Nachdreher aus dem Ruhrstadion

Borussias bemerkenswerter Knotenlöser in Bochum

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Doppelpacker Alassane Plea (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach hat den ersten Saisonsieg eingefahren. Der hochverdiente 3:1-Erfolg im Bochumer Ruhrstadion war in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Zumindest das, was auf dem Platz geschah.

Als eine Stunde vor Spielbeginn im Ruhrstadion die Aufstellungen verteilt wurden, gab es einige überraschte Gesichter. Gladbachs Trainer Gerardo Seoane hatte ein Kampfspiel angekündigt, doch er setzte Manu Koné auf die Bank und nominierte stattdessen die nicht gerade als Zweikampfmonster bekannten Florian Neuhaus und Alassane Plea. Dieses Personal hatte man auch auf Bochumer Seite nicht unbedingt erwartet. 

Der Verzicht auf Koné war allerdings weniger als Schachzug gedacht, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet, dass der Franzose nach seinem Comeback am vergangenen Wochenende unter der Woche kaum richtig trainieren konnte. Dies wiederum wurde im Vorfeld der Partie von Gladbacher Seite unter den Teppich gekehrt und verdeutlicht einmal mehr, dass nicht öffentliche Trainingseinheiten durchaus Sinn ergeben. 

»Offensiv wahnsinnig variabel« - Jordan als perfekter Zielspieler

Mit ihrem flexiblen 3-3-2-2 System und »der Energie, die Zweikampfstärke der Bochumer anzunehmen«, wie es Seoane später umschrieb, waren die Borussen von Beginn an Herr im Ruhrstadion. Sie zeigten sich unbeeindruckt vom Gegner, aber auch vom verspäteten Anpfiff und dem ausbleibenden organisierten Support aus dem Gästeblock. Stattdessen stürzten die Gladbacher die Bochumer von einer Verlegenheit in die nächste. »Wir haben viele Zweikämpfe und zweite Bälle gewonnen und daraus gut umgeschaltet«, lobte Seoane. »Und dann haben wir die Räume genutzt, mit unseren schnellen Spielern auf den Flügeln.«

Vorwerfen muss man den Fohlen, dass sie eine Fülle an hochkarätigen Chancen liegen ließen, ehe Neuhaus in der 27. Minute nach Zuspiel von Plea der überfällige Führungstreffer gelang. Ausgerechnet Neuhaus und Plea, letzterer stellte mit seinem anschließenden Doppelpack die 3:0-Pausenführung her, sorgten für den Unterschied. »Sie konnten mit ihrer hervorragenden Technik in den Räumen agieren«, freute sich Borussias Geschäftsführer Virkus. »Wir waren offensiv wahnsinnig variabel mit Jordan, der die Bälle festgemacht hat.«

»Wir waren fußballerisch die klar bessere Mannschaft«

Tatsächlich machte es Jordan als robuster Zielspieler mit ungemeiner Ballsicherheit herausragend. »Wir wussten, dass sich Räume ergeben, wenn wir die erste Reihe der Bochumer überspielt bekommen und haben genau das auf den Platz gebracht«, sagte Florian Neuhaus. »Jordan hat die Bälle super festgemacht und dann konnten wir in die Räume nachgehen und zu den Abschlüssen kommen.« »Wir waren fußballerisch die klar bessere Mannschaft und es ist schön zu sehen, was dieses Team draufhat«, lobte Roland Virkus. Die 3:0-Pausenführung spiegelte auch in dieser Höhe die Kräfteverhältnisse auf dem Platz korrekt wider. 

Nach dem Seitenwechsel versäumten es die Borussen, die sich ergebenden Möglichkeiten zum vierten Treffer zu nutzen. »Wir haben ein paarmal die Chance, den Sack zuzumachen«, sagte Roland Virkus und Maximilian Wöber ergänzte: »Wenn wir das vierte Tor machen, dann brennt gar nichts mehr an«. So aber 'murmelten' die Bochumer den Ball um 1:3 ins Tor und plötzlich erwachte auch das Ruhrstadion. Mehr als zwanzig Minuten waren da noch auf der Uhr und Borussia wäre nicht Borussia, wenn es da nicht noch mal kribbelig geworden wäre. 

Gladbach war das bessere Bochum

So richtig bemerkenswerte Torchancen erspielten sich die Bochumer zwar nicht, doch es wurde einige Male brenzlig am und im Gladbacher Strafraum. Gerardo Seoane monierte eine gewisse Passivität seiner Mannen, die es nicht mehr verstanden, konsequent nach vorn zu spielen oder aber zumindest den Ball mal für längere Phasen zu sichern. »Es war dann hitzig«, sagte Wöber. »Bochum schlägt jeden Ball blind nach vorn und steht dann mit sechs Mann dort.« Doch die Borussen hielten dagegen und schafften es, eine mögliche Initialzündung in Form des zweiten Bochumer Treffers zu verhindern. 

Zwar fiel der tief in der Nachspielzeit, doch Schiedsrichter Dr. Brych hatte unverständlicherweise ein klares Doppelfoul an Moritz Nicolas im Fünfmeterraum übersehen und korrigierte seinen Fehler nach Intervention des VAR. So brachten die Borussen den hochverdienten Zwei-Tore-Vorsprung über die Zeit und heimsten neben dem ersten Dreier auch noch ein Kompliment von Bochums Trainer Thomas Letsch ein, das unterstrich, dass man an diesem Nachmittag im Ruhrstadion vieles richtig gemacht hat: »Der Gegner war uns in unseren Tugenden und in unseren Stärken überlegen«. Mit anderen Worten: Gladbach war nicht nur das fußballerisch überlegene Team, Gladbach war auch das bessere Bochum. 

 


von Marc Basten
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