Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Celtic Glasgow 1:1 (1:0)

Am Erfolgserlebnis vorbei

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Die unglückliche Szene des Abends (Foto: Simon Hofmann / Bongarts / Getty Images)

Die unglückliche Szene des Abends (Foto: Simon Hofmann / Bongarts / Getty Images)

Eine Mehrfachbestrafung kostete Borussia Mönchengladbach gegen Celtic Glasgow drei Punkte, die zum Greifen nahe waren. Die Gladbacher boten eine ordentliche Leistung, vor allem wenn man die Umstände berücksichtigt. Das spiegelt sich auch in der Einzelkritik wider.

Yann Sommer: Hatte das Glück des Tüchtigen, als er den Ball nach Sinclairs Schlenzer ›an den Pfosten schaute‹. Ansonsten fiel der Goalie mit teilweise riskantem, aber gekonntem Mitspielen auf. Sommer hatte, wie viele Kollegen, leichte Standschwierigkeiten: Vor der Pause rutschte er bei einer Ecke (gefährlich) aus, nach dem Wechsel bei einem Abschlag. Der Schweizer parierte den wuchtigen Schuss von Dembélé, flog dann aber, wie schon so oft bei Strafstößen, frühzeitig in die falsche Ecke. Note 3,0.

Julian Korb: Machte über weite Strecken ein solides Spiel, bei dem er viele Situationen vorausschauend im Blick hatte. So spitzelte er mehrfach den Ball weg, ohne dabei ›wild‹ zur Sache zu gehen. Gelungen eine Rettungstat per Kopf im eigenen Sechzehner. Schob sich im eigenen Angriffsspiel weit nach vorne und war anspielbar für lange Bälle, wie vor dem 1:0. Nach der Pause mit einer Kopfballchance, als er im Lauf sehr schnell reagieren musste und den Ball nicht mehr platzieren konnte. Dann folgte die unglückliche 75. Minute, als er sich von Dembélé überraschen und seine ›Pole-Position‹ abnehmen ließ. Er wollte es dann noch reflexartig lösen und wurde mit dem Elfmeter (zurecht) und der Roten Karte (überzogen) bestraft. Note 3,5.

Tobias Strobl: Zwei unbedrängte ›Gurkenpässe‹ zum Gegner, die ohne Folgen blieben, waren die einzigen Schwachpunkte bei Strobl. Ansonsten überzeugte er mit prima Zweikampfverhalten und starkem Passspiel. Aus der Position des Innenverteidigers leitete er mit einem Ballgewinn einen Konter ein, bei dem er mit durchstartete und letztlich etwas zu zögerlich beim Abschluss war. Nach dem Seitenwechsel rückte er ins defensive Mittelfeld und sorgte im Verbund mit Kramer für mehr Stabilität. Gab das schönste Zuspiel der Partie, als er mit einem Fußgelenkpass per Außenrist zu Stindl spielte. Wurde dreizehn Minuten vor Schluss als Vorsichtsmaßnahme für Jantschke ausgetauscht. Note 2,5.

Jannik Vestergaard: Als Innenverteidiger vor der Pause neben Strobl, nach dem Wechsel neben Elvedi, mit einer stabilen Partie. Verlor nur ein Kopfballduell kurz hinter der Mittellinie und hatte in einer Situation Glück, als nach einem eigenen Fehlpass ein Foul für ihn gepfiffen wurde. Ansonsten hellwach, mit der einen oder anderen gelungenen Grätsche. Ein würdiger Stranzl-Nachfolger, wenn er weiterhin so kopfball- und zweikampfstark bleibt. Note 2,5.

Nico Elvedi: Begann als linker Verteidiger, wo er defensiv ein paar Probleme im Stellungsspiel hatte. Am Ball versuchte er es mit zu viel ›Postbotenfußball‹, indem er die Kugel im Lauf engführend zum Mitspieler brachte. Sein obligatorischer Ball ins Seitenaus erfolgte diesmal schon in der 23. Minute. Nach der Pause als Innenverteidiger mit ruhigen und abgeklärten Aktionen, im Passspiel sicherer als zuvor. Gewann einige Zweikämpfe ›mannhaft‹ und zeigte, dass er auch Laufduelle gegen schnelle Spieler bestehen kann. Vor dem Ausgleich rückte er vielleicht etwas übereifrig raus und öffnete den Passweg. Note 3,0.

Christoph Kramer: Vor der Pause mehr oder weniger alleiniger Sechser, so dass er nach einer sehr aktiven Anfangsphase zumeist damit beschäftigt war, die Räume zuzulaufen und mit kleinen Balleroberungen das schottische Umschaltspiel zu stören. Ein eigener Ballverlust im Zentrum blieb zum Glück ohne Folgen. Stark sein Steilpass auf Hazard vor dem 1:0. Nach dem Wechsel mit Strobl neben sich - die Aufgabenteilung passte. Kramer war als Verbindungsspieler an mehreren Angriffen beteiligt, ein Schuss aus spitzem Winkel wurde vom Torwart geblockt. Sah unnötigerweise die dritte Gelbe Karte und ist damit gegen City gesperrt. Note 3,0.

Fabian Johnson: Seine Flexibilität wurde wieder einmal ausgereizt: Er begann im rechten Mittelfeld, spielte dann links vorne und beendete die Partie schließlich rechts hinten. Auf rechts blieb Johnson eher blass und fiel nur durch ein paar Ausrutscher und einem misslungenen Hackentrick auf. Nach der Pause auffälliger und bei einigen Angriffsaktionen involviert. Nach Zuspiel von Stindl mit einer guten Chance, als er mit der Pike knapp am langen Pfosten vorbeischoss. Stark die Laufbereitschaft nach hinten - einmal als Abfangjäger in höchster Not. Note 3,5.

Lars Stindl: Vor der Pause agierte er sehr aus der Tiefe kommend, wobei er nur ganz selten eine Kurzverbindung herstellen konnte. Vieles missglückte, sogar eine simple Ablage im Mittelkreis, woraus ein gefährlicher Gegenangriff entstand. Vor dem Pfostenschuss der Schotten ließ er den Ball in Höhe des Sechzehners durchrutschen. Machte dann ein typisches ›Stindl-Tor‹, als er aus dem Nichts plötzlich da war. Nach der Pause deutlich weiter vorne positioniert und dort mit einer bärenstarken Phase. Mehrfach leitete er den Ball direkt weiter (genial zur Johnson-Chance) oder er machte das Spiel durch intelligente (Brust-)Ablagen schnell. Bei seiner eigenen Schusschance war der Ball noch etwas zu sehr unter seinem Körper, wodurch ein gewolltes schießen zum schieben wurde. Wurde in der 81. Minute durch Raffael ersetzt. Note 2,5.

Oscar Wendt: Begann auf der linken Seite offensiv, was er sichtlich genoss. Er suchte den Weg nach vorne und bremste in der Gewissheit, dass hinter ihm noch jemand ist, deutlich weniger ab als bei seinen Sturmläufen als Linksverteidiger. Spielte einen guten Pass auf Hazard und war an mehreren gefälligen Kombinationen beteiligt. In der Rückwärtsbewegung rückte er öfter in die Mitte und eroberte dort geschickt die Bälle. Nach der Pause linker Verteidiger mit ein paar dosierten Vorstößen. Ein Rückpass auf Sommer wäre fast zu kurz geraten. Note 3,0.

Thorgan Hazard: Legte bei seinem Comeback los, als wäre er nie weggewesen. Voller Selbstvertrauen, absolut belebend, mit Tiefgang und Mut zu Dribblings. Teilweise etwas zu optimistisch, aber seine Quirligkeit tat dem Spiel sehr gut. Sprintete gut in die Spitze und bereitete gefühlvoll den Führungstreffer vor. Zu bemängeln waren vor der Pause lediglich die (zu) flachen Eckbälle des Belgiers. Nach dem Wechsel mit weiteren Aktionen. Einmal geriet eine Flanke zu scharf, in einer anderen Situation knallte er den Ball aus spitzem Winkel aufs Tor. Machte zwanzig Minuten vor dem Ende Platz für Herrmann. Note 2,0.

André Hahn: Vor der Pause mit viel Elan unterwegs, holte u.a. auf schlaue Art und Weise eine Ecke heraus. Wirklich gefährlich in Szene setzen konnte er sich jedoch nicht. Das änderte sich nach der Pause, als das Offensivspiel phasenweise wie ›zu besten Zeiten‹ rollte. Hahn spielte einen Super-Pass auf Stindl und legte noch einige gradlinige und flotte Abspiele nach. Traf nach schöner Kombination das Lattenkreuz. Später in Unterzahl schoss er aus dem Lauf neben das Tor - da war mehr drin. Note 3,0.

Patrick Herrmann: Ersetzte Hazard ab der 70. Minute, konnte jedoch nichts Erfrischendes mehr beitragen. Ohne Note.

Tony Jantschke: Kam für Strobl direkt nach dem Ausgleich und übernahm dessen Position vor der Abwehr. Half, in Unterzahl die Ordnung zu bewahren. Ohne Note.

Raffael: Wurde in der 81. Minute eingewechselt und brachte mit der ersten Ballberührung direkt eine gefährliche Freistoßflanke. Ließ alsdann zwei richtig gute Dribblings folgen, von denen er eines fast erfolgreich abschloss und danach die Nordkurve anpeitschte. Gut, dass er wieder da ist. Ohne Note.

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