Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - RB Leipzig 1:2 (0:1)

Glück und Qualität fehlten gegen Leipzig

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Dann halt ihn halt mal ... Elfmeter sind nicht die Sache von Yann Sommer - auch Halstenberg verwandelte (Foto: TORfabrik.de)

Es war eine unglückliche Niederlage von Borussia Mönchengladbach gegen RB Leipzig. Allerdings wurde auch deutlich, dass der Mannschaft im Vergleich zu einem starken Konkurrenten die individuelle Qualität fehlt.

Yann Sommer: Dass er zu seiner Zeit in Basel als Elfmeterkiller gefürchtet war, kann man sich wirklich nicht vorstellen. Auch der Strafstoß von Halstenberg war ein sicheres Tor. Darüber hinaus machte Sommer seine Sache gut: Er lenkte den Forsberg-Schuss mit den Fingerspitzen um den Pfosten und rettete in der zweiten Halbzeit gegen Werner, als dieser alleine auf ihn zulief. Beim zweiten Gegentor fehlte ihm ein Wimpernschlag, um den Ball noch abzuwehren. Im Aufbauspiel oft eingebunden und überwiegend mit ordentlichen Pässen. Note 2,5.

Matthias Ginter: Als rechter Mann in der Dreierkette hinterließ er in der Anfangsphase einen guten Eindruck. Er ließ sich professionell fallen und bekam einen Freistoß, außerdem schaltete er sich ein paar mal gut mit nach vorne ein. In einer Situation stieß er nach Doppelpass mit Plea in den gegnerischen Sechzehner. Sein zu kurzer Pass auf Herrmann im eigenen Strafraum führte zur Elfmetersituation, beim zweiten Gegentor ließ er Halstenberg ziehen und griff nicht ein - obwohl er ihn im Blick hatte. Im Spiel nach vorne bemüht, aber letztlich auch beschränkt. Seine Flankenversuche aus dem Lauf heraus kommen kaum über Kniehöhe. Note 3,5.

Tobias Strobl: Als zentraler Mann der Dreierkette mit einer soliden und abgeklärten Vorstellung. Er schloss die Räume vorausschauend und griff ein, wenn es notwendig wurde. So rettete er kurz nach dem Elfmetertor in brenzliger Situation gegen Werner. Beim 0:2 unterschätzte er Halstenbergs Tempo im Antritt, wollte ihn zunächst nur stellen und kam dann mit der Grätsche zu spät. Am Ball machte es Strobl mehr als ordentlich. Er schlug einen formidablen Traumpass auf Herrmann und verteilte die Bälle auch darüber hinaus sehr sicher (Passquote 92%). Bei den Leipzigern Kontern in der Schlussphase rannte er vergeblich mit hinterher, was angesichts der offenen Staffelung unvermeidlich war. Note 3,0.

Tony Jantschke: Ersetzte den verletzten Elvedi links in der Dreierkette. Wie gewohnt erledigte er seinen Job unaufgeregt und verlässlich. Defensiv mit der notwendigen Griffigkeit - so gegen Werner vor der Elfmetersituation. Seine Tempodefizite gegen die schnellen Leipziger kompensierte Jantschke mit gutem Stellungsspiel. Am Ball solide, aber sehr vorhersehbar. Meistens musste er sich die Kugel auf rechts legen, um den Pass nach links vorne zu schlagen. Dabei gerieten einige Bälle ungenau oder wurden leichte Beute für die Leipziger. Kämpferisch war Jantschke vorbildlich. Note 3,5.

Patrick Herrmann: War sehr engagiert und ging zur Sache wie jemand, der um einen Vertrag kämpft. Er traute sich durchaus etwas zu und schlug relativ gute Hereingaben in den Strafraum, unter anderem die perfekte Flanke zur Kopfballchance von Plea. Auch defensiv als quasi Rechtsverteidiger der Fünferkette unermüdlich und aufmerksam. Eigentlich war es für Herrmann eine überdurchschnittliche Leistung, die jedoch getrübt wird von der ungelenken Aktion, die zum Elfmeter führte sowie der nicht genutzten Ausgleichschance. Nach dem Lupfer von Kramer orientierte er sich überhastet Richtung Ball und setzte zu früh zum Abschluss an. Mit einem Zwischenschritt wäre er in deutlich bessere Position gekommen. In der 86. Minute wurde er von Traoré abgelöst. Note 3,0.

Christoph Kramer: Wieder einmal der laufstärkste Borusse und auch darüber hinaus mit seinen Grundtugenden aufwartend: Kämpfen, rennen, jagen und erobern. Das gelang ihm sehr ordentlich, das gefürchtete Leipziger Umschaltspiel konnte er einige Male bereits im Ansatz unterbinden. Nicht gut sah Kramer bei der Entstehung des 0:2 aus, als er zu energisch auf Forsberg ging, der sich elegant wegdrehte und den Platz zum Anspiel auf den Torschützen Halstenberg nutzte. Mit einer guten Aktion, als er seinerseits Forsberg ins Leere laufen ließ, stand Kramer an der Basis des Anschlusstreffers. Später bereitete er mit einem Dribbling im Strafraum links an der Grundlinie und dem anschließenden Lupferpass auf Herrmann eine Großchance vor. Note 3,0.

Denis Zakaria: Erneut der stärkste Feldspieler bei Borussia, auch wenn ihm bei weitem nicht alles gelang. Seinen unzähligen Balleroberungen fehlte mehrfach die zielgerichtete Folgeaktion. Zwei-, dreimal wirkte er bei der Mitnahme zu unschlüssig und verlor den Ball wieder. Ein Schuss in Rücklage flog übers Tor. Dennoch hat Zakaria das Zeug zur Kultfigur und bekam auch den lautesten Sonderapplaus, als er mit eingesprungener Block-Grätsche den Ball eroberte. Seine Antritte sind eine echte Waffe und auch das defensive Laufduell, als er Werner stellte, zeigte das riesige Potenzial des Schweizers. Note 2,5.

Thorgan Hazard: Deutlich das ›Opfer‹ der Systemumstellung, weil er erheblich mehr in der Defensive gebunden ist, als zuvor in der Rolle des Außenspielers im 4-3-3. Dass sich der Belgier selbstlos in den Dienst der Mannschaft stellt und damit sein eigenes Renommee hinten anstellt, macht deutlich, dass sich Hazard erhobenen Hauptes verabschieden will. Im Spiel nach vorne versuchte er es mehrfach mit Tempoläufen aus der Tiefe, kam aber nur selten durch. Neben dem, dass er sich festlief, unterliefen ihm auch einige Fehlpässe. Als Raffael ausgewechselt wurde, übernahm Hazard dessen Position und hatte eine gute Schusschance, die Gulacsi hervorragend parierte. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Machte sehr wenig aus seiner Rolle als ›Freigeist‹ hinter den Spitzen. Zwar wusste er in einigen Situationen durchaus den Ball zu behaupten, doch es fehlten Zielstrebigkeit und Selbstvertrauen. Es gab wenig Raum in der Zentrale, aber wenn der vorhanden war, wählte Neuhaus die Sicherheitsvariante und spielte nach hinten. Als er mal den Weg nach vorne ging, legte er sich den Ball zu weit vor. Nach einem gefährlichen Ballverlust in Halbzeit eins konnte er sich bei Zakaria für dessen Rettungsaktion bedanken. Mehrfach rutschte Neuhaus aus, weswegen auch ein Schuss mit links deutlich am Tor vorbeiflog. Seine beste Szene hatte er mit dem Klasse-Zuspiel auf Plea zum Anschlusstreffer. Unmittelbar darauf wurde der bereits vorbereitete Wechsel mit Hofmann vollzogen. Note 4,5.

Raffael: Ist meilenweit von der Verfassung früherer Tage entfernt. Von Spritzigkeit keine Spur, mehrfach kombinierte er zu lasch und ungenau. Zudem sehr unaufmerksam, wenn die Leipziger ihre Abseitsfalle stellten. Natürlich muss man Raffael zugutehalten, dass die Leipziger Defensive über Tempo und Körperlichkeit gleichermaßen verfügt und es eminent schwer ist, sich dagegen zu behaupten. Besonders als Abnehmer von langen Bällen oder in Sprintduellen war der Brasilianer hoffnungslos unterlegen. Machte elf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit für Wendt Platz und Hazard rückte nach vorne. Note 4,5.

Alassane Plea: Direkt zu Beginn ging er nur halbherzig hin, anstatt mal einen ersten Sprint anzuziehen und damit ein Signal an die Leipziger zu senden. Danach machte Plea es besser, zeigte sich und setzte auch mal Druck auf die gegnerischen Abwehrspieler. Ein Schuss mit links wurde geblockt, ein Kopfball missglückte. Im Kombinationsspiel wurde der Franzose oft kaltgestellt und einige Male tappte er in die Leipziger Abseitsfalle. Richtig stark waren Lauf und Abschluss beim Anschlusstreffer - das erinnerte an das Tor von Juskowiak zum 0:1 bei Arsenal 1996. Später hatte Plea eine große Kopfballchance nach Herrmann-Flanke, als er den Ball nicht mehr richtig kontrollieren konnte und mittig aufs Tor brachte - Gulasci parierte glänzend. Vor der Großchance von Werner sprang Plea nach dem Abschlag von Sommer im Duell gegen Konaté nur halbherzig hoch, so dass der Leipziger eine präzise Kopfballvorlage zur Kontereinleitung geben konnte. Note 4,0.

Jonas Hofmann: Mit frischem Vertrag ausgestattet kam Hofmann in der 62. Minute für Neuhaus und übernahm auch dessen Position. Er war aktiv und laufstark wie gewohnt, konnte sich aber nicht entscheidend durchsetzen. Ein Ballverlust führte zu einem Leipziger Gegenangriff und bei Chaos-Szene in der Schlussphase im Strafraum der Gäste wurde sein Schuss von Orban geblockt. Ohne Note.

Oscar Wendt: Wurde in der 79. Minute für Raffael eingewechselt. Hazard ging in die Spitze, Wendt übernahm dessen Position auf der linken Seite. Er hatte Anlaufschwierigkeiten, spielte mehrere Fehlpässe und es gab Missverständnisse mit den Kollegen. Erst nach und nach hatte er zwei, drei gute Aktionen auf der linken Seite. Ohne Note.

Ibrahima Traoré: Feierte sein Comeback in der 86. Minute, als er für Herrmann eingewechselt wurde. Traoré sorgte durchaus für Belebung, seine Pässe kamen alle an – ein Schuss aus der Distanz war zu harmlos. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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