Einzelkritik: FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 2:2 (1:2)

Alle Trümpfe aus der Hand gegeben

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Keine Lösung nach der Pause (Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Keine Lösung nach der Pause (Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach ließ sich in der zweiten Halbzeit in Augsburg völlig unverständlich die Butter vom Brot nehmen. Dabei hatte man alle Trümpfe in der Hand. Doch insgesamt kam zu wenig, was auch aus der Einzelkritik ersichtlich ist.

Yann Sommer: Borussias Keeper wurde nach wenigen Sekunden kalt erwischt. Der Schuss von Finnbogason war nicht sonderlich hart, doch Sommer ließ den Ball halb unter dem Körper durchrutschen. Unmittelbar nach der Pause war der Goalie bei den Distanzschüssen von Finnbogason und Baier gefordert. Sommers beste Tat war die Abwehraktion mit dem Knie gegen den alleine vor ihm auftauchenden Schmid (64.). Hellers Kopfball aufs kurze Eck (87.) und den Schuss des Ex-Darmstädters (89.) parierte er sicher. Mit einem etwas verunglückten Abschlag leitete Sommer den Angriff zum Ausgleich ein, bei dem er gegen den Abschluss von Cordova aus kurzer Distanz keine Chance hatte. Note 3,0.

Nico Elvedi: Der Derbyheld ließ sich beim frühen Gegentor von Finnbogason etwas einfach verladen - er hätte hier deutlich näher an den Mann rücken müssen. Auf der rechten Abwehrseite gab es einige Abstimmungsprobleme mit Herrmann. Offensiv konnte sich der Schweizer nur selten zeigen, eine Ablage auf Herrmann blieb positiv in Erinnerung. Im Zweikampfverhalten mit Schwächen, aber keinem echten ›Bock‹. Note 3,5.

Matthias Ginter: Machte ein weitestgehend solides und unauffälliges Spiel. Am Ball mit bedachtem Passspiel ohne Risiko. Konnte sich in der Mehrzahl der direkten Duelle - meistens kamen lange Bälle der Augsburger - behaupten. Beim Stellungsspiel und der Übernahme der Gegenspieler hakte es in der Zusammenarbeit mit Vestergaard jedoch einige Male. Beim Ausgleich in der 89. Minute verlor Ginter den Torschützen Cordova im entscheidenden Moment aus den Augen, was dieser humorlos nutzte. Note 3,5.

Jannik Vestergaard: Verlor gleich zu Beginn das erste Luftduell gegen Finnbogason, was die Tür zum Gegentor öffnete. Überhaupt war Vestergaard vor allem in seiner Paradedisziplin, dem Kopfballspiel, schwach. Mehrfach machte er sich seinen Größenvorteil durch ungewohnt schlechtes Timing zunichte. So hatte er gegen Gregoritsch das Nachsehen und auch bei Caiubys Kopfball nach einer Ecke kam Vestergaard nicht hin. Glück hatte er, dass sein Handspiel in der Anfangsphase nicht zum Elfmeter führte, als er sich in den Finnbogason-Schuss warf. Nach einem ungeschickten Foul im Luftkampf an der Seitenlinie kam er noch um eine Gelbe Karte herum, die er kurz darauf für ein Foul an Caiuby sah (42.). Im Passspiel zwar solide, aber bis auf einen punktgenauen Crossball auf Elvedi nicht so auffällig wie schon gesehen. Note 4,0.

Oscar Wendt: Hatte seine stärksten Szenen im ersten Durchgang in der Offensive. Zunächst kam er zentral gut vor seinen Gegenspieler, drosch den Ball jedoch übers Tor. Bei seinem Kopfballtreffer reagierte er wie ein Mittelstürmer in Abstaubermanier. Den Hazard-Pfostenschuss leitete der Schwede zudem mit seinem langen Einwurf ein. In der Defensive wurde die linke Seite oft überrannt und war offen, doch Wendt machte wenig Anstalten, sich dagegen zu stemmen. Dieses halbherzige ›Beinheben‹ bei Flanken ist ärgerlich und wurde von Heller letztlich mit der Hereingabe zum Ausgleich bestraft. Note 4,0.

Christoph Kramer: Im ersten Durchgang mit einer kontrollierten und bedachten Vorstellung. Er ließ sich zurückfallen und baute das Spiel auf, beließ es jedoch meist bei risikolosen Pässen. Im Spiel gegen den Ball vor der Pause gewohnt bissig und mit mehreren Eroberungen. Als das Mittelfeld nach dem Seitenwechsel quasi permanent überspielt wurde, lief Kramer viel hinterher und kam nicht mehr richtig in die Zweikämpfe. Nach einem heftigen Tritt aufs Sprunggelenk biss er sich durch, konnte den Laden letztlich aber nicht entscheidend zusammenhalten. Note 4,0.

Denis Zakaria: Brachte seine Mannschaft mit seinem tollen Tor zurück ins Spiel. Er legte sich den Ball zwar im ersten Moment einen Tick zu weit vor, konnte das durch seinem energischen Antritt mit raumgreifenden Schritten noch ausbügeln. Die weitere Aktion, inklusive des Doppelpasses mit Stindl, war herausragend. Klasse, wie ruhig er beim Abschluss blieb. In der Folgezeit mit präzisen Flachpässen am durchaus gefälligen Spiel der Borussen beteiligt. Die Statistik weist erneut eine 100%ige Quote aus (bei 22 Pässen). Auch als Balleroberer hatte Zakaria seine Momente. Nachdem er leichtfertig den Ball verspringen ließ, musste er, wie schon wenige Minuten zuvor, mit einem Foul korrigieren, was ihm die Gelbe Karte einbrachte (37.) Danach wurden einige Duelle mit den immer aggressiver zu Werke gehenden Augsburgern zum Tanz auf der Rasierklinge. Zwar blieb Zakaria besonnen, doch die Schutzauswechslung nach gut einer Stunde war dennoch nachvollziehbar. Note 3,0.

Patrick Herrmann: In seinem 200. Bundesligaspiel hatte der ›Rekord-Teilzeitarbeiter‹ im Verlauf der ersten Halbzeit einige gute Offensivszenen. Er gab einen Torschuss nach Elvedi-Zuspiel ab und war mit seinem von Hitz abgewehrten Rechtsschuss am Führungstreffer beteiligt. Zudem gab es einen guten Doppelpass mit Raffael, doch Herrmanns flache Hereingabe verpuffte. Im Umkehrspiel rückte er oft früh ein, wodurch Elvedi auf der Außenbahn zusätzlich belastet wurde. Mit einer Zweikampfbilanz von 18% war er vor allem defensiv keine Hilfe. Machte nach 65 Minuten Platz für Hofmann. Note 4,0.

Thorgan Hazard: In einer längst nicht so laufstarken Mannschaft wie gewohnt, legte der Belgier gemeinsam mit Kramer die größte Strecke (je 11,3 Kilometer) zurück. Hätte im ersten Durchgang für die Vorentscheidung sorgen können, traf nach seinem Sprint über die linke Seite jedoch nur den Innenpfosten. Die Zielstrebigkeit, die er in dieser Situation zeigte, ließ er ansonsten vermissen. Er war umtriebig, suchte aber zu oft die komplizierte und verschnörkelte Lösung. Negativer Höhepunkt der überflüssige Versuch einer Hackenmitnahme nach der Pause. Hazard bestritt zwar viele Zweikämpfe, verlor allerdings so gut wie jedes 50:50-Duell. Zumindest machte er die Wege mit zurück, einmal klärte er per Kopf zur Ecke. Als Raffael zehn Minuten vor Schluss rausging, übernahm er dessen Position in der Zentrale. Note 4,0.

Raffael: Zeigte im ersten Durchgang, dass er der Spieler ist, der den Unterschied ausmachen kann. Mit seinen Dribblings aus dem Stand heraus stellte er die Augsburger einige Male vor Probleme. Genial, wie er Hinteregger narrte und mit dem kurzen Zuspiel auf Herrmann das 2:1 einleitete. Vor der Pause kombinierte Raffael durchaus ›drohend‹, doch im zweiten Durchgang ging so gut wie nichts mehr nach vorne. Dabei waren angesichts des Spielstands und der Ausrichtung der Augsburger alle Voraussetzungen für ein gepflegtes Konterspiel gegeben. Doch die wenigen Versuche waren unentschlossen und lasch. Räumte zehn Minuten vor dem Ende das Feld für Johnson. Note 3,5.

Lars Stindl: Hatte an seinem Geburtstag eigentlich nur eine nennenswerte Szene: den gelungenen Doppelpass mit Zakaria vor dem 1:1. Ansonsten blieb vieles Stückwerk. Wo er vor der Pause noch mitkombinierte, tauchte er nach dem Wechsel fast völlig ab. Er konnte keine Gefahr ausstrahlen, lediglich ein druckloser Kopfball kam aufs Tor. Stindl wirkte körperlich nicht auf der Höhe und avancierte auch nicht zum Architekten der Gegenangriffe, obwohl Raum und Gelegenheit vorhanden waren. Note 4,5.

László Bénes: Kam nach 63 Minuten für Zakaria, konnte der Defensive jedoch keine Stabilität geben. Seine Bemühungen mit zu verteidigen, gerieten etwas hektisch. Am Ball machte er es ordentlich, seine Pässe kamen meist an. Pech hatte er, dass er bei einem der seltenen Konter nach der Hazard-Hereingabe einen halben Schritt zu spät kam. Bénes gab die Flanke zum Kopfball von Stindl, seine stärkste Szene hatte er in der Nachspielzeit mit dem tollen Pass auf Johnson. Ohne Note.

Jonas Hofmann: Ersetzte Herrmann in den letzten 25 Minuten. Konnte sich nicht wirklich aufdrängen, ein guter Pass auf Hazard und ein geblockter Schuss waren die Ausbeute. In einer Situation, als es einen Konter in Überzahl hätte geben können, verlor er unnötig den Ball. Im Defensivverhalten gewohnt abwartend und ohne Zugriff. Laut Statistik bestritt er drei Zweikämpfe, die er alle verlor. Ohne Note.

Fabian Johnson: Kam in den letzten zehn Minuten für Raffael und rückte auf die linke Seite, während Hazard ins Zentrum ging. Johnson sollte helfen, die Seite dicht zu machen, was nicht wirklich klappte. Vorne tauchte er in der Nachspielzeit nach dem Zuckerpass von Bénes in sehr aussichtsreicher Position auf, verpasste den Lucky-Punch jedoch, weil er den Ball nicht kontrollieren konnte. Ohne Note.

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