Einzelkritik: Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach 1:2 (0:1)

Balsam für die Seele

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Mo Dahoud gegen Stefan Bell (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Mo Dahoud gegen Stefan Bell (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach hielt mit dem 2:1-Erfolg in Mainz Anschluss an die internationalen Ränge und sorgte gleichzeitig dafür, dass die Verarbeitung der Enttäuschung über das Verpassen des Pokal-Finales voranschreitet. In Mainz war die Teamleistung die Basis des Erfolgs.

Yann Sommer: Auch wenn Mainz nur wenige Großchancen hatte, bekam Borussias Schlussmann einiges zu tun. Im ersten Durchgang war er direkt zu Beginn wachsam bei einem Muto-Kopfball, kurz vor der Pause lenkte er einen sich senkenden Brosinski-Schuss zur Ecke. Der Mainzer probierte es auch im zweiten Durchgang aus der Distanz, einen tückischen Flatterball wehrte Sommer ab. In der Schlussphase reagierte er gut per Fußabwehr und den Freistoß von de Blasis lenkte er mit den Fingerspitzen über den Querbalken. Beim Gegentor war Sommer ohne Abwehrchance. Darüber hinaus als mitspielender Torwart ordentlich und mit einer guten Strafraumpräsenz bei hohen Hereingaben. Note 2,0.

Nico Elvedi: Offenbarte direkt zum Start seine Probleme beim Kopfballtiming, als er Muto zu einfach zum Abschluss kommen ließ. In dieser Disziplin muss dringend mit Elvedi gearbeitet werden. In der Folgezeit machte der Schweizer ein dezentes Spiel, wobei er zwei, dreimal mit gutem Stellungsspiel Mainzer Pässe abfing. Im Spiel nach vorne harmonierte er bei einigen Spielzügen gut mit Herrmann. Nach der Pause leitete er das 2:0 mit seiner Flanke auf Hofmann ein. In der Endphase, als Mainz drückte, mit kleineren Wacklern, aber letztlich ohne gravierenden Fehler. Note 3,5.

Andreas Christensen: Hatte gemeinsam mit Vestergaard die Defensivzentrale bis in die Schlussphase hinein im Griff. Mainz stellte allerdings auch kaum schwere Aufgaben. Christensen löste das meiste mit seiner üblichen Abgeklärtheit. Nur einmal, als er auf rechts raus rückte, ließ er sich düpieren. Im Passspiel gewohnt sicher, allerdings ging er dabei auch kaum ein Risiko ein. Zwei-, dreimal traute er sich aus dem Spiel heraus mit Ball über die Mittellinie, brach die Aktionen aber zeitig ab um wieder seine Position einzunehmen. Köpfte vor der Pause das vermeintliche 2:0, was nicht gegeben wurde, weil der Ball nach Ausführung des Eckstoßes in der Luft im Toraus gewesen sein soll. Note 3,0.

Jannik Vestergaard: In der Zusammenarbeit mit Christensen eine Bank. Vestergaard war stabil in den Zweikämpfen, blockte in einer Situation Onisiwo sehr konsequent. Beteiligte sich aktiv am Aufbauspiel, was ohne großen Mainzer Druck sehr ordentlich vonstattenging. Die Statistik weist Vestergaard als Gladbacher mit den meisten Ballaktionen aus. Im gegnerischen Strafraum konnte er sich bei den Standards nicht in Szene setzen. Note 3,0.

Nico Schulz: Bei seinem Startelfdebüt unter Dieter Hecking wurde er aufgrund seiner Offensivaktionen zum Mann des Tages. Ganz stark, wie er vor dem 1:0 das Tempo anzog und gradlinig den Weg in die Box suchte. Diese Zielstrebigkeit ohne Geschwindigkeitsverlust überforderte die Mainzer. Dass Schulz eigentlich selbst schießen wollte - geschenkt. Die Aktion war klasse. Nach der Pause als Torschütze erfolgreich, weil er wachsam war und beim Abschluss die Ruhe behielt. Auch darüber hinaus mit einigen guten Antritten über die linke Seite. Im Kerngeschäft als linker Verteidiger mit kleineren Schwierigkeiten gegen Onisowo. Als später de Blasis kam, wurde es einige Male brenzlig. Zwei, drei Befreiungsversuche waren sehr von Panik geprägt. Dennoch insgesamt ein gelungener Auftritt des 24-Jährigen. Note 2,5.

Mo Dahoud: Zeigte sich gewohnt laufstark und insgesamt stabiler als in den letzten beiden Partien. Allerdings streute er hier und da einen Fehlpass in der Zentrale ein, der Mainz Umschaltmöglichkeiten eröffnete. In zwei, drei Situationen fehlte seinen Pässen der nötige Drive (u.a. auf Hahn). In der Rückwärtsbewegung ab und an etwas nachlässig, als er zu große Lücken entstehen ließ. Das machte er im Verlauf der Partie besser und auch in den direkten Duellen wusste er sich zu behaupten. Schoss ein schönes Tor, das unberechtigterweise wegen eines angeblich vorausgegangenen Fouls von Hahn nicht gegeben wurde. In der Schlussphase mit wichtigen Defensivaktionen, so half er u.a. auf links effektiv mit aus. Gerade nochmal gut ging ein unnötiger Ballverlust unmittelbar nach dem Mainzer Anschlusstreffer, als Muto nur aufgrund der knappen Abseitsstellung nicht den Ausgleich markierte. Note 3,0.

Laszlo Bénes: Konnte bei seinem zweiten Einsatz von Beginn an den guten Eindruck der letzten Wochen bestätigen. Am Ball agierte er mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit, wobei er sich auch von einigen misslungenen Aktionen nicht aus dem Konzept bringen ließ. Auch im Defensivzweikampf stabil, u.a. mit einem Klasse-Tackling an der Außenlinie. Bénes war sehr aktiv und hatte viele Ballaktionen. Glück hatte er, dass ein schlimmer Fehlpass nach knapp einer Stunde genauso folgenlos blieb wie ein Mainzer Gegenzug, nachdem er über den Ball gestolpert war. Vor dem eigenen Tor rettete er im letzten Moment, nachdem Schulz von Onisowo an der Grundlinie überspielt wurde. Nach 77 Minuten wurde er durch Strobl ersetzt. Note 3,0.

Patrick Herrmann: War der Startelfspieler mit den mit Abstand wenigsten Ballaktionen. Die Statistik weist lediglich 20 Ballkontakte in 82 Minuten auf. Dennoch wirkte Herrmann über weite Strecken der ersten Halbzeit als Aktivposten, weil er viel unterwegs war. Zweimal kam er im Strafraum hervorragend bis zur Grundlinie durch, zudem machte er die nötigen Wege nach hinten und schloss die Räume. Nach der Pause tauchte er zusehends ab und wurde schließlich durch Traoré ersetzt. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Wieder der Borusse, der die meisten Wege machte. Es ist schon erstaunlich, was Hofmann in dieser Beziehung abruft. Zu bemängeln bleibt, dass er sich zu wenig belohnt für all den Aufwand. Auch in Mainz hatte er einige vielversprechende Ansätze, doch es fehlte die letzte Entschlossenheit. So hatte er vor dem 2:0 durch die falsche Drehung eigentlich eine Mega-Chance vertändelt, der Ball landete mit Glück und Mainzer Hilfe beim Torschützen Schulz. Hofmann arbeitete viel und stand mit seiner Ballsicherung und dem Pass auf Schulz an der Basis des Führungstreffers. Erst in der Schusssequenz zeigte er wirkliche Zielstrebigkeit vor dem gegnerischen Tor, als er Stindl den Ball wegschnappte und selbst abschloss - allerdings schoss er deutlich über das Tor. Glück hatte Hofmann, dass der Referee ein Foul an Donati an der Strafraumgrenze nicht ahndete. Note 3,0.

Lars Stindl: Der Kapitän war wieder einmal ein Vorbild an Lauf- und Einsatzbereitschaft. Nach zwei Ungenauigkeiten direkt zu Beginn rackerte er zwischen den Linien und war als Verbindungsspieler in viele Duelle verwickelt. Vorne war ein Lupferversuch aus der Distanz letztlich zu harmlos, nach guter Vorarbeit von Herrmann konnte Stindl im Sechzehner nicht finalisieren. Das glückte ihm dann beim 1:0, was in der Vollendung einfach war. Bemerkenswert der zielstrebige Laufweg und das Tempo. Nach der Pause geriet ein Schussversuch zum möglichen 3:0 etwas zu mittig. In der Schlussphase arbeitete er vornehmlich am eigenen Strafraum. In der Nachspielzeit machte er Sow Platz, als noch etwas Zeit von der Uhr genommen wurde. Note 2,5.

André Hahn: Eine typische Szene hatte Hahn nach fünf Minuten: Da holte er sich hinten den Ball mit gutem Einsatz und legte die Kugel auf dem Weg nach vorne ins Seitenaus. Es ist wirklich bedauerlich, dass er sich für seinen nimmermüden Einsatz nicht mehr belohnt. Hahn führte mit Abstand die meisten Zweikämpfe, produzierte allerdings auch die meisten Fehlpässe. Vor dem vermeintlichen 2:0 durch Dahoud wurde sein Einsatz zu Unrecht abgepfiffen und das Tor nicht gegeben. Nach der Pause arbeitete er weiter unermüdlich, für den entscheidenden Konter zum dritten Tor fehlte ihm letztlich die Kraft. In einer Situation holte er im Sprint alles raus, verzog beim Abschluss jedoch deutlich. Dennoch war er als ›Fighter‹ ein wichtiger Baustein für den Auswärtssieg. Note 3,5.

Tobias Strobl: Ersetzte den entkräfteten Bénes in den letzten 13 Minuten. Zeigte sich in der anbahnenden Abwehrschlacht als Stütze und trug am Ball mit seiner Passsicherheit zur Beruhigung bei. Ohne Note.

Ibrahima Traoré: Kam in der 82. Minute für Herrmann und hatte in den acht Minuten plus Nachspielzeit keinen einzigen Ballkontakt. Ohne Note.

Djibril Sow: Der Pechvogel vom Elfmeterschießen kam in den letzten Sekunden der Nachspielzeit zu seinem Bundesligadebüt. Für seine erste Ballaktion muss er allerdings bis zum zweiten Einsatz warten. Ohne Note.

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