Einzelkritik: FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 1:0 (0:0)

Bieder und erfolglos

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Kein Ertrag für Elvedi & Co. (Foto: Adam Pretty / Bongarts / Getty Images)

Kein Ertrag für Elvedi & Co. (Foto: Adam Pretty / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach war in Augsburg die bessere von zwei schwachen Bundesligamannschaften, doch erneut stand man am Ende auswärts mit leeren Händen da. Auch mit biederem Fußball bleibt Gladbach in fremden Stadien erfolglos.

Yann Sommer: Hatte in dieser Saison wohl noch nie so wenig zu tun. An seinem Geburtstag ›ertrank‹ er förmlich im zwei Nummern zu großen orangen Trikot, wohl um sich vor der Kälte zu schützen. Musste vor der Pause lediglich einen Freistoß von der Seite fangen und bekam ansonsten keinen Ball aufs Tor. War letztlich nur mit der Verarbeitung von Rückpässen (einen von Vestergaard drosch er mit links ins Seitenaus) und dem Aufbau beschäftigt. Beim Gegentreffer postierte er keinen Mann am langen Pfosten und konnte dem Hinteregger-Kopfball nur vergeblich hinterherfliegen. Note 3,5.

Nico Elvedi: Letzte Woche linker Verteidiger, diesmal rechts. Es ist zwar gut, dass der junge Schweizer so flexibel ist, aber Stabilität kann er ob der ständigen Rollenwechsel nicht gewinnen. So wirkte er bei eigenem Ballbesitz ideenlos und hier und da orientierungslos. Nach der Pause gewann er zwar ein Sprintduell, bugsierte anschließend den Ball unnötig ins Toraus zur Ecke. Im Spiel nach vorne sehr hölzern. Zweimal kam er über die Seite durch, aber beide Hereingaben waren unzureichend. Als Korb kam, rückte er in die Innenverteidigung. Dort verursachte er die Ecke vor dem Tor des Tages, allerdings musste er dort vor dem einschussbereiten Altintop so hingehen. Note 4,0.

Andreas Christensen: War bei einem Kopfball von Ji falsch postiert, ansonsten hatte er hinten alles unter Kontrolle. Hatte die meisten Ballkontakte, wobei ihm im Aufbauspiel drei, vier Pässe verunglückten. Vor der Pause köpfte er nach Raffael-Freistoß aus vollem Lauf über das gegnerische Tor. Nach der verletzungsbedingten Herausnahme von Kramer übernahm er dessen 6er-Position. Christensen entwickelte am Ball zwar etwas Vorwärtsdrang, vermochte dem Spiel aber letztlich auch keine nennenswerten Impulse zu geben. Note 3,5.

Jannik Vestergaard: Verteidigte stabil und resolut, wobei er von den harmlosen Augsburgern kaum wirklich unter Druck gesetzt wurde. Einmal kam Ji an ihm vorbei, verzog jedoch deutlich. In einer anderen Situation drängte er Ji ganz stark ab. Bei Ballbesitz mit vielen kurzen vertikalen Pässen, von denen hin und wieder einer ungenau geriet. Lange Bälle schlug er meist auf gut Glück nach vorne. Im Aufbau oft suchend, ohne dabei eine wirkliche Lösung zu finden. Aber er machte auch keine nennenswerten Fehler. Note 3,5.

Oscar Wendt: Führte die Borussen als Kapitän aufs Feld. Der Schwede löste seine Aufgabe auf der linken Seite - diesmal wieder als Linksverteidiger - routiniert. Es war eine unterkühlte Gesamtleistung, ohne großes Feuer, aber auch ohne nennenswerte Fehler. Verursachte eine Ecke, als er sich anschießen ließ. Ein Fehlpass in die Mitte bedeutete Gefahr. Ganz nach vorne schaltete sich Wendt so gut wie gar nicht ein. Note 4,0.

Christoph Kramer: Aktiv am Ball, aber nur mit wenigen kreativen Aktionen. Ein paar Mal war er Endstadtion einer gelungenen Kombination, z.B. als er den Ball ins Seitenaus spielte. Kramer leistete sich einige Unkonzentriertheiten bei der Ballannahme und Mitnahme. Gut dagegen, wie er viele Ungenauigkeiten seiner Kollegen mit hohem Einsatz glattbügelte, indem er grätschte und korrigierte. Unsinnig wiederum die Solo-Forechecking-Versuche, die keinen Ballgewinn bringen, sondern nur auf Kosten der eigenen defensiven Organisation gehen. Musste nach dem fiesen Tritt von Usami verletzt raus und wird mit einem Außenband- und Kapselriss wochenlang ausfallen. Note 4,0.

Tobias Strobl: Erfüllte seine Aufgabe unspektakulär. Strobl glänzte nicht vor Kreativität, doch er war am Ball recht ordentlich und minimierte das Risiko. Gelegentlich machte er Läufe in die Tiefe und sobald er merkte, dass die relativ sinnlos waren, rückte er zügig zurück in die Ordnung. Spielte einen schönen Verlagerungspass auf Raffael, sein Schussversuch nach Doppelpass mit Raffael kam nicht durch. Eine Viertelstunde vor Schluss leistete er sich den spielentscheidenden Fehler, als er bei der Ecke schlief und den ihm zugeteilten Hinteregger laufen ließ. Note 4,5.

André Hahn: An alter Wirkungsstätte bemüht und an einigen Kombinationsansätzen auf der rechten Seite beteiligt. Spielte sich zwei-, dreimal geschickt frei, konnte die Aktionen aber nicht finalisieren. Andererseits unterliefen ihm einige Fehler bei der Ballkontrolle, ein Distanzschuss war kein Problem für Hitz im Augsburger Kasten. Mit zunehmender Spieldauer verlor Hahn deutlich die Bindung, auch wenn er sich läuferisch weiter aufrieb. Am Ende hatte er die wenigsten Ballaktionen aller Gladbacher Feldspieler aus der Startelf. In der Schlusssequenz gab Hahn noch einen überhasteten Verzweiflungsschuss ab. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Von der nominell linken Außenbahn zog es den Belgier sehr zeitig in die Mitte, wo es allerdings noch weniger Räume gab. So machte Hazard viele Wege, ohne an den Ball zu kommen. Wenn er das Spielgerät hatte, deutete er an, dass er gewillt war, das Tempo zu erhöhen. Doch es blieb meist bei Ansätzen, weil er sich frühzeitig festlief. Je länger die Partie dauerte, umso weniger war von ihm zu sehen. Erst in der Schlussphase tauchte er auf, als er in Abwesenheit von Raffael zwei Freistoßflanken regelrecht verschluderte. Note 4,5.

Mo Dahoud: Als zweiter Offensivmann hinter Raffael mit allen Freiheiten ausgestattet. Eigentlich eine ideale Rolle, weil er nicht ständig auf die defensive Positionierung fixiert sein muss. Und tatsächlich passte es von der Aufteilung: Dahoud tummelte sich vorne und half gleichzeitig mit immensem Laufpensum immer wieder hinten aus. So hielt er Kramer aufmerksam den Rücken frei, als der einen auf ›Alleinstörer‹ in vorderster Front machte. Gab nach der Pause einen abgefälschten Distanzschuss ab und hatte die größte, weil einzige, Torchance des Spiels. Er zog aus aussichtsreicher Position mit vollem Risiko ab, verfehlte das Tor nur um wenige Zentimeter. Auch wenn er zwei, drei Steilpässe in aussichtsreichen Situationen etwas zu lässig spielte, war er neben Raffael derjenige, der eine spielerische Komponente reinbrachte. Dahoud probierte wenigstens etwas. Note 3,5.

Raffael: Brauchte zu viel Zeit, als eine Hahn-Hereingabe vor seine Füße fiel. Da wollte er sich drehend den Ball nochmal besser zurechtlegen. Der Brasilianer suchte förmlich nach der Leichtigkeit, die dem gesamten Team abhandengekommen ist. Er deutete zwar bei zwei, drei Antritten aus der Tiefe seine Klasse an, doch unter dem Strich gelang nicht viel. Bezeichnend ein ganz schwacher Schussversuch aus der Distanz. Seine beste Szene hatte Raffael, als er gegen drei Mann Dahouds Chance vorbereitete. Unmittelbar vor dem Gegentor wurde er ausgewechselt, worauf er sichtlich verärgert reagierte. Note 4,0.

Julian Korb: Ersetzte den verletzten Kramer, übernahm aber seine angestammte Position als Rechtsverteidiger. Das machte er solide und ohne Fehler, ohne im Spiel nach vorne Akzente setzen zu können. Ohne Note.

Josip Drmic: Kam für Raffael und hatte das Pech, das unmittelbar nach seiner Hereinnahme das Gegentor fiel und die Köpfe nach unten gingen. Blieb letztlich wirkungslos, auch weil es keine wirkliche Schlussoffensive mehr gab. Ohne Note.

Jonas Hofmann: Eingewechselt für Dahoud, konnte er sich in den verbleibenden fünf Minuten plus Nachspielzeit nicht mehr zeigen. Ohne Note.

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