Einzelkritik zum Pokalspiel in Darmstadt

Zu wenig Überzeugung für ein Weiterkommen im Pokal

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Trotz aller Bemühungen zogen die Borussen in Darmstadt den Kürzeren (Foto: Alex Grimm - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach ist bei Darmstadt 98 verdient aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Die Fohlen brachten nur in wenigen Phasen ihre Leistung, blieben ansonsten aber sehr viel schuldig. Entsprechend ernüchternd fällt die Einzelkritik aus:

Yann Sommer: Der Pechvogel des Abends. In der vierten Minute fing der Goalie unbedrängt einen harmlosen hohen Ball im Strafraum, geriet dabei in der Luft ein wenig in Schieflage und als er den Boden berührte, knickte er mit dem linken Fuß böse um. Nach kurzer Behandlung spielte der 33-Jährige weiter, entschärfte im kurzen Eck eine Chance von Manu (9.) und spielte noch einige Pässe. In der 12. Minute war dann aber Schluss, nachdem er einen Flankenball über das Tor gelenkt und den linken Fuß belastet hatte. Tobias Sippel musste übernehmen. Ohne Note.

Joe Scally: Der Rechtsverteidiger wirkte, wie die meisten Kollegen, in der Anfangsphase überrascht von der körperbetonten Herangehensweise der Darmstädter und dem ausbleibenden Schutz durch den Schiedsrichter. Aber der US-Nationalspieler stellte sich darauf ein und ging seinerseits in den Zweikämpfen konkret zur Sache. Probleme hatte Scally in Sachen Raumaufteilung, auch weil die Abstimmung mit Ngoumou einige Male nicht passte. Beim ersten Gegentor entschied sich der 19-Jährige weit einzurücken und ließ damit gleich zwei Darmstädter in seinem Rücken blank stehen. Am Ball leistete sich Scally zwei, drei technische Fehler, sein Passspiel war weitestgehend ordentlich. Vor dem Ausgleich spielte er den Ball direkt zu Plea. Note 4,0.

Marvin Friedrich: Dem Ex-Schalker war in mehreren Situationen eine nicht wirklich zu erklärende Verunsicherung anzumerken. Er konnte zwar im Luftkampf oder durch Nachsetzen einiges ausbügeln, aber er wiederholt fehlte es an der richtigen Handlungsschnelligkeit. So auch vor dem 0:1, als er zwar die Lage erkannte, aber das entscheidende Zuspiel nicht verhindern konnte. Im Passspiel und bei seinen sonstigen Ballaktionen war der 26-Jährige teilweise sehr hölzern und mit technischen Unzulänglichkeiten. Nach der Pause wirkte Friedrich insgesamt etwas gefestigter, was aber auch daran lag, dass die Darmstädter in der Offensive weniger bissig zu Werke gingen. Note 4,0.

Nico Elvedi: Der Schweizer startete mit einer aufmerksamen Balleroberung und einem gewonnenen Kopfballduell. Doch dann ließ er sich vor allem in den Duellen mit Malu einige Male den Schneid abkaufen. Elvedi hatte große Probleme mit der grenzwertig robusten Körperlichkeit der Darmstädter. Erst als er mehrmals vergeblich beim Schiedsrichter regelrecht um Hilfe flehte, ging der 26-Jährige selbst widerstandsfähiger zu Werke. Da stand es aber bereits 0:1, auch weil Elvedi in dieser Aktion herausgerückt war und auf der Seite sehr einfach ausgespielt wurde. In der zweiten Halbzeit war er zunächst defensiv weniger gefordert und leitete mit einer guten Balleroberung die Halbchance von Koné ein. Beim zweiten und entscheidenden Gegentor machte Elvedi keine gute Figur: Es war zwar nicht einfach, zwischen Ball und Gegner zu kommen, aber mit etwas mehr Vehemenz wäre es durchaus möglich gewesen. Note 4,5.

Luca Netz: Ersetzte Bensebaini auf der linken Abwehrseite, konnte sich aber nicht nachhaltig empfehlen. Netz hatte im defensiven Stellungsspiel Probleme und traf mehrmals die falsche Entscheidung, wenn es darum ging, ob er rausrücken sollte oder nicht. Im Zweikampf war er fast immer zweiter Sieger und vor allem in den Kopfballduellen sah er überhaupt kein Land. Der 19-Jährige schaltete sich zwar mit nach vorne ein, wurde aber wenig eingebunden. Im Passspiel machte Netz es ordentlich und bei seinem Ausgleichstreffer war er wachsam und nicht zögerlich. In der Abwehrarbeit blieben die Probleme allerdings weiterhin offensichtlich. Nach 82 Minuten wurde er von Bensebaini abgelöst. Note 4,0.

Julian Weigl: War der Borusse mit den meisten Ballkontakten, konnte dem Spiel aber nur phasenweise seinen Stempel aufdrücken. Einige Vertikalpässe waren sehr respektabel, aber der eine oder andere Versuch missglückte. Die Darmstädter hatten Weigl als Fixpunkt des Gladbacher Aufbauspiels ausgemacht und bearbeiteten ihn pausenlos. So hatte der 27-Jährige nur wenig Raum, um zur Entfaltung zu kommen. Zudem war er mehr als erwartet mit Defensivaufgaben beschäftigt. Kurz vor der Pause sah Weigl eine unberechtigte Gelbe Karte und musste danach in zwei Situationen zurückziehen, um der Gefahr des Platzverweises zu entgehen. Note 4,0.

Manu Koné: Der Franzose hatte spürbare Anlaufschwierigkeiten. Ihm unterliefen mehrere einfache Ballverluste und im Defensivzweikampf - wie vor dem 0:1, als er in der Entstehung auf der linken Seite nicht eingriff - hatte er Probleme. Die erste auffällige Aktion war sein guter Steilpass mit dem nötigen Druck nach knapp zwanzig Minuten. In der Folgezeit zeigte der 21-Jährige zwar ein paar Ansätze, streute aber immer wieder Nachlässigkeiten ein. Im zweiten Durchgang wirkte Koné auch in den Zweikämpfen etwas stabiler, im spielerischen Bereich stach er aber kaum hervor. Ein Schussversuch aus der Distanz war letztlich harmlos. Note 4,5.

Nathan Ngoumou: Absolvierte sein Startelfdebüt für die Borussia und war durchaus ein belebendes Element. Sein erster Antritt war etwas zu optimistisch und er kam nicht am Gegenspieler vorbei, danach gelang ihm das jedoch einige Male. Dabei waren in beiden Halbzeiten mehrere sehr gute Läufe über die Außenbahn, die er allerdings jeweils schwach abschloss. Die Hereingaben waren überhastet und es mangelte an Präzision. Bei seiner Torchance im Anschluss an den Doppelpass mit Plea fehlte ihm offensichtlich das Zutrauen. Ein unsauberer vorletzter Kontakt und ein kraftloser Schuss aus spitzem Winkel kosteten den 22-Jährigen den möglichen Premieren-Treffer. Im zweiten Durchgang misslang Ngoumou ein Kopfballversuch nach Flanke von Plea. Nach hinten arbeitete der Franzose bereitwillig mit, wobei es hier und da Missverständnisse mit Scally gab. In der 82. Minute machte er Platz für Borges Sanches. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Übernahm die Rolle hinter den Spitzen, wo er sich zunächst als Forechecker ohne Möglichkeit auf einen Ballgewinn versuchte. Danach ließ er sich vermehrt fallen, um Bälle zu schleppen oder sonst wie Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen. Das gelang nur in Ansätzen, auch weil Hofmann unter Bedrängnis wenig stabil war und permanent Bälle verlor. Nach einem Sturz auf die Schulter musste er behandelt und zur Pause ausgewechselt werden. Hofmann wird der Borussia in den nächsten Wochen fehlen. Note 4,5.

Alassane Plea: War in der Startphase kein Faktor und leistete sich einige unsaubere Aktionen. Im weiteren Verlauf wurde Plea aber immer mehr zum Gestalter der (wenigen) konstruktiven Gladbacher Angriffe. So bereitete er Thurams erste Chance vor, bediente Ngoumou per Doppelpass und ließ einen guten Distanzschuss ab, der zur Ecke pariert wurde. Nach der Pause gab er den Assist zum Ausgleichstor. Der Franzose musste sich ärgern, dass sowohl Ngoumou als auch in der Schlussminute Herrmann seine präzisen Hereingaben in den Strafraum nicht verwerten konnten. Note 3,0.

Marcus Thuram: Zog in mehreren Duellen gegen die physisch starken Innenverteidiger der Darmstädter den Kürzeren, vor allem bei hohen Bällen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hatte Thuram nach Zuspiel von Plea eine erste Chance, aber der schlappe Schuss aus ungünstigem Winkel wurde vor der Linie geklärt. Zuvor hatte er den Torwart umspielt, wurde dabei aber zu weit nach außen getrieben. Den eher unbeholfenen Versuch, einen Elfmeter herauszuholen, hätte sich Thuram sparen können. Möglicherweise hätte der Schiedsrichter seinen neuerlichen Fall im zweiten Durchgang dann anders bewertet, denn da wurde er klar getroffen. So aber blieb der fällige Elfmeterpfiff aus. Im Verlauf der zweiten Halbzeit zeigte der 25-Jährige einige gefährliche Ansätze, kam aber nicht mehr in Abschlussposition. Note 4,0.

Tobias Sippel (13. Minute für Sommer): Musste kalt ins Spiel und begann mit einem Ballverlust, als er sich bei der Verarbeitung eines Rückpasses von Friedrich zu viel Zeit ließ. Beim ersten Gegentor hatte Sippel keine Abwehrchance, beim Lattenkracher und dem Kopfball von Manu, der haarscharf am Tor vorbeiflog, war das nicht anders. Von seinen Pässen und Abschlägen landete einiges beim Gegner - frappierend war der Fehlpass durch die Mitte, der den Darmstädter Siegtreffer einleitete. Note 4,5.

Lars Stindl (46. Minute für Hofmann): Mit dem Kapitän kam mehr Zug ins Offensivspiel. Er ließ sich fallen, trieb das Spiel an und zeigte sich deutlich widerstandsfähiger im Zweikampf als Hofmann zuvor. Zwar missglückten dem 34-Jährigen auch ein paar Versuche, etwas zu initiieren, aber er versuchte es immerhin. Note 3,5.

Ramy Bensebaini (82. Minute für Netz): Konnte sich bei seinem Kurzeinsatz nicht mehr in Szene setzen. Ohne Note.

Yvandro Borges Sanches (83. Minute für Ngoumou): Zeigte sich zwei-, dreimal auf der rechten Seite, zog dann aber den sicheren Pass vor, anstatt ins Risiko zu gehen. Ohne Note.

Patrick Herrmann (84. Minute für Scally): Hinten mit einer kleinen ‘Schwimmeinlage’, dafür vorne mit der Ausgleichschance, als er Pleas Flanke gut annahm und direkt abzog - leider schoss er den Torwart an. Einen Vorwurf kann man Herrmann aber nicht machen. Ohne Note.

 


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