Lange Zeit hat Bundestrainer Jogi Löw Borussia Mönchengladbach mehr oder weniger ignoriert, wenn es um die Kandidatenauswahl für die Nationalmannschaft ging. Patrick Herrmann wurde einmal eingeladen, als er kurzzeitig in den Medien gehypt wurde. Christoph Kramer war eher eine Zufallsnominierung, Max Kruse hatte Löw schon aus dem ›Freiburg-Pool‹ geholt. Ansonsten sah der Borussia-Park zwar das Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger, aber keine Gladbacher Nationalspieler.
Dabei war Lars Stindl auch damals schon ein Kandidat, der eine Nominierung längst verdient gehabt hätte. Angesichts des Höhenflugs von Borussias Kapitän zuletzt befeuerten die Medien nun das Thema Stindl und Nationalmannschaft. Der 28-Jährige selbst bekundete stets tapfer, sich darum »keinen Kopf« zu machen. Nach Stindls Dreierpack gegen Florenz konnte sich Jogi Löw den Nachfragen nicht mehr entziehen und stellte eine Berufung für den Confed Cup in Aussicht.
»Das wäre eine gute Gelegenheit, Lars mal über einen längeren Zeitraum zu sehen«, sagte Löw in der ›Welt‹. »Natürlich ist er gut - technisch, und mittlerweile ist er auch sehr torgefährlich.«
Stindl hätte es fraglos schon lange verdient
Für Lars Stindl wäre es natürlich eine schöne Sache, im Trikot mit dem Adler auf der Brust auflaufen zu können. Die Bezeichnung ›deutscher Nationalspieler‹ macht sich in jeder Vita gut und Stindl hätte es fraglos verdient. Doch die Medaille hat zwei Seiten.
Der Confed Cup findet vom 17. Juni bis 2. Juli in Russland statt. Löw wird dabei die ›Stars‹ schonen und eher einen Kader aus der zweiten Reihe berufen. Alle Spieler, inklusive Stindl, hätten zwar die Möglichkeit, sich durch herausragende Leistungen für das WM-Jahr zu empfehlen. Doch angesichts der bekannten Löw-Kriterien scheint es eher unwahrscheinlich, dass Stindl als 28-jähriger Newcomer eine längerfristige Perspektive haben könnte.
Eine Überlastung wäre vorprogrammiert
Für das sportlich zweitrangige Turnier müsste Stindl auf einen Großteil des Urlaubs verzichten, die Vorbereitung mit Borussia auf die neue Saison wäre ebenso eingeschränkt. Durch die anhaltende Dreifachbelastung wird Stindl am Saisonende ähnlich viele Partien in den Knochen haben, wie die von Löw gerade deshalb vom Confed Cup befreiten Stammspieler. Da Stindls Stil zudem außergewöhnlich laufintensiv ist, dürfte eine Überlastung vorprogrammiert sein.
Ein weiterer Nationalspieler würde Borussia Mönchengladbach fraglos gut zu Gesicht stehen und die persönliche Genugtuung für Lars Stindl stünde außer Frage. Doch abgesehen davon wäre es wohl sinnvoller, wenn der Confed Cup ohne Gladbacher Beteiligung über die Bühne gehen könnte.