Einzelkritik: Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach 5:0 (1:0)

Als die Dämme brachen

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Das tat weh - Andreas Christensen (Foto: Team2 Sportphoto)

Das tat weh - Andreas Christensen (Foto: Team2 Sportphoto)

Borussia Mönchengladbach spielte Bayer Leverkusen in die Karten und wurde gnadenlos bestraft. Es fehlten geistige und körperliche Frische, um sich aus dem aggressiven Pressing zu befreien. Im zweiten Durchgang brachen alle Dämme.

Yann Sommer: Ein undankbarer Abend für den Goalie. Er bekam sieben Bälle aufs Tor, einer ging an den Pfosten und fünf waren drin. Beim von Xhaka abgefälschten Schuss von Bellarabi vor der Pause reagierte Sommer stark, beim ersten Gegentor hatte er Pech, dass ihm Kießlings Kopfball aus kurzer Distanz durch die Beine flipperte. Bei den weiteren Gegentoren absolut chancenlos. Sein Passspiel war - unter Berücksichtigung der kaum vorhandenen Anspieloptionen - ordentlich. Note 3,0.

Tony Jantschke: Comeback als rechter Mann in der Dreierkette, die sich nach Bedarf zu einer Viererkette ausdehnte, Jantschke verteidigte dann rechts draußen. Er wirkte körperlich und geistig nicht spritzig und brauchte zu lange, um Entscheidungen zu treffen. So beim ersten Tor, als er zu spät reagierte und dann hilflos aussah. Erhielt Gelb für ein Einsteigen mit zwei gestreckten Beinen. Eine richtige Entscheidung, auch wenn er den Gegner kaum berührte. Diese Aktion war ein absolut untypisches Verhalten von Jantschke. Unter Druck gesetzt, mit ausgesprochen mäßigem Passspiel. Zur Pause wurde er angeschlagen ausgewechselt. Note 5,0.

Andreas Christensen: Der Beißer im Nahkampf, der sich angesichts des extremen Pressings der Hausherren einem Dauerdruck gegenübersah. Die ständigen Ballverluste - meist noch in der eigenen Hälfte - führten dazu, dass Bayer permanent mit kurzen Wegen anlief. Die rochierenden Kießling und Hernandez waren für die Innenverteidiger kaum zu kontrollieren, dazu stießen Calhanoglu und Bellarabi immer wieder in die Schnittstellen. Irgendwann verlor auch Christensen die Übersicht, beim 5:0 kam er zu spät gegen den Torschützen. Note 3,5.

Håvard Nordtveit: Für ihn galten die gleichen Problemstellungen wie bei Christensen. Die Flinkheit der Leverkusener und Kießlings Robustheit setzten Nordtveit zu. Er verlor den Großteil seiner direkten Duelle und hatte der abgezockten (oder je nach Betrachtungsweise auch widerlichen) Zweikampfführung von Kießling nichts entgegenzusetzen. Am Ball mit gutem Haken, als er angelaufen wurde. Zudem ein schöner Seitenwechsel auf die rechte Seite. Nach der Pause mit einigen aussichtslosen langen Bällen nach vorne. Note 4,0.

Julian Korb: Agierte wieder im rechten Mittelfeld und fand zunächst nur wenig Bindung. Doch wenn im ersten Durchgang etwas nach vorne ging, war er zumeist beteiligt. Setzte sich bei einem Lauf in die Tiefe klasse durch und scheiterte denkbar knapp. Dabei hätte er auch zum mitgelaufenen Drmić passen können, aber es war legitim, selbst den Abschluss zu suchen. Ingesamt stand er vielleicht etwas zu hoch, wobei er durchaus fleißig mit nach hinten arbeitete. Holte sich Gelb für einen Frustschubser gegen Wendell ab. Kurz zuvor führte er noch eine Diskussion mit dem Schiedsrichter, als sich Korb über Kießling aufregte und beruhigt werden musste. Er war sich nie zu schade, sich immer wieder mit Sprints anzubieten, auch als das Spiel schon längst entschieden war. Note 3,5.

Oscar Wendt: Suchte wie gewohnt technische Lösungen, was ihm einige Male gut gelang. Es hatte zumindest den Eindruck, als ob er sich vom Pressing der Leverkusener noch am wenigsten unter Druck gesetzt fühlte. Richtig in Panik geriet er nie, wobei er insgesamt schon eine stattliche Anzahl an Fehlpässen produzierte. Vor dem 0:5 wurde er von Bellarabi übersprintet, was man dem Schweden allerdings nicht wirklich vorwerfen kann. Note 3,5.

Granit Xhaka: Fiel nach einem Sprung gegen Kießling auf die Schulter, konnte aber weiterspielen. Hatte als zentraler Aufbauspieler besonders mit dem aggressiven Draufgehen der Gastgeber zu kämpfen. Er hatte kaum Luft zum Atmen und keine Ruhe, die Bälle zu verteilen. Xhaka bemühte sich, mit Auge von hinten rauszuverteidigen, wenn auch mit einer ordentlichen Prise Risiko. Ein Ballverlust im Lauf nach hinten nötigte Jantschke zu einem Foul. Als Leverkusen nach der Pause wieder das Kommando übernahm, ging Xhaka mit unter. Wurde vor der Ecke zum 3:0 von Kramer gefoult, was nicht geahndet wurde. Beim Eckball sprang er nicht hoch, so dass Kießling unbedrängt einköpfen konnte. Note 3,5.

Mo Dahoud: Hatte deutliche Schwierigkeiten gegen das Pressing der Leverkusener und wirkte längst nicht so ballfest wie gewohnt. Zu selten hatte er echte Kontrolle, weil die aggressiven Gegenspieler ihm körperlich überlegen waren. Ärgerlich zudem, dass er ein paar Mal ausrutschte. Nach der Pause mit einem Schussversuch und in dieser Phase insgesamt verbessert. Ging dann aber relativ schnell mit unter. Unter dem Strich mit ein paar netten Aktionen, doch nicht konkret genug. Note 4,5.

Ibrahima Traoré: Gab sein Comeback auf der linken Seite. Eigentlich hätte die Spielausrichtung ihm entgegenkommen müssen, denn hinter den pressenden Leverkusenern gab es Räume ohne Ende. Doch Traoré konnte seine Schnelligkeit in diesen Zonen gar nicht zeigen, weil die Borussen den Ball nicht kontrolliert durch die Linien bekamen. Wenn sich Traoré zurückfallen ließ um selbst mitzukombinieren, blieb er - mehrfach gegen drei Gegenspieler - hängen und verursachte gefährliche Gegenstöße. Ansonsten in der Defensive ordentlich. Blieb zur Pause draußen. Note 4,0.

Lars Stindl: Hatte seine beste Szene, als er sich durchsetzte und Drmić bediente. Des Weiteren war vieles Stückwerk. Bezeichnend die Szene, als er einen Ballgewinn postwendend wieder herschenkte. Er arbeitete mit, störte ein paar Mal gut den Aufbau der Leverkusener. Nach der Pause nur noch mit einem guten Pass auf Drmić in Erscheinung getreten. Äußerst schwach bei gegnerischen Standards, zudem baute er kräftemäßig immer deutlicher ab. Kam am Ende wirklich auf dem Zahnfleisch daher, dennoch war er wieder der laufstärkste Borusse. Note 4,0.

Josip Drmić: Hatte an alter Wirkungsstätte nur wenig Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen. Nach einem langen Ball von Traoré fiel er etwas zu einfach, dann hatte er nach Stindl-Vorarbeit eine Chance, die Leno zunichtemachte. Insgesamt ein undankbares Spiel für einen Stürmer. Nach der Pause kam er über links, wobei er zu selten richtig anschließen konnte oder die Aktionen bis zum Ende durchführte. Bei einer guten Kontergelegenheit blieb er stecken. Gelegentlich wartete er mit unerklärlichen Laufwegen oder Doppelpassversuchen auf. Die Laufbereitschaft stimmte, der Ertrag nicht. Note 4,0.

Nico Elvedi: Kam für Jantschke und konnte zu Beginn mit ein paar zügigen Pässen im Aufbau gefallen. Nach Raffaels Pfostenfreistoß kam er nicht rechtzeitig zum Rebound. Im Anschluss nur noch hinten gefordert und dort mit merklichen Schwierigkeiten. Ließ sich von Kießling vor dem 4:0 nach einem Annahmefehler den Ball einfach abluchsen und blieb wie gelähmt stehen. Note 4,5.

Raffael: Mit ihm kam nach der Pause etwas mehr Fußball in die eigenen Reihen. Sein Freistoß war die Schlüsselszene des Spiels. Wäre der Ball nicht an den Pfosten geklatscht, hätte das Spiel eine andere Wendung nehmen können. So fiel Raffael kurz darauf nur noch mit einem läppischen Ballverlust auf und ging nach dem 2:0 auf Tauchstation. Note 4,5.

Marvin Schulz: Ersetzte Dahoud in den letzten neun Minuten, als alles gelaufen war. Blieb ohne nennenswerte Aktion. Ohne Note.

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