Marco Rose musste gegen Inter auf Innenverteidiger Nico Elvedi (Muskelverletzung) verzichten. Für den Schweizer begann, wie schon am letzten Samstag beim Ligaspiel gegen Schalke, Tony Jantschke. Insgesamt gab es drei Änderungen in der Startelf im Vergleich zum Schalke-Spiel: Lainer, Kramer und Stindl begannen, Herrmann, Zakaria und Embolo blieben zunächst draußen.
Im nasskalten Borussia-Park entwickelte sich von Beginn an das erwartet interessante Champions-League-Spiel. Beide Teams neutralisierten sich zunächst, wobei Borussia mehr Ballbesitz hatte. Die erste Torchance verzeichneten allerdings die Gäste – Jantschke blockte zweimal am kurzen Pfosten gegen Martinez – erst per Grätsche und dann mit dem Kopf (6.).
Sommer lässt Schuss aus spitzem Winkel durch die Beine rutschen
Die Gladbacher ließen den Ball sicher laufen, allerdings kamen sie nicht gefährlich vor das Mailänder Tor. Die Italiener warteten derweil aus einer kompakten Ordnung auf schnelle Umschaltangriff über Zielspieler Lukaku. So wie in der 15. Minute, als der Belgier Jantschke auf links enteilte und Young am langen Pfosten mit einem Lupferpass bediente – zum Glück flog der noch abgefälschte Ball am Tor vorbei.
Inter war in diesen Minuten klarer in den Aktionen und die Borussen hatten immer größere Mühe, die Italiener vom eigenen Tor wegzuhalten. Ein Klärungsversuch von Ginter wurde im Mittelfeld von Inter aufgenommen und über Lukaku, der per Hacke verlängerte, gelangte das Leder auf halbrechts zu Darmian. Bei dessen Schuss aus spitzem Winkel kam Wendt mit seiner Grätsche zu spät und Sommer ließ den Ball zum 0:1 durch die Beine rutschen (17.).
Nach einer halben Stunde werden Borussias Angriffe zielgerichteter
Die Gladbacher hatten an diesem Treffer deutlich zu knabbern und fanden nur ganz langsam wieder Zutrauen in ihre Aktionen. Derweil versuchte Inter den zweiten Treffer nachzulegen. Einige Male wurde es brenzlig, weil sich die Gäste sehr einfach in den Strafraum der Fohlen kombinieren konnten. Nach einem Steckpass von Lukaku kam Martinez zum Abschluss – Lainer warf sich dazwischen, aber Martinez holte sich den Rebound und knallte den Ball halbhoch aufs kurze Eck – Sommer verhinderte den Einschlag (33.).
Erst danach wurden auch die Borussen auf dem Weg nach vorne gefährlich. Einen Linksschuss von Lainer von der Strafraumgrenze wehrte der Keeper ab, die folgende Flanke von Wendt führte zu einem Kopfball von Stindl, doch wieder war der Schlussmann der Italiener zur Stelle (36.). Kurz darauf die nächste Gladbacher Chance durch Thuram, dessen Flachschuss von halblinks von Handanovic nach vorne abgelenkt wurde, aber kein Borusse war zum Rebound zur Stelle.
Plea markiert mit Kopfballaufsetzer den 1:1-Halbzeitstand
Doch Borussia war nun im Spiel und kam in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum Ausglich. Ginter passte auf Stindl, der direkt auf rechts zu Lazaro weiterleitete. Dessen Flanke an den zweiten Pfosten verwertete Plea mit einem unhaltbaren Kopfballaufsetzer zum 1:1 (45.+1).
Zur zweiten Halbzeit nahm Marco Rose einen Wechsel vor – Jantschke blieb angeschlagen draußen und Zakaria ersetzte ihn. Die Anfangsphase des zweiten Durchgangs gehörte klar den Borussen. Nach einer Ecke von Stindl verschaffte sich Thuram sechs Meter vor dem Tor Platz, köpfte aber aus aussichtsreicher Position am Tor vorbei (51.). Es gab einige gute Spielzüge der Fohlen, doch dann meldete sich Inter zurück.
Doppelschlag von Lukaku
Nach einer Brustablage von Lukaku am Sechzehner zirkelte Martinez das Leder an den Pfosten – das war großes Glück für die Gladbacher (62.). Zwei Minuten später wurde Thuram im Mittelfeld – durchaus grenzwertig – vom Ball getrennt und dann ging es ganz schnell. Lukaku kam ins Eins-gegen-Eins mit Zakaria, drückte diesen kurz weg und schoss dann durch dessen Beine flach zum 1:2 ins Eck (64.).
Das war erneut ein Wirkungstreffer, denn Inter bekam danach Oberwasser, während die Borussen sich deutlich schwerer taten als in der ersten Viertelstunde nach der Pause. In der 73. Minute schien der Drops dann gelutscht. Sanchez konnte einen unbedrängten Pass auf Hakimi spielen, der über Gladbachs linke Seite loszog und eine punktgenaue Flanke auf den komplett blanken Lukaku zirkelte, der sich die Chance zum 1:3 nicht nehmen ließ.
Plea gibt die schnelle Antwort
Doch die Borussen knickten nicht weg – im Gegenteil. Nur zwei Minuten später eroberte Neuhaus stark den Ball im Mittelfeld und spielte auf Thuram. Der leitete direkt weiter in den Lauf von Plea, der von halbrechts ins lange Eck traf. Nach Überprüfung des VAR wurde das Tor gegeben – Plea war nicht im Abseits (75.). Nun wurde es richtig hektisch im Borussia-Park. Zunächst hatte Borussia großes Glück, dass Lainer auf der Linie ein Eigentor von Kramer verhinderte und Young soweit irritierte, dass der den Ball aus zwei Metern am Tor vorbei stocherte (77).
Dann folgte die 83. Minute, über die man in Gladbach noch eine ganze Zeit sprechen wird. Der eingewechselte Embolo setzte sich stark durch und über den ebenfalls neu gekommenen Wolf gelangte der Ball zu Plea. Der Franzose spielte weiter auf Lainer, der sofort zurück zu Plea passte. Der Stürmer nahm Maß und beförderte den Ball mit einem klugen Schuss durch den dicht bevölkerten Sechzehner zum vermeintlichen 3:3 ins Eck.
Schiedsrichter Makkelie kassiert Pleas Tor ein
Die Frage war nun, ob im Getümmel vor dem Torwart möglicherweise ein Gladbacher Spieler im Abseits war. Und tatsächlich – Breel Embolo stand hauchzart in der verbotenen Zone. Aber der Schweizer hatte den Ball weder berührt, noch hatte er die Sicht des Torwarts behindert. Der VAR meldete dennoch Zweifel an, der niederländische Schiedsrichter begab sich zur Urteilsfindung an den Bildschirm - und entschied auf strafbares Abseits von Embolo und damit kein Tor.
Die Aufregung auf Gladbacher Seite war verständlicherweise riesig – sie fühlten sich um den dritten Treffer von Plea betrogen. In der verbleibenden Spielzeit wurde es entsprechend wild und die Inter-Spieler griffen ganz tief in die Trickkiste der Schauspielerei und des Zeitschindens. Die Nachspielzeit betrug sechs Minuten und obwohl die Italiener weiterhin keine Gelegenheit zur Spielverzögerung ausließen, pfiff Referee Makkelie genau pünktlich ab – gerade als die Gladbacher einen Angriff starten wollten.
Endspiel in Madrid
Damit war die erste Niederlage in dieser Champions-League-Saison für Borussia perfekt. Borussia bleibt zwar Tabellenführer der Gruppe B und hat in jedem Fall den dritten Platz sicher, aber es kommt nächste Woche zu einem Endspiel bei Real Madrid. Die Königlichen verloren in Donezk, so dass theoretisch noch alle vier Klubs ins Achtelfinale einziehen können.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lainer, Ginter, Jantschke (46. Zakaria), Wendt (78. Wolf) – Kramer, Neuhaus – Lazaro, Stindl (69. Embolo), Thuram – Plea
weiter im Kader: Grün (ETW), Sippel (ETW), Beyer, Lang, Poulsen, Bénes, Herrmann, Traoré
Inter Mailand: Handanovic - Skriniar, de Vrij, Bastoni - Brozovic, Darmian (59. Hakimi), Barella, Gagliardini, Young (87. Perisic) - R. Lukaku, L. Martinez (71. Sanchez)
Tore: 0:1 Darmian (17.), 1:1 Plea (45+1), 1:2 Lukaku (64.), 1:3 Lukaku (73.), 2:3 Plea (75.)
Gelbe Karten: Stindl, Lainer, Plea – Martinez, de Vrij, Barella, Young, Gagliardini, Lukaku, Bastoni
Schiedsrichter: Danny Makkelie (NL)
Zuschauer: -
von Marc Basten