Einzelkritik: Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 1:5 (1:1)

Auswärtsspiel aus dem Lehrbuch

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Doppelpacker Raffael (Foto: Hufnagel PR / Ulrich Hufnagel)

Doppelpacker Raffael (Foto: Hufnagel PR / Ulrich Hufnagel)

Borussia Mönchengladbach lieferte in Frankfurt ein Auswärtsspiel aus dem Lehrbuch ab. Die eigenen Stärken wurden ausgebreitet, dazu die Schwächen des Gegners ausgenutzt. So kam es zu einem teilweise berauschenden 5:1 bei der Eintracht.

Yann Sommer: Lief mit Maske auf, die ihn nach eigenem Bekunden nicht beeinträchtigte. Seine Kollegen vertrauten darauf und banden ihn gerade in der ersten Halbzeit sehr oft mit ein. Ein paar Mal geriet Sommer dabei gehörig unter Druck durch anlaufende Frankfurter, doch er löste alles ruhig - mit Ausnahme eines Zuspiels von Christensen, das er direkt ins Seitenaus beförderte. Zu ruhig war er bei der Elfmeterszene, als er einen Moment zweifelte und dann zu spät kam. Danach noch mit einer unnötigen Aktion, als er mit dem Ball am Fuß schier endlos wartete und ihn dann ins Seitenaus kickte. Fing sich dann und spielte die Partie souverän runter, wobei er nicht wirklich gefordert wurde. Note 3,5.

Julian Korb: Begann mit einem etwas unglücklichen Foulspiel in der Zentrale, im weiteren Verlauf agierte er defensiv sehr besonnen und aufmerksam. Er ließ sich nicht überlaufen und harmonierte gut in der Zusammenarbeit mit Traoré. Im Gegensatz zu früher sehr aktiv und mutig im Spiel nach vorne. Sobald sich die Gelegenheit ergab, ging er über rechts mit durch, einmal sehr gut bis zur Grundlinie mit anschließender Hereingabe. Sah berechtigterweise Gelb, als der Schiedsrichter zunächst Vorteil laufen ließ. Machte in der 66. Minute Platz für Jantschke. Note 2,5.

Andreas Christensen: Erneut eine klasse Vorstellung des Dänen. Unglaublich souverän in seinem Auftreten, mit einem hervorragenden Stellungsspiel und gutem Kopfballtiming. Er las das Spiel, erahnte Passwege und sah vieles im Voraus. Dazu schnörkellos im Zweikampf und mit überlegtem und ruhigem Passspiel. Klasse auch sein Antritt - nicht viele Stürmer können ihm weglaufen, wie Seferovic im Verlauf der zweiten Halbzeit überdeutlich vor Augen geführt wurde. Note 2,0.

Álvaro Dominguez: Avanciert immer mehr zum echten Abwehrchef. Übernimmt Verantwortung, leitet Christensen und räumt rigoros auf. Gegen die Eintracht knallte er den Ball auch mal humorlos weg, wenn es sein musste. Stark in der Luft bei hohen Flanken und Standards. Nahm die Duelle gegen die körperlich robusten Frankfurter ohne mit der Wimper zu zucken auf. Im Passspiel teilweise mit etwas zu viel Streuung. Der Rückpass auf Sommer geriet ihm unglücklich zu kurz. Note 2,5.

Oscar Wendt: Eines der besten Spiele des Schweden für Borussia. Startete zwar mit einer kleinen Nachlässigkeit im Stellungsspiel, fortan bot er eine überragende Leistung. Mehrfach griff er perfekt ein und eroberte den Ball, unterband vieles und erstickte Konteransätze des Gegners im Keim. Wendt gewann fast jeden Zweikampf und überzeugte mit sauberem Passspiel. Dazu suchte er immer wieder den Anschluss nach vorne, besonders hervorzuheben war sein energisches Nachrücken um abfallende Bälle zu ergattern. Vor dem 2:1 setzte er sich mit viel Willen durch und gab den Assist für Dahoud. Note 1,5.

Mo Dahoud: Schon der erste auffällige Pass auf Korb kam mit der perfekten Geschwindigkeit. Dahoud spielte leichtfüßig und selbstbewusst mit einer wunderbaren Ballbehandlung. Nach der Pause drehte er auf und war in der grandiosen Sturm- und Drangphase die treibende Kraft. Erzwang mit seinem abgefälschten Schuss - nach feiner Bewegung - das 2:1 und spielte den Klassepass auf Johnson zu dessen Pfostenschuss. Genauso perfekt der No-Look-Pass auf Raffael zum 3:1 - Mo, der Durchstecker. Den Elfmeter holte er mit einer schnellen Körperbewegung, wohlgemerkt mit Ball am Fuß, heraus. Auch defensiv sehr stark und durchaus mit dem Zutrauen, es mit körperlich überlegenen Gegnern aufzunehmen. Dahoud machte wieder sehr weite Wege und legte, trotz Auswechslung 5 Minuten vor Schluss, die zweitgrößte Laufdistanz aller Akteure zurück. Note 1,5.

Granit Xhaka: Spielte trotz des Außenbandrisses über die vollen 90 Minuten und blieb gegen einen körperlich sehr robusten Gegner ohne - es wäre die Fünfte gewesen - Gelbe Karte. Dennoch machte es ein wenig den Eindruck, als ob Xhaka durch die Verletzung etwas gehandicapt wäre. Er lief zwar über 11 Kilometer, doch hier und da fehlte die letzte Spritzigkeit. Sein Mitwirken als ›Gerüstspieler‹, Ballverteiler und Kopfballspieler im eigenen Strafraum war gleichwohl immens wertvoll. So spielte er den tollen weiten Pass vor dem 1:0 auf Traoré und hatte insgesamt die meisten Ballaktionen aller Spieler auf dem Platz. Hätte im ersten Durchgang auf 2:0 erhöhen können, als er mit rechts knapp daneben schoss. Ein paar flapsige Aktionen blieben letztlich ohne Folgen und angesichts des vermeintlich sicheren Vorsprungs ging etwas die Konzentration verloren. So schaute er bei Flums Kopfball aufs Tornetz nur zu. Note 3,0.

Ibrahima Traoré: Sehr quirlig, schnell und gefährlich unterwegs. Eigentlich weiß jeder, was er vorhat, doch stoppen kann man ihn nur schwer. In Frankfurt an fast jedem gefährlichen Angriff beteiligt, u.a. bereitete er das 1:0 mit seiner Hereingabe vor. Klasse, wie er einen eigentlich unerreichbaren Ball an der Eckfahne sicherstellte. Nach der Pause mit mehreren guten Kontergelegenheiten, als er den Zeitpunkt für Abspiel oder Abschluss verpasste. Lobenswert, dass er bis in die Schlussphase Gas gab. Der Lohn war der ›Tunnelpass‹ auf Dahoud vor dem Elfmeter sowie das wunderbare Zuspiel auf Nordtveit vor dem 5:1. Note 2,0.

Fabian Johnson: Hielt trotz muskulärer Probleme die 90 Minuten durch und stellte sich mit hoher Laufleistung und vielen Sprints - schönen Gruß an Jürgen Klinsmann - in den Dienst der Mannschaft. Johnson war sehr aktiv, kombinierfreudig und startete immer wieder mit geschickten Läufen in die Schnittstellen. Hätte er im letzten Drittel des Spielfelds etwas mehr Ruhe bewahrt, wären noch mehr Abschlüsse möglich gewesen, als der Pfostenschuss nach der Pause. Stark, wie er vor dem 2:1 Wendt frei sperrte. Überhaupt war die Abstimmung der beiden ausgezeichnet. Note 2,5.

Raffael: Gewinnt zusehends Vertrauen in die fußballerischen Qualitäten von Nebenmann Stindl und Hintermann Dahoud. So konnte er sich insgesamt etwas zurücknehmen und ging in weniger Langdistanz-Soli als zuletzt. Dafür ließ er im Verbund mit den Kollegen den Ball schnell laufen und wählte die Einzelaktionen bewusster. Wachsam beim Abstaubertor zum 1:0, sein Treffer zum 3:1 war ein typisches ›Raffael-Tor‹. Blieb relativ ruhig, als ihm Ignjovski auf den Fuß trat. Gut, dass Raffael sich da nicht zu einer Kurzschlussreaktion hinreißen ließ. Note 2,5.

Lars Stindl: Manche seiner Bewegungen wirken alles andere als rund und erinnern an Thomas Müller. Genauso wie der Bayer bekommt Stindl blitzschnell irgendwie in die Balance und ist plötzlich da. So bei der formidablen Ballmitnahme vor dem 1:0. Herausragend das Engagement des Ex-Hannoveraners, der die meisten Kilometer aller Akteure abspulte. Ständig unterwegs, mit weiten Wegen in der Defensive und als direkter Verbindungsspieler im Aufbau. Trotz dieses großen Aktionsradius mit einem Näschen für die Situationen am und im gegnerischen Strafraum. Pech hatte er mit seinem feinen Schuss an die Latte. Eher unverständlich der vergebende Nachschuss nach dem Johnson-Pfostentreffer. Den hätte er machen müssen. Note 2,0.

Tony Jantschke: Gab sein Comeback für eine knappe halbe Stunde, als er Korb ersetzte. Ließ zu Beginn eine Flanke etwas zu einfach zu, die zum Kopfball aufs Tornetz führte. Danach defensiv stabil und auch bei hohen Bällen eine Hilfe. Cool seine Brustablage auf Sommer. Im Spiel nach vorne mit ein paar Aktionen, u.a. spielte er den schönen Pass auf Traoré vor der Elfmetersituation. Ohne Note.

André Hahn: Wollte sich zeigen, obwohl das Spiel eigentlich schon entschieden war. Sprintete mehrmals in die Tiefe, wurde dabei einmal von Johnson übersehen und lief einmal ins Abseits. Schnappte sich als Elfmeterschütze selbstbewusst den Ball und sorgte kurz darauf mit einem guten Abschluss in Mittelstürmermanier für das 5:1. Der Doppelpack sollte seinem Selbstvertrauen zuträglich sein. Ohne Note.

Håvard Nordtveit: Kam in den letzten Minuten für Dahoud in die Partie und verbuchte mit dem Zuspiel auf Hahn zum letzten Treffer des Tages einen Assist. Ohne Note.

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