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Bloß nicht in die Falle tappen

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Dagegenhalten ist gegen Leipzig angesagt - wie hier Florian Neuhaus im Duell mit Kevin Kampl (Foto: Boris Streubel / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach hat nach dem günstig verlaufenen letzten Spieltag wieder Tuchfühlung zur Champions League. Dass keine echte Euphorie aufkommen will, liegt an der eigenen Verfassung und dem nächsten Gegner.

Die Niederlage von Eintracht Frankfurt am Sonntagabend gegen Augsburg sorgte dafür, dass der Gladbacher Auswärtssieg in Hannover zusätzlich aufgewertet wurde: Der Abstand auf Platz 4 beträgt nur noch einen Punkt und der Traum von der Champions League erhält neue Nahrung. Dass Borussia in Hannover nicht wie ein ‘Königsklassenaspirant’, sondern eher wie ein biederes Mittelklasseteam auftrat, ändert an der Faktenlage nichts. Auch Dortmund spielte gegen Mainz alles andere als meisterlich, ist aber nach wie vor in Schlagdistanz zum Titel.

Nachdem die Fohlenelf in den letzten Wochen beständig an Boden verloren hat, ist es nun umgekehrt. Man formiert sich als Verfolger von Frankfurt - aus dem monatelangen Gejagten wird der Jäger. Daraus könnte durchaus die notwendige Dynamik entstehen, die es im Schlussspurt braucht. Andererseits sind da weiter große Fragezeichen hinsichtlich der eigenen Leistungsfähigkeit. Hannover war, bei allem Respekt, nicht konkurrenzfähig. Leipzig, der Gegner am Ostersamstag, ist das genaue Gegenteil.

Kramer und Zakaria werden gegen Leipzig unbedingt gebraucht

In der Tabelle liegt Borussia nur zwei Plätze hinter RB, doch gefühlt trennen beide Klubs Welten, wenn man ihre Performance in der Rückrunde vergleicht. Leipzig lag in der Winterpause noch zwei Punkte hinter der Fohlenelf und hat mittlerweile sieben Zähler mehr auf dem Konto. Die Wucht und das Tempo, mit der RB die Gegner überrollt, sind beeindruckend. Zwar hat die Rangnick-Truppe immer noch Probleme, wenn sie genötigt wird, das Spiel zu machen, doch durch eine größere Effektivität im Vergleich zur Hinrunde gewinnt sie auch solche Spiele immer öfter.

Für die Borussia ergeben sich neben der Klasse des Gegners weitere Problemfelder. Da ist zunächst die eigene Personalsituation. Dass Lars Stindl auf wie neben dem Platz eine Lücke hinterlässt, ist klar. Eminent wichtig wäre es, dass die angeschlagenen Christoph Kramer und Denis Zakaria rechtzeitig fit werden. Beide Stabilitätsspieler werden gerade gegen Leipzig unbedingt gebraucht. Dazu sollte auch Nico Elvedi (Schlag auf die Wade) möglichst wieder dabei sein. Sein Tempo wird gegen Leipzigs Angreifer benötigt.

Mehr denn je wird es darauf ankommen, den Gegner ‘auszucoachen’

Weiterhin stellt sich in Gladbach die Systemfrage. Das 3-4-1-2 hat zuletzt zweimal funktioniert, aber ist es auch gegen Leipzig die beste Variante? Hinsichtlich der Absicherung durch (hoffentlich) Kramer und Zakaria allemal. Doch so wirklich verinnerlicht haben die Borussen das System nicht. Die Abläufe sind alles andere als eingeschliffen. Bremen konnte man durch die Abweichung vom 4-3-3 etwas überraschen, Hannover war kein Maßstab. Leipzig wird insoweit vorbereitet sein.

Mehr denn je wird es für die Borussen darauf ankommen, den Gegner ‘auszucoachen’, ihn vor Aufgaben zu stellen und bloß nicht in die Falle zu tappen. Ein luftiges Mitspielen auf vermeintlicher Augenhöhe, wie u.a. gegen Bayern probiert, wird gegen die ‘Umschaltmonster’ aus Leipzig unweigerlich zum Crash führen. Streut man ihnen dagegen permanent Sand ins Getriebe, bearbeitet sie und setzt dann offensive Spitzen, kann man sie treffen. Dazu ist allerdings mehr notwendig, als ein simples ‘wir ziehen unser Ding durch, egal was der Gegner macht’. Ob die Borussen dazu in der Lage sind, bleibt abzuwarten. Doch wenn sie wirklich Champions-League-Reife haben wollen, müssen sie es am Samstag zeigen.

 


von Marc Basten

 

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