Dieter Hecking nahm im Volksparkstadion gleich fünf Änderungen gegenüber dem Euro-League-Spiel auf Schalke vor. Das Sturmduo Stindl (muskuläre Probleme) und Raffael (grippaler Infekt) stand nicht im Kader, dazu rückten Jantschke, Kolo und Johnson auf die Bank. Dafür starteten Elvedi, der wiedergenesene Christensen, Herrmann, Kramer und Drmić.
Nicht nur personell wurde umgestellt, sondern auch positionell. Mo Dahoud rückte hinter Drmić nach vorne, während Strobl und Kramer die Doppelsechs bildeten.
Wie erwartet attackierten die Hamburger nach kurzer Abtastphase mit großem Aufwand und verhinderten einen geordneten Spielaufbau der Borussen. Die taten sich bei eigenem Ballbesitz entsprechend schwer, verteidigten auf der anderen Seite aber ordentlich.
Die Hamburger konnten aus ihrem optischen Übergewicht kein Kapital schlagen. Eine Torchance hatte lediglich Papadopoulos nach einer Ecke, als er relativ frei zum Schuss kam (9.). Die Borussen lauerten derweil auf die Kontergelegenheit, die sich in der 23. Minute ergab. Herrmann lief über links auf und davon, wurde jedoch von Papadopoulos umgerissen. Der Grieche sah zurecht Gelb und Wendt schlug die Freistoßflanke in den Strafraum. Christensen setzte sich gegen Jung durch und köpfte das Leder präzise zur Gladbacher Führung ins Eck.
Der Plan der Borussen schien also aufzugehen, wobei der HSV nur kurz geschockt wirkte. Die Gastgeber gingen weiter früh drauf und freuten sich fünf Minuten später über den vermeintlichen Ausgleich, dem Schiedsrichter Aytekin nach Beratung mit dem Linienrichter zurecht wegen Abseits die Anerkennung verweigerte.
Die Hamburger regten sich auf und waren ungeordnet, was die Borussen zu einem blitzsauberen Konter nutzten. Elvedi spielte stark auf Dahoud, der von rechts den Ball flach an den Fünfmeterraum spielte, wo Drmić freistand. Doch der Schweizer schaffte es nicht, das Leder aus kurzer Distanz ins Tor zu bringen, sondern schoss den in letzter Verzweiflung durch den Fünfer hechtenden Adler an (29.).
Drmić ließ die Megachance liegen, um dem HSV einen frühzeitigen Knockout zu versetzen. Die Hamburger blieben im Spiel und kamen in der 36. Minute zum Ausgleich. Diekmeier flankte von Borussias linker Seite in den Strafraum, wo Elvedi wie festgefroren stand und sich im Kopfballduell von Kostic regelrecht übertölpeln ließ. Via Innenpfosten flog der Kostic-Kopfball zum 1:1 ins Netz.
Angesichts der Spielanteile ein nicht unverdienter Treffer für die Hamburger, aus Gladbacher Sicht war es dennoch äußerst ärgerlich. Und der Ärgerfaktor wuchs eine Minute vor dem Pausenpfiff nochmals richtig an. Da spielte Strobl einen Pass in den Lauf von Herrmann, der verfolgt von Ostrzolek und Jung aufs Tor zulief, Adler aus kurzer Distanz jedoch nicht überwinden konnte. Die zweite 100%ige Chance, welche die Borussen im Eins-gegen-Eins mit Adler liegen ließen.
Dies sollte letztlich der Knackpunkt des Spiels werden, denn in der zweiten Halbzeit boten die Hamburger den Borussen keine weiteren Kontermöglichkeiten. Die Gastgeber gingen nicht mehr ganz so früh drauf und ließen die Borussen etwas kommen. Die leisteten sich in der gegnerischen Hälfte vermehrt leichte Ballverluste, was nun den Hamburgern Konterangriffe ermöglichte.
So in der 54. Minute, als Dahoud den Ball verlor und zunächst Herrmann mit ganz viel Risiko am Strafraum grätschte und letztlich Elvedi in höchster Not gegen Ekdal rettete. Die Borussen schafften es zwar, richtig gefährliche Torabschlüsse des HSV zu verhindern, doch aufgrund eigener Fehler brachte man die Hanseaten immer wieder latent gefährlich an und in den Strafraum.
Hecking brachte früh Johnson für Hofmann und später Hahn für Herrmann, doch die Borussen blieben offensiv komplett harmlos. Immerhin schien es so, als ob man das Remis über die Zeit retten könnte. Zu diesem Zweck brachte Hecking eine Viertelstunde vor Schluss Jantschke für Elvedi, doch Jantschke sollte fünf Minuten später zum Pechvogel mutieren.
Wendt eroberte auf links zunächst gut den Ball, verlor ihn aber gleich wieder. Der HSV brachte das Leder in den Strafraum, wo Jantschke zunächst rustikal, aber legal, Wood am Torschuss hinderte. Der Ball rutschte auf die rechte Seite, von wo Kostic ihn wieder vors Tor zog. Jantschke fälschte dabei das Leder so unglücklich ab, dass es genau vor die Füße von Wood sprang. Der verzögerte geschickt und ließ Vestergaard ins Leere rutschen und hämmerte die Kugel unter die Latte (80.).
Der HSV hatte das Spiel gedreht und ließ sich den Dreier auch nicht mehr aus der Hand nehmen. Die Angriffsversuche der Borussen waren zu harmlos, selbst der Versuch Vestergaard als Brechstange vorne reinzustellen, brachte nichts mehr.
Am Ende müssen die Borussen eine nicht unverdiente und dennoch vermeidbare Niederlage in Hamburg schlucken. Die fahrlässige Chancenverwertung vor der Pause kostete letztlich die Punkte.
Kurzstatistik zum Spiel:
Hamburger SV: Adler - Diekmeier, Papadopoulos, Jung, Ostrzolek - Ekdal, Sakai - Hunt (90. Lasogga), Holtby (70. Gregoritsch), Kostic (87. Douglas Santos) - Wood
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Elvedi (76. Jantschke), Christensen, Vestergaard, Wendt - Strobl, Kramer - Herrmann (67. Hahn), Hofmann (57. Johnson) - Dahoud, Drmić
weiter im Kader: Sippel (ETW), N. Schulz, Kolo, Korb
Tore: 0:1 Christensen (23.), 1:1 Kostic (36.), 2:1 Wood (80.)
Gelbe Karten: Papadopoulos - Strobl, Herrmann
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Zuschauer: 52.501