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Der neue Weg der Borussia bleibt steinig

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Marco Rose (Foto: TORfabrik.de)

Noch immer ist die Saison zu jung um wirklich abschätzen zu können, wohin der neue Weg von Borussia Mönchengladbach unter Marco Rose wirklich führt. Nach der ersten englischen Woche bestätigt sich jedoch die Vermutung, dass es ein steiniger Weg bleiben wird.

Zehn Punkte hat die Borussia nach fünf Bundesligaspielen auf dem Konto. Das ist eine mehr als ordentliche Zwischenbilanz, erst recht unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ein Umbruch vollzogen wird. Die beste Team-Leistung lieferte die ‘neue’ Borussia dabei paradoxerweise gegen RB Leipzig - bei der bislang einzigen Niederlage in der Liga. Ansonsten war es viel Stückwerk und letztlich brachte die individuelle Qualität, gepaart mit Schwächen des Gegners, die Auswärtssiege in Mainz und Köln sowie zuletzt den Heimsieg gegen Düsseldorf.

Dass die ‘neue Borussia’ noch auf sehr wackeligen Beinen steht, machte nicht nur die historische Pleite gegen Wolfsberg in der Europa League deutlich. Weiterhin sind es durchaus vielversprechende Ansätze, die aufzeigen, wie der Spielstil einmal aussehen soll. Gleichzeitig ist unübersehbar, dass Marco Rose in vielen Bereichen Abstriche machen muss. Bei der Arbeit gegen den Ball setzt die Mannschaft in Sachen Körperlichkeit und Bissigkeit schon vieles um, doch von einem effektiven Offensivpressing ist man noch meilenweit entfernt. Mit simpler Dreiecksbildung lösen sich auch spielerisch limitierte Gegner relativ einfach aus den ‘Pseudo-Stresssituationen’, welche die anlaufenden Gladbacher heraufbeschwören wollen.

Dagegen funktioniert es mit den Balleroberungen im Mittelfeld phasenweise schon sehr ordentlich. Zakaria ist hier der Vorreiter, auch Lainer, Benes, Kramer und mit Abstrichen Neuhaus bringen sich ein. Das Umschalten nach Ballgewinnen erfolgt meist durch Einzelaktionen, wobei sich hier neben Zakaria besonders Embolo hervorgetan hat, der mit Wucht aus der Tiefe auf die gegnerische Abwehr zuläuft. Doch noch gibt es zu wenig spielerische Lösungen, weil die Automatismen nicht ausgereift sind. Wie es funktionieren kann, zeigte der Ausgleichstreffer gegen Düsseldorf. Benes sammelte den Ball im Mittelfeld auf und spielte zu Neuhaus, der löste sich elegant und passte zu Lainer auf der rechten Seite, während in der Mitte Thuram konsequent den richtigen Laufweg wählte, Gegenspieler Ayhan abhängte und die punktgenaue Hereingabe von Lainer verwertete.

Solche Situationen, an denen drei oder vier Spieler in höchstem Tempo beteiligt sind und alle wissen, was sie da tun, kann und muss es noch viel öfter geben. Das ist etwas, was man sich erarbeiten kann und die Qualität der Spieler sollte es auch hergeben, dass sich die Abläufe einschleifen. Genauso gilt es, sich intensiv mit dem Verhalten bei Standardsituationen zu beschäftigen. Borussia hat (zu) viele Tore nach ruhenden Bällen kassiert und ist selbst bei Ecken und Freistoßflanken zu harmlos. Dabei haben die Borussen gegenüber anderen Teams oftmals Größenvorteile. Ansonsten könnte man es sich nicht leisten, einen Riesen wie Zakaria (ungeachtet der Tatsache, dass er kein guter Kopfballspieler ist) bei eigenen Ecken als Konterabsicherung an die Mittellinie zu stellen.

Es gibt darüber hinaus noch zahlreiche Details, an denen Marco Rose mit seinen Mannen arbeiten muss. Das in Echtzeit umzusetzen ist bei dem eng getakteten Terminkalender nicht einfach. Der Trainer wird genau abwägen müssen, was unter diesen Umständen und insbesondere mit diesem Kader realistisch ist. Rose muss einerseits den Umbruch weiter vorantreiben, andererseits auch Ergebnisse liefern - das haben ihm die Reaktionen nach der Wolfsberg-Pleite eindrücklich vor Augen geführt. Daher wird er an der einen oder anderen Stelle Kompromisse eingehen müssen. Der Weg der neuen Borussia, soviel steht fest, ist steinig und wird es auch auf absehbare Zeit bleiben.

 


von Marc Basten

 

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