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Als Borussias Traum im Schlamm von Berlin versank

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Markus Hausweiler, Steffen Korell und Max Eberl 2001 beim Pokalhalbfinale bei Union Berlin.

Das bislang einzige Pflichtspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Union Berlin war das Pokalhalbfinale 2001. TORfabrik war damals schon dabei und wir sind ins Archiv gestiegen.

Der TORfabrik.de - Spielbericht vom 06. Februar 2001 - Autor Marc Basten

Der Traum vom DFB-Pokal und dem internationalen Geschäft versank im Schlamm von Berlin

Borussia Mönchengladbach verlor am Dienstag das Pokalhalbfinale bei Union Berlin mit 4:2 nach Elfmeterschießen. Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung hatte es 2:2 Unentschieden gestanden. Im Elfmeterschießen versagten dem zweifachen Torschützen Arie van Lent und Max Eberl die Nerven. Dabei hätte die Borussia die Entscheidung im Elfmeterschießen durchaus vermeiden können.

Zunächst einmal gab es eine positive Überraschung bei der Mannschaftsaufstellung. Hans Meyer konnte auf Peter Nielsen zurückgreifen. Der Däne fungierte als Kapitän, nachdem Marcel Witeczek auf der Bank Platz nehmen musste. Ansonsten gab es die erwartete Aufstellung - Kamps hinter der Viererkette mit Eberl, Pletsch, Korell und Osthoff, im Mittelfeld Nielsen, Demo und Hausweiler und im Sturm van Lent, van Houdt und Korzynietz.

Auf schwerem Boden begannen die Gladbacher mit angezogener Handbremse und hatten in der ersten halben Stunde deutliche Orientierungsschwierigkeiten. Der Regionalligist stellte die Abwehr mit simplen Mitteln ein ums andere Mal gefährlich bloß. Schon in der 4. Minute hätte Menze aus abseitsverdächtiger Position aus 8 Metern treffen können, doch Kamps konnte mit einem Reflex zur Ecke klären. Borussias Hintermannschaft wirkte auch in der Folgezeit wie ein Hühnerhaufen. Ungeschickt in den Zweikämpfen und mit schlechter Raumaufteilung überließ man Union das Spiel und ließ weitere Chancen zu. So in der 7. Minute, als Bernd Korzynietz im Strafraum ein Duell verlor und Marcello Pletsch fast auf der Linie per Kopf klären musste. Bei der folgenden Ecke sah die Abwehr erneut schlecht aus - ein Spieler von Union verpasste freistehend den Ball nur knapp.

In der 17. Minute folgte dann die erste und einzige richtige Torchance der Gladbacher im ersten Durchgang. Igor Demos weiter Einwurf wurde von einem Berliner verlängert und Markus Hausweiler konnte aus 17 Metern abziehen. Obwohl "Hausi" im Matsch wegrutschte, strich der Ball um Haaresbreite am Pfosten vorbei. Torwart Beuckert wäre wohl chancenlos gewesen. Nach diesem Weckruf kam die Borussia etwas besser ins Spiel, doch es fehlte weiterhin die Linie. Union ließ sich zurückfallen und verlegte sich aufs Kontern. Und das mit Erfolg: Nach einem Befreiungsschlag aus der eigenen Abwehr verloren Pletsch und Nielsen ein Kopfballduell im Mittelkreis und Durkovic konnte alleine auf das Gladbacher Tor zulaufen. Ohne Probleme hängte er Korell ab, umspielte Kamps locker und schob den Ball zur verdienten Führung für Union ein. Nach dem Tor ließen sich die Berliner weiter zurückfallen und die Borussia ergriff endlich etwas Initiative, ohne jedoch zu einer gefährlichen Torchance zu kommen. Mit einem für die Gladbacher noch schmeichelhaften 1:0 für Berlin ging es in die Pause.

Nach dem Wechsel brachte Meyer für den völlig enttäuschenden Bernd Korzynietz Lawrence Aidoo, der in der Folgezeit mit einigen gelungenen Szenen auf sich aufmerksam machen konnte. Die Borussia startete mit einer Menge Elan und endlich wurde nicht nur gekämpft, sondern auch Fußball gespielt - zumindest dann, wenn es die immer schlechter werdenden Platzverhältnisse zuließen. In der 48. Minute legte van Lent den Ball zurück auf Hausweiler, doch dessen Schuss aus 16 Metern konnte Torwart Beuckert parieren. In der 56. Minute legte van Houdt schön auf Aidoo ab, aber der Youngster kam einen Schritt zu spät. Nach 60 Minuten dann Pech für Markus Osthoff, der mit einem Freistoß aus 18 Metern nur die Latte traf.

Doch nur eine Minute später der nunmehr verdiente Ausgleich: Nach einem beherzten Solo bediente Markus Hausweiler Arie van Lent und der konnte den Ball aus halbrechter Position über den Keeper hinweg im Tor versenken. Vier Minuten später hätte Demo gegen eine nun irritiert wirkende Berliner Hintermannschaft die Führung erzielen können, doch sein Schuss aus elf Metern ging in die Wolken, nachdem der Ball etwas versprungen war. Doch das Duo Hausweiler/van Lent machte es in der 67. Minute besser. Nach dem schönsten Angriff des gesamten Spiels über Aidoo setzte sich Hausweiler auf dem rechten Flügel energisch durch und seine präzise Flanke köpfte van Lent zur Führung ein.

Danach war die Borussia die optisch überlegene Mannschaft, ohne jedoch zu weiteren Torchancen zu kommen. Völlig unnötig brachte die weiterhin alles andere als sicher stehende Hintermannschaft die Berliner nochmals ins Spiel. Nach einem Freistoß aus halblinker Position köpfte Menzel aus kurzer Distanz den Ausgleich (80. Minute). Zwar war der Torschütze, wie die Fernsehbilder bewiesen, im Abseits, doch Igor Demo schlief den Schlaf des Gerechten und auch Uwe Kamps machte keinen besonders entschlossenen Eindruck.

Hans Meyer brachte dann Berthil ter Avest für den entkräfteten Nielsen und Union hatte noch eine gute Kopfballchance. Mit dem aus Sicht der Borussia völlig unnötigen 2:2 ging es alsdann in die Verlängerung. Dort waren zunächst die Gladbacher tonangebend. Der starke Aidoo passte nach schönem Solo auf van Lent, doch der Doppeltorschütze strauchelte freistehend vor dem Torwart im Schlamm von Berlin. In der Folgezeit war die Borussia zwar optisch etwas stärker, zu einer echten Torchance kam man nicht. Dafür legten die Berliner in der zweiten Hälfte der Verlängerung nochmals richtig los. In der 110., 112. und 114. Minute brannte es im Gladbacher Hühnerstall lichterloh. Erst zum Ende des Spiels hatte sich die Hintermannschaft wieder etwas gefangen. In der 115. Minute bediente der für Demo eingewechselte Stassin seinen Landsmann van Houdt, doch der rutschte in aussichtsreicher Position im Strafraum aus. Eine Minute später versuchte sich Stassin mit einem Distanzschuss und in der 118. Minute verließ die Borussia endgültig das Glück. Eine scharfe Hereingabe von Eberl verlängerte van Lent geschickt, doch der Ball klatschte an den Außenpfosten. So blieb es beim Unentschieden und die "Lotterie Elfmeterschießen" musste entscheiden.

Ausgerechnet Arie van Lent war es dann vorbehalten, die Borussia auf die Verliererstraße zu bringen. Sein schwach geschossener Elfer war leichte Beute für Torwart Beuckert, der damit seinen Teil zur Unterstreichung des Vorurteils beitrug, dass sich Holländer nun mal nicht für ein Elfmeterschießen eignen. Während die Spieler von Union ihre vier Strafstöße sicher verwandelten, leistete sich Borussias zweiter Schütze gleich den zweiten Fehlschuss. Max Eberl, bislang noch ohne Pflichtspieltor in Gladbach, schoss zwar etwas platzierter als van Lent, doch Beuckert ahnte die Ecke und konnte den für ihn dankbar halbhoch geschossenen Ball parieren. Für Borussia trafen noch Hausweiler mit viel Glück (Innenpfosten) und Aidoo, der als einziger völlig abgebrüht am Elfmeterpunkt wirkte.

So zogen die Berliner ins Finale ein und die Borussia musste einen erheblichen - auch moralischen - Dämpfer einstecken. Die Gründe der Niederlage werden in den nächsten Tagen zu analysieren sein. Heute bleibt nur der bittere Gedanke an einen nasskalten Abend in einem Berliner Stadion, der ein so ganz anderes Ende genommen hat, als wir es uns alle erträumt hatten...

Die Statistik:

1. FC Union Berlin: Beuckert - Tschiedel - Persich, Ernemann (59. Okeke) - Menze - Kremenliew, Balcarek (70. Zechner), Koilow, Nikol - Durkovic, Isa (70. Teixeira)

Borussia Mönchengladbach: Kamps - Eberl, Korell, Pletsch, Osthoff - Hausweiler, Nielsen (84. ter Avest), Demo (109. Stassin) - Korzynietz (46. Aidoo), van Lent, van Houdt

Schiedsrichter: Fleischer (Ulm) / Zuschauer: 18 100 ausverkauft

Tore: 1:0 Durkovic (27.), 1:1 van Lent (61.), 1:2 van Lent (67.), 2:2 Menze (80.)

Elfmeterschießen: van Lent gehalten, 1:0 Teixeira, Eberl gehalten, 2:0 Zechner, 2:1 Hausweiler, 3:1 Durkovic, 3:2 Aidoo, 4:2 Nikol

Gelbe Karten: Durkovic, Kremenliew, Isa, Tschiedel / Korell, Hausweiler, Eberl

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