Einzelkritik: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 1:2 (1:2)

Borussia hat die Gelegenheit genutzt

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Der Coup ist gelungen (Foto: Christof Stache / Getty Images)

Der Auswärtssieg bei Bayern München war überraschend und wichtig gleichermaßen. Die Einstellung der Borussen stimmte und wird die Messlatte für den weiteren Verlauf der Rückrunde sein. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: War bei den ersten Bewährungsproben auf dem Posten, als er den Gnabry-Schuss stark abwehrte und bei der Zufallschance von Lewandowski mit dem Knie rettete. Beim Gegentor rauschte der Ball in seine kurze Ecke, aber er war sehr hart geschossen und eine Reaktionszeit entsprechend kurz. Eine direkte Ecke von Kimmich entschärfte Sommer, den Roller von Roca schaute er am Tor vorbei und gegen Musiala rettete der Schweizer mit einer super Parade. Eine Ecke faustete er gut weg und auch eine Kopfballklärung außerhalb des Strafraums war gelungen. Der 33-Jährige hielt auch den Flachschuss von Lewandowski und rettete mit den Fingerspitzen bei einer Hereingabe. In der Nachspielzeit wurde er beim Fausten gefoult und gewann wertvolle Zeit. Note 2,0.

Matthias Ginter: Als rechter Akteur in der Dreierkette lieferte der künftige Ex-Borusse eine konzentrierte und solide Leistung ab. Er war präsent im Kopfballspiel, auch wenn er nicht alles zum eigenen Mann brachte. Bei einer Lewandowski-Hereingabe stand er richtig und klärte zur Ecke. Einige Male rückte der 27-Jährige im Gegenpressing gut mit nach, so stand er mit seinem Ballgewinn in Zusammenarbeit mit Koné an der Basis des Angriffs zum Ausgleich. Den Eckball zum Führungstreffer holte Ginter raus, als er sich beim Netz-Freistoß gut frei lief und abzog - der Ball wäre gefährlich aufs Tor gekommen, wurde aber zur Ecke abgelenkt. Kurz vor der Pause rettete Ginter vor der Linie beim Müller-Nachschuss. In dieser Spezialdisziplin wird man Ginter in Gladbach künftig vermissen. Note 2,5.

Nico Elvedi: Zentraler Mann in der Dreierabwehrkette, aber alles andere als ein Fels in der Brandung. Er rettete zwar einmal vor Gnabry zur Ecke, schlief aber beim Gegentor und lief erst dem Ball nicht entgegen und ließ sich dann mit einer simplen Bewegung von Lewandowski überraschen. Bei der Doppelchance der Bayern in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit sah Elvedi ganz schlecht gegen Lewandowski aus, als er ins Straucheln geriet und nur noch hinterher kriechen konnte. Nach der Pause agierte der Schweizer zwar weniger wackelig, war aber beim Lattenschuss von Lewandowski zu weit weg vom Schützen und bei der Flanke von Lewandowski auf Müller bückte sich Elvedi und brachte so Jantschke in die Bredouille. Im Spielaufbau war der 25-Jährige kein Faktor - 35 Ballkontakte sind für einen zentralen Innenverteidiger sehr wenig, zudem war seine Passquote mit 73% deutlich unter seinem sonstigen Niveau. Note 4,5.

Tony Jantschke: Die persönliche Quote der Startelfeinsätze kann sich sehen lassen: Zwei Spiele, zwei Siege. Der Routinier spielte links in der Dreierkette, was eher suboptimal für einen Rechtsfuß ist. So flog auch ein simpler Ball von Jantschke ins Seitenaus. Aber insgesamt erledigte Jantschke seinen Job in der ihm ureigenen zuverlässigen und ruhigen Art. Er störte Müller beim Kopfball gerade noch genug und hatte mehrere gute ‘Einstiegsmomente’, mit denen er Kombinationen der Bayern unterband. Der 31-Jährige hatte zwar einige Streuung im Passspiel, blieb dafür defensiv aber auf der Höhe des Geschehens. In der 67. Minute wurde er durch Beyer ersetzt. Note 3,0.

Manu Koné: Startete mit einer Balleroberung und wusste mit guten Körpertäuschungen und Ballkontrolle zu gefallen. Er zeigte sich mehr als ordentlich beim kombinieren auf engstem Raum und es war bemerkenswert, wie selbstverständlich sich Koné aus Drucksituationen löste. Allerdings traf er dann zu oft die falsche Entscheidung und lief sich bei mehreren Soli fest und verlor den Ball. Es wäre besser, er würde schneller die vertikale Lösung suchen, nachdem er sich freigespielt hat. Einige Überzahlsituationen auf dem Weg nach vorne spielte er sehr schlecht aus, dazu unterliefen ihm zwei krasse Fehlpässe innerhalb einer Minute. Vor allem der zweite hätte fast verheerende Folgen gehabt. Vor dem Gegentor unterschätzte er die Gefahr und ging gegen Müller nicht konsequent genug hin. In Sachen Einsatz- und Laufbereitschaft war der 20-Jährige ansonsten ganz vorne mit dabei - über 12 Kilometer spulte er ab. Note 3,5.

Christoph Kramer: War zu Beginn nicht so auffällig, wurde aber im Verlauf der ersten Halbzeit auch am Ball immer mehr zu einem Faktor. Er sorgte für mehrere Ballgewinne und rückte mehrfach gut mit nach. Einmal lief der 30-Jährige klasse mit einer fließenden Bewegung über rechts bis zur Grundlinie. Neben seinem unermüdlichen Einsatz strahlte er auch eine gewisse Spielfreude aus. So war er an den meisten konstruktiven Angriffen beteiligt, u.a. bereitete er mit seinem klugen Zuspiel die Embolo-Chance kurz vor der Pause vor. Nach 78 Minuten räumte er das Feld für Bénes - zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits fast 11 Kilometer abgerissen. Note 2,5.

Stefan Lainer: Der Österreicher startete etwas holprig in die Partie. Einem Fehlpass nach langem Warten folgte etwas später eine misslungene Grätsche, die zu Lewandowskis erster Chance führte. Wenn Lainer seine Läufe mit Ball startete, wirkte er etwas unentschlossen. Er tunnelte Sabitzer sowie Musiala, aber der Ball kam beide Male nicht zum eigenen Teamkollegen. Doch Lainer versuchte es unverzagt weiter. So bereitete er den Ausgleich mit einer Flanke vor und brachte sich dann bei der Netz-Ecke gekonnt am kurzen Pfosten in Position und köpfte den Führungstreffer. Auch danach wollte längst nicht alles gelingen, aber er rackerte unermüdlich und erzwang gegen Kimmich sogar auf der linken Seite einen Einwurf. Lainer lief wie eine Dampflok ständig auf Hochtouren, aber irgendwann ging ihm die Kohle aus. Nach 78 Minuten übernahm Herrmann. Note 3,0.

Luca Netz: War auf der linken Seite zunächst überhaupt nicht im Spiel und fiel nur dadurch auf, dass er vor dem 0:1 beim Verlagerungspass auf Gnabry sehr spät schaltete. Überhaupt war der 18-Jährige im ersten Durchgang einige Male zu weit weg von Gnabry und in den direkten Duellen fehlte es ihm an Gegenwehr. Ein Ballverlust im Bayern-Strafraum führte zu einem Konter, aus dem fast das 2:2 resultierte. Nach der Pause agierte Netz etwas höher, störte gut und zeigte defensiv ein ordentliches Stellungsspiel. Am Ball wirkte vieles, was der Youngster machte, etwas statisch und er brauchte zu viel Zeit, um die Aktion abzuschließen. Dafür trat er erstmals als Standardschütze in Erscheinung: Nach seiner guten Freistoßhereingabe auf Ginter folgte die Ecke zum Führungstreffer, die Netz für Lainer servierte. Auch die weiteren Standards waren sehr ordentlich. Mit 12,4 Kilometern war Netz der laufstärkste Gladbacher Spieler an diesem Abend. Note 3,5.

Florian Neuhaus: In vorgezogener Position war Neuhaus deutlich besser aufgehoben als als Sechser, weil sein Spiel von Aktionen lebt, die ein gewisses Risiko beinhalten und das kann weiter vorne besser kompensiert werden. Im Zweikampf und beim Anlaufen war Neuhaus teilweise sehr zaghaft. Mit dem Tor zum 1:1, als er richtig spekulierte und direkt abzog, wuchs sein Selbstvertrauen spürbar. Der 24-Jährige hatte einige gute Momente im Umschaltspiel, einmal wäre er fast mit einem Dribbling durchgekommen - ein möglicher Treffer hätte aber wegen Handspiel nicht gezählt. In der zweiten Halbzeit war Neuhaus der Mit-Initiator einiger interessanter Gegenangriffe, die leider nicht ausgespielt wurden. Nach 67 Minuten und fast 10 Kilometern wurde er von Plea abgelöst. Note 3,0.

Lars Stindl: Ging mit großem Einsatzwillen voran und seine Grätschen hatten durchaus Signalwirkung für die Mannschaft. Der Kapitän rackerte mit hohem Aufwand und machte viele Meter. Bei eigenem Ballbesitz zeigte sich Stindl mehrfach als kluger Ballverteiler mit einer sehr stabilen Passquote. So war er sowohl bei der Embolo-Chance vor der Pause als auch bei der Gelegenheit für Plea am Ende ursächlich beteiligt. Einige Versuche des 33-Jährigen, mit schnellem Direktspiel durchzukommen, blieben erfolglos. Glück hatte Stindl, dass nach einem Fehlpass in einer Umschaltaktion nichts gravierendes passierte. Er sah Gelb für Meckern und arbeitete bis zur 90. Minute mit, ehe er angeschlagen nach einem Pressschlag für Thuram Platz machte. Note 3,0.

Breel Embolo: Konnte sich in vorderster Front zunächst nicht behaupten und ein verunglückter Pass sorgte für den ersten gefährlichen Gegenstoß der Bayern. Vor dem Ausgleich nahm er den Ball mit der Brust im Münchener Strafraum mit und sorgte so für Panik, die letztlich zum unfreiwilligen Assist von Kimmich führte. Kurz vor der Pause hatte der Schweizer eine Großchance, doch sein harter Schuss aufs kurze Eck wurde von Ulreich stark pariert. Embolo war manchmal zu umständlich bei seinen Aktionen, aber er war immerhin ein Unruheherd. Mehrere Einzelaktionen waren ziellos, sorgten aber für Entlastung und Verwirrung. Stark, wie sich Embolo mit Ball mehrfach überraschend leicht weg drehte. Leider waren die Anschlussaktionen dann nicht mehr so gut. Note 3,0.

Alassane Plea (67. Minute für Neuhaus): Sortierte sich vorne ein, während Stindl die Neuhaus-Rolle übernahm. Bei einem Doppelpass holte Plea eine Ecke raus und in einer Situation kam er nicht zum Abschluss, als auch ein Abspiel möglich gewesen wäre. Alsdann hatte der 28-Jährige die Chance zur Entscheidung, doch nach einem guten Haken im Strafraum wurde sein Schuss sowohl von Süle als auch von Ulreich geblockt. Ohne Note.

Jordan Beyer (67. Minute für Jantschke): Feierte sein Comeback und übernahm die Position links in der Dreierkette. Das machte der 21-Jährige unaufgeregt und unspektakulär und stand Jantschke in Sachen Zuverlässigkeit in nichts nach. Ohne Note.

Patrick Herrmann (78. Minute für Lainer): Machte über rechts die Wege nach vorne und hinten und half mit, den Sieg über die Zeit zu bringen. In der Offensive kam er in gute Position für eine Flanke, doch diese geriet zu lang, obwohl Netz den Ball letztlich noch erreichte. Ohne Note.

Laszlo Bénes (78. Minute für Kramer): Strahlte nicht die Souveränität von Kramer aus und hatte ein paar Unsauberkeiten drin. Ein schwacher Zweikampf führte zu einer Chance für die Bayern. Ohne Note.

Marcus Thuram (90. Minute für Stindl): Ein fragwürdiger Kurzauftritt des Franzosen. Er ließ sich leichtsinnig bei einem Konter den Ball abluchsen und verlor die Kontrolle über den Ball in der fünften Minute der Nachspielzeit und wirkte ziemlich lustlos. Ohne Note.

 


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