Nachdreher aus dem Borussia-Park

Stindl lobt: »Spielen sehr reif und geduldig«

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Lars Stindl spielte diesmal als Achter und war in neuer Rolle der Taktgeber (Foto: TORfabrik.de)

Borussia Mönchengladbach feiert den siebten Sieg im siebten Heimspiel. Das 3:0 gegen den VfB Stuttgart war schwer erarbeitet, letztlich aber auch hochverdient. Die Beteiligten waren anschließend sehr zufrieden, dass die geduldige Lösungsfindung zum Erfolg führte.

Ein richtiges Feuerwerk brannten die Gladbacher Borussen bei strömendem Regen im kühlen Borussia-Park erst in den letzten Minuten ab. Da war der VfB Stuttgart bereits klar und deutlich geschlagen, spielte nach Thommys Gelb-Roter-Karte in Unterzahl und Eigentorschütze Pavard musste auch noch verletzt runter, so dass sich am Ende neun Stuttgarter über den Platz schleppten und den Schlusspfiff herbeisehnten. Die Borussen spielten derweil ein wenig Tiki-Taka im gegnerischen Strafraum und verzückten die Fans. Dass daraus kein weiterer Treffer resultierte, konnten alle verschmerzen. Denn schon das 3:0 fühlte sich deutlicher an, als es letztlich war.

Über siebzig Minuten war es ein zähes Ringen im Borussia-Park. Unerwartet kam das nicht. »Ich wusste, dass ein Geduldsspiel werden kann«, sagte Dieter Hecking im Anschluss. Stuttgart zog sich weit zurück und die Borussen hatten Probleme, sich Torchancen zu erspielen. »Wir hatten eine schwierige erste Halbzeit«, gab Lars Stindl zu. Der 30-Jährige spielte diesmal als Achter, obwohl Hecking ihm eigentlich zur Belastungssteuerung auch eine Pause in Aussicht gestellt hatte. »Wenn mir der Kapitän sagt, dass er sich frisch genug fühlt, heute mindestens siebzig, achtzig Minuten Vollgas zu geben, dann ist das Vertrauen von meiner Seite sehr groß in ihn«, begründete der Trainer seine Entscheidung. In neuer Rolle hatte Stindl hier und da ein paar Anpassungsprobleme, was sich im Verlauf der Partie besserte. »Ich kenne die Position und habe mich da wohlgefühlt«, erklärte er. »Da habe ich viel mehr Aktionen und Bälle. Vielleicht mache ich auch den einen oder anderen Fehler zuviel, aber insgesamt konnte ich mich mit der Rolle gut anfreunden. Ich hatte ein gutes Gefühl für unser und mein Spiel.«

Doch zunächst mussten sich Stindl & gedulden, weil es mit dem erhofften frühen 'Dosenöffner' nichts wurde. Am nächsten dran war Michael Lang, der den Ball nach einer Ecke aufs Tor brachte. Letztlich wurde die Kugel von Plea über die Linie gedrückt. Ein Ballkontakt mit Folgen, weil der Treffer zurecht wegen Abseits des Franzosen nicht anerkannt wurde. »Alassane war heute ein bisschen zu gierig«, sagte Hecking. Auf der anderen Seite bewahrte Yann Sommer die Borussia im Eins-gegen-Eins gegen Mario Gomez nach einer halben Stunde vor einem möglichen Rückstand. Das hätte zwar den Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt, doch so etwas kommt im Fußball bekanntlich öfter vor.

»Wir können Spieler von der Bank bringen, die in der Lage sind, Spiele zu entscheiden«

Es ging ohne Tore in die Halbzeit und es gab schon das eine oder andere fragende Gesicht. Doch Dieter Hecking sah seine Mannschaft auf dem richtigen Weg. »Schon in der ersten Halbzeit hatten wir ein sehr gutes Positionsspiel. Der Gegner wurde immer wieder vor Aufgaben gestellt, musste sehr viel laufen um Räume zu schließen. Wir sind mittlerweile in der der Lage dazu, einen Gegner so laufen zu lassen.« Nach der Pause kamen die Borussen zwar weiterhin nicht so richtig auf Touren, aber sie behielten die Kontrolle. »Wir spielen sehr reif und geduldig«, sagte Stindl. »Wir wollen unseren Fußball durchziehen. Das bedeutet, viel Ballbesitz zu haben, Chancen zu kreieren, den Gegner vor viele Aufgaben zu stellen und ihn durch die Vielzahl an Aufgaben zu Fehlern zwingen. Das dauert manchmal ein bisschen länger.«

Am Sonntagabend dauerte es knapp 70 Minuten, ehe der Bann gebrochen wurde. Nicht von ungefähr wurde der Treffer vom eingewechselten Florian Neuhaus vorbereitet und vom ebenfalls eingewechselten Raffael abgerundet. »Wir können Spieler von der Bank bringen, die in der Lage sind, Spiele zu entscheiden«, freute sich Hecking. »Das ist unser großer Trumpf bisher in dieser Saison.« Für Raffael war es der erste Saisontreffer, den er mit Erleichterung, aber auch einem gewissen Trotz quittierte. Als Florian Neuhaus kurz darauf auch endlich seinen überfälligen Premierentreffer in der Bundesliga erzielte, war die Geschichte mit den Jokern als Erfolgsgaranten rund. Der VfB sackte derweil in sich zusammen und kapitulierte.

Am Ende strahlten die Borussen. »Riesen Respekt für unsere Mannschaft«, sagte Stindl. »Aus diesem Spiel können wir so unfassbar viel mitnehmen. Das hört sich komisch an, weil wir gegen eine Mannschaft gespielt haben, wo wir Favorit waren. Aber das war ein großer Prozess, den wir durchgegangen sind.« Hecking ergänzte: »Dass wir Qualität haben, das sieht man. Sonst wären wir nicht Zweiter. Aber wir müssen uns so ein Spiel wie heute erstmal erarbeiten, unsere Hausaufgaben machen und diszipliniert spielen. Das ist heute aufgegangen.« So konnte der Trainer am Ende des Tages zufrieden einen Strich unter den 14. Spieltag ziehen: »Ein gutes Torverhältnis, die Punkte sind gut, der Tabellenplatz ist gut - schönen Sonntag!«

 


von Marc Basten, Nadine Basten und Jan van Leeuwen

 

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