Borussia Mönchengladbach ist in Darmstadt aus dem Pokal geflogen. Das ist beileibe nicht die Sensation, als die es am Dienstagabend auf manchen Kanälen verkauft wurde. Selbst vor Ort im Stadion am Böllenfalltor war die Freude der heimischen Fans zwar groß, aber so komplett unerwartet kam der Pokal-Coup der ‘Lilien’ nicht.
Vor allem, weil der verdiente Sieg auf eine Art und Weise zustande gekommen ist, die genau so erwartet wurde. »In den ersten zwanzig Minuten war Darmstadt sehr aggressiv in der Offensive«, sagte Borussias Trainer Daniel Farke anschließend. »Wir selbst waren nicht schnell im Kopf und haben zu viele Defensiv-Zweikämpfe verloren. Dadurch hat Darmstadt das Spiel auf seine Seite gezogen.«
Erst latente Schläfrigkeit und danach fehlende Konsequenz
Die Führung der Gastgeber in dieser Phase war verdient, wie Farke bestätigte. Warum die Borussen mit dieser latenten Schläfrigkeit in die Partie gestartet sind, erschloss sich niemandem so wirklich. Dass die Darmstädter so draufgehen würden, wie sie es taten, kam alles andere als überraschend. Die Gladbacher waren darauf vorbereitet und dennoch nicht in der Lage, damit richtig umzugehen.
Nach dem Rückstand dauerte es noch einige Zeit, bis die Fohlen endlich im Spiel ankamen. Erst in den letzten zehn Minuten vor der Pause wurden sie aktiver. »Mit der Reaktion meiner Mannschaft war ich absolut einverstanden«, so Farke. »Sie ist bei sich geblieben und hat mehrere gute Chancen herausgearbeitet«. Mit dem Ausgleich kurz nach dem Seitenwechsel hätte die schwache Anfangsphase eigentlich vergessen sein sollen.
Der Schiedsrichter entschuldigte sich
Doch den Borussen fehlte trotz optischer Überlegenheit die Entschlossenheit, das Spiel komplett auf ihre Seite zu ziehen. Dazu kam auch noch, dass der angesichts der Atmosphäre im Stadion leicht verunsichert wirkende Schiedsrichter den Borussen einen klaren Foulelfmeter verweigerte. Da es jedoch keinen VAR gab, blieb das Vergehen an Thuram ungeahndet. »Der Schiedsrichter war schon bei uns in der Kabine und hat sich entschuldigt, dass er einen Fehler gemacht hat«, sagte Farke. Kaufen konnten sich die Borussen davon freilich nichts.
Aber auch ohne den Elfmeter hätten die Gladbacher das Spiel für sich entscheiden können. »Wir hatten einige gute Situationen, haben da aber die letzte Konsequenz vermissen lassen«, so Farke. »Wenn du diese Szenen nicht zur Führung nutzt, musst du defensiv ohne Fehler bleiben. Das ist uns leider nicht gelungen. Darmstadt hat einen Fehler in unserer Spieleröffnung zum 2:1 genutzt und das war letztlich spielentscheidend.«
Möglicherweise sind am Böllenfalltor WM-Träume geplatzt
Dass es ausgerechnet Tobias Sippel war, der sich mit seinem schwachen Pass dafür verantwortlich zeigte, führt zu den weiteren ärgerlichen Aspekten des Abends, die in ihrer Konsequenz noch schlimmer sein könnten, als das Ausscheiden aus dem Pokal. Yann Sommer knickte ohne Fremdeinwirkung unglücklich um und musste ausgewechselt werden, Jonas Hofmann blieb zur Pause mit einer Schulterverletzung draußen.
Beide dürften der Borussia länger fehlen – womöglich sind am Böllenfalltor sogar zwei WM-Träume geplatzt. Die ohnehin schon auf Kante genähte Personaldecke bei der Borussia wird damit immer dünner und es deuten sich äußerst komplizierte Wochen bis zur WM-Pause an. Der Abend am Böllenfalltor war jedenfalls ein rabenschwarzer für Borussia Mönchengladbach.
Update 15:15 Uhr: Nach Vereinsangaben hat Jonas Hofmann eine Schultereckgelenksprengung ohne knöcherne Beteiligung erlitten und wird den Fohlen vorerst fehlen. Seine Teilnahme mit der DFB-Auswahl an der WM sei jedoch nicht in Gefahr. Bei Yann Sommer wurde keine genaue Diagnose bekannt gegeben. Der Goalie fällt nach Angaben der Borussia 'bis auf Weiteres' aus.