Einzelkritik: 1.FC Nürnberg - Borussia Mönchengladbach 0:4 (0:0)

Neun Minuten reichen Borussia für Europa

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Denis Zakaria sorgte in Nürnberg für den 4:0-Endstand (Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Innerhalb von neun Minuten entschied Borussia Mönchengladbach das Spiel in Nürnberg und sicherte sich die Teilnahme an der Europa League und vielleicht sogar noch mehr. Die Leistung der Fohlen in der Einzelkritik.

Yann Sommer: Nach dem Hoffenheimer Dauerbeschuss vor einer Woche verlebte der Keeper in Nürnberg einen ruhigen Nachmittag. Bei zwei, drei hohen Bällen griff er sicher zu, ebenso bei den wenigen auf sein Tor abgegebenen Versuchen der Nürnberger. Seine Abschläge waren weitestgehend in Ordnung, einmal verzog er den Ball über Wendt hinweg ins Seitenaus. Note 2,5.

Jordan Beyer: Hatte bei seinem Startelfdebüt in diesem Jahr zu Beginn kleinere Probleme. So unterlief ihm nach zwei Minuten ein Stellungsfehler, in dessen Folge er einen Freistoß verursachte. Etwas später wurde er von Leibold getunnelt, kurz darauf verschätzte er sich bei einer Flanke, blockte dann aber den darauffolgenden Schuss. Nach einem energischen Lauf in die gegnerische Hälfte und einer Ablage Richtung Drmic war Beyer im Spiel und löste seine Aufgaben in der Folgezeit sehr ordentlich. Defensiv gefiel seine Ruhe und Besonnenheit, offensiv der Mut, in sich bietende Räume zu laufen. So war Beyer mit seinem Antritt der Initiator des Angriffs zum 1:0. Note 3,0.

Matthias Ginter: Eine solide Partie in der Viererkette, welche Ginter besser zu liegen scheint, als die zuletzt öfter praktizierte Dreierkette. Er stand gut und räumte mehrfach aufmerksam bei hohen Hereingaben auf. Wichtig war, dass er nach einer Ecke vor Behrens per Kopf klärte (24. Minute). Zudem warf er sich mit allem, was er hat, in der 44. Minute in den Schuss von Behrens und verhinderte so einen möglichen Pausenrückstand. Vorne legte Ginter nach einer Freistoßflanke per Kopf auf Elvedi ab, der jedoch verzog. Nach dem Seitenwechsel wurde er defensiv nur noch in Ansätzen gefordert. Note 3,0.

Nico Elvedi: Nach den teilweise beängstigend schlimmen letzten Wochen lieferte der Schweizer diesmal eine grundsolide Partie ab. Nach fünf Minuten gewann er ein erstes Kopfballduell im eigenen Strafraum, später klärte er aufmerksam zur Ecke und behielt auch bei flachen Hereingaben die Übersicht. Am Ball war er sicher, wobei Nürnberg nur selten Druck ausübte, so dass viele von Elvedis Pässen ungestört erfolgen konnten. In der Offensive trat er nach Kopfballablage von Ginter in Erscheinung, doch sein Schuss aus der Drehung flog weit über das Tor. In der zweiten Halbzeit, als das Spiel plötzlich ganz und gar für Borussia lief, spulte Elvedi sein Programm routiniert ab. Note 3,0.

Oscar Wendt: Der schwächste Borusse an diesem Nachmittag. Der Schwede hatte große Probleme mit dem flinken Virgil Misidjan, der ihm den einen oder anderen Knoten in die Beine dribbelte. Auch das Stellungsspiel von Wendt passte in mehreren Situationen nicht. Im Spiel nach vorne brach er vor der Pause zwei- oder dreimal verfrüht ab, obwohl eigentlich Raum vorhanden war. Unmittelbar nach Wiederanpfiff schlug er eine unerreichbare Flanke. Als das Spiel zugunsten der Borussen kippte, war Wendt bei einigen Kombinationen in der Offensive beteiligt. Note 4,0.

Christoph Kramer: Als alleiniger Sechser besonders um Stabilität und Struktur bemüht, was aber der vorher angekündigten forschen Herangehensweise zuwider lief. So verdaddelte er zu Beginn den Ball und musste per Foulspiel korrigieren, danach verschleppte Kramer teilweise extrem das Tempo und spielte sehr viele Sicherheitspässe. Ein Distanzschuss nach einer knappen halben Stunde stellte keine Gefahr fürs Nürnberger Tor dar. Im ersten Durchgang investierte Kramer viel für die defensive Ordnung, im Umschaltspiel bremste er jedoch mehr, als dass er Lösungen parat hatte. Nach dem Führungstor, als sich bei allen eine gewisse Leichtigkeit einstellte, kombinierte auch Kramer beschwingter mit. In der 78. Minute wurde er leicht angeschlagen von Strobl abgelöst. Note 3,5.

Denis Zakaria: Als Achter im rechten Mittelfeld unterwegs, wo er seine Fähigkeiten zwar nicht so zur Geltung bringen konnte, wie als zweiter Sechser, aber dennoch eine ordentliche Partie ablieferte. In der Anfangsphase klärte der Schweizer zweimal aufmerksam im eigenen Strafraum und auch in der Folgezeit gelangen ihm einige Balleroberungen, mit denen er Nürnberger Angriffsbemühungen frühzeitig unterband. Vorne hatte er die einzige Chance im ersten Durchgang, als er gut durchgestartet war und den Ball rechts im Strafraum nur knapp am langen Pfosten vorbei beförderte. In der darauf folgenden schwächeren Phase kam Zakaria offensiv nicht mehr so zur Geltung, überzeugte jedoch mit großer Passsicherheit. Unmittelbar nach Wiederanpfiff unterliefen ihm zwei Unachtsamkeiten. Nach dem Führungstor kam auch Zakaria richtig auf Touren, leitete den Angriff zum 2:0 ein und bereitete das 3:0 mit vor, ehe er mit einem überlegten und platzierten Schuss von der Strafraumgrenze für den 4:0-Endstand sorgte. Note 2,5.

Florian Neuhaus: Fand auf der Achterposition gut ins Spiel und startete bereits nach drei Minuten einen sehenswerten Antritt, wo er letztlich im gegnerischen Strafraum geblockt wurde. Kurz darauf trug er bei einem Konter den Ball zielstrebig nach vorne und legte auf Drmic ab. In der Folgezeit, als das Tempo verschleppt wurde, verstrickte sich Neuhaus in viele Zweikämpfe im Mittelfeld. Das machte er ordentlich und mit der nötigen Widerstandsfähigkeit. Fünf Minuten vor der Pause hatte er zunächst Glück, dass er nach einem taktischen Foul nicht verwarnt wurde. Doch die Gelbe Karte folgte nur eine Minute später, als er erneut zu einem (in dieser Situation notwendigen) taktischen Foul greifen musste. Im Saisonfinale gegen Dortmund fehlt Neuhaus gesperrt. Offensiv hatte er noch zwei nennenswerte Szenen: Nach einer knappen halben Stunde wurde ein Schuss geblockt, kurz vor der Pause bediente er Hazard nach einem gelungenen Solo. Im zweiten Durchgang wurde er von Hofmann abgelöst, wohl auch als Reaktion auf die Gelbe Karte. Note 3,5.

Ibrahima Traoré: Zeigte sich zu Beginn mit dem guten Anspiel auf Zakaria zu dessen Chance und hatte noch ein paar weitere Szenen, in denen er zumindest im Ansatz Gefahr ausstrahlte. Ebenso missglückten einige Flankenversuche. Nach dem Führungstreffer, als der Knoten geplatzt war, wirkte Traoré wie aufgedreht. Er bereitete das 2:0 mit seinem Antritt und der scharfen Hereingabe vor und lieferte die überragende Vorarbeit zum 3:0, als er seinen Gegenspieler mit einer Finte stehen ließ und mustergültig für Hazard auflegte. In der 72. Minute räumte Traoré das Feld für Plea. Note 2,5.

Thorgan Hazard: Startete mit zwei guten Verlagerungspässen auf Traoré, doch danach wollte zunächst nicht viel gelingen. Hazard dribbelte sich fest, eine Hereingabe aus dem Halbfeld verpuffte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde zog er mal nach innen, sein Rechtsschuss flog deutlich übers Tor. Kurz vor der Pause nahm er einen langen Ball mit dem ersten Kontakt gut mit, wurde dann aber beim Abschluss entscheidend gestört. Nach dem Seitenwechsel schlug er zunächst eine Flanke ins Leere, ehe auch er vom Rückenwind des Führungstreffers profitierte. Hazard beendete seine Torflaute, indem er die Klasse-Vorarbeit von Traoré aus kurzer Distanz abrundete und bereitete Zakarias Treffer mit einem klugen Rückpass überlegt vor. Note 3,5.

Josip Drmic: Startelfdebüt am vorletzten Spieltag für den Schweizer. Zu Beginn wurde er im Strafraum nach Neuhaus-Ablage geblockt, etwas später kam er nach Vorarbeit von Beyer um einen halben Schritt zu spät. Ansonsten nahm er am ohnehin nicht wirklich erquicklichen Kombinationsspiel so gut wie überhaupt nicht teil. Er hielt die Position vorne und ließ sich - anders als zum Beispiel ein Stindl in dieser Rolle - kaum einmal zurückfallen. Drmic attackierte die ballführenden Nürnberger nicht, sondern beschränkte sich darauf, in die Räume zu laufen. Hierbei war er durchaus fleißig - über die 90 Minuten spulte er nach Zakaria die meisten Kilometer ab. Nach der Pause schlug Drmic zunächst eine zu hohe Flanke auf Hofmann und wirkte schon wie ein Wechselkandidat, als er zuschlug. Er antizipierte bei der fraglichen Situation mit dem Instinkt eines Vollblutstürmers, machte genau den richtigen Weg und vollendete einfach und ohne Schnörkel. Als danach vorne richtig Bewegung in den Laden kam, zeigte Drmic, dass er auch mitspielen kann. Beim Angriff zum 2:0 war er mit dem Zuspiel auf Traoré beteiligt und vor dem 3:0 flankte er den Ball von rechts - wohin er nach der Einwechslung von Plea ausgewichen war - in den Strafraum. Note 3,0.

Jonas Hofmann: Ersetzte nach der Pause Neuhaus auf der Achterposition. Er suchte den Weg in die Tiefe und tauchte so mehrfach im Strafraum auf. Nach einer Drmic-Flanke wäre er zentral fast zum Kopfball gekommen und beim Nürnberger Eigentor hätte er eingenetzt, wenn Mühl ihm nicht zuvorgekommen wäre. Herausragend der Pass auf Drmic zum 1:0 - das erinnerte an den Jonas Hofmann aus der starken Phase der Hinrunde. In der Schlusssequenz setzte er eine Direktabnahme nach Strobl-Lupfer am Tor vorbei, nachdem er zuvor wieder gut in die Tiefe gelaufen war. Auch wenn sich Hofmann in zwei-, drei Situationen festlief, anstatt schneller abzuspielen, war er eine echte Belebung im Gladbacher Spiel. Note 2,5.

Alassane Plea: Löste in der 72. Minute Traoré ab. Plea rückte in die Angriffsmitte, Drmic wich nach rechts aus. Plea hatten einen Abschluss, der in den Armen von Nürnbergs Keeper landete und in einer Situation blieb er an einem Gegenspieler hängen. Ansonsten mit sicherem Passspiel aufwartend, aber nicht mehr nachhaltig in Erscheinung getreten. Ohne Note.

Tobias Strobl: Kam in der 78. Minute für den angeschlagenen Kramer und übernahm dessen Rolle als Sechser. Strobl war in einem entschiedenen Spiel nicht mehr gefordert, verteilte die Bälle sorgfältig und hatte seine auffälligste Szene mit einem gelungenen Chip-Ball auf Hofmann, der fast das 5:0 gebracht hätte. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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