Borussia nicht das Personal hat, um sich auf einen ‘dreckigen Fight’ mit Union einzulassen. Man müsse bei sich bleiben und die eigenen Fähigkeiten in die Waagschale werfen, erklärte Farke. Vielleicht wird es ein paar Anpassungen im Detail geben, aber grundsätzlich wird Borussia am Sonntag an der Alten Försterei die Mannschaft sein, die den Ball hat und versuchen wird, Union zu bespielen. Oder mit Ansage ins Verderben läuft.
Die personelle Situation bei den Fohlen bleibt auch bei der Dienstreise nach Köpenick angespannt. Daniel Farke betont zwar immer wieder, dass man das nicht als Ausrede gelten lassen will, dennoch hebt er genauso oft hervor, dass diese Problematik besteht. Ein wenig dreht sich der Coach mit seinen Aussagen im Kreis, was aber letztlich auch nicht wirklich relevant ist. Fakt ist, dass Borussias Kader selbst in voller Besetzung dünn ist und die aktuellen Ausfälle auf Strecke definitiv nicht aufgefangen werden können.
Elvedi sollte dabei sein können
Für das Spiel am Sonntag bedeutet dies, dass neben den Langzeitverletzten Wolf, Neuhaus und Itakura auch Sommer weiterhin ausfällt. Bei Jonas Hofmann formulierte Farke noch eine 5%-Chance, aber der Nationalspieler hat noch nicht mit der Mannschaft trainieren können und ist faktisch raus für das Union-Spiel. Das gilt auch für Stefan Lainer, der nach seiner Coronainfektion ausfällt. Dazu muss Manu Koné aufgrund der Gelbsperre passen.
Immerhin scheint Farke der nächste Ausfall erspart zu bleiben. Nico Elvedi war am Donnerstag im Training umgeknickt und musste die Einheit abbrechen. Am Freitag konnte der Schweizer jedoch schon wieder einsteigen. Noch sind zwar nicht alle Bedenken ausgeräumt und möglicherweise könnten sich noch Probleme ergeben, aber Farke zeigte sich sehr optimistisch, dass er nicht gezwungen wird, die Innenverteidigung umzubauen. Auch so wird die Aufgabe im Duell der Gegensätze schwer genug.
von Marc Basten