Moritz Nicolas: Seine größte Herausforderung an diesem Nachmittag war, bei den eisigen Temperaturen an der Ostalb nicht festzufrieren und geistig und körperlich im Wettkampfmodus zu bleiben. Wirklich gefordert wurde der 28-Jährige von den harmlosen Heidenheimern aufgrund der aufmerksamen Defensivarbeit der Mitspieler in der ersten Halbzeit nicht. Erst in der Nachspielzeit hatte er die Hände am Ball, als er eine Flanke pflückte. Nach dem Wechsel konnte sich Nicolas mit einer schönen Flugeinlage beim Kopfball von Mainka auszeichnen. Wichtig war seine Abwehr bei der scharfen Schussflanke von Beck nach knapp einer Stunde, als er den Ball entscheidend ablenkte und sich anschließend zu Recht selbst feiern durfte. Note 2,0.
Joe Scally: Wurde aufgrund Sanders Ausfall auf die Position des rechten Innenverteidigers beordert. Dort agierte der US-Amerikaner aufmerksam und behielt in allen wichtigen Aktionen den Überblick. Im Aufbau rückte er weit auf die rechte Seite und schob sich gelegentlich auch weiter mit nach vorne, ohne dabei zu viel Risiko zu nehmen. Der 22-Jährige war sehr sicher im Passspiel, ging resolut und abgezockt in die Zweikämpfe und blieb auch unter Druck ruhig. Stark, wie er sich in der zweiten Halbzeit an der eigenen Eckfahne löste, indem er den Gegenspieler tunnelte. Note 2,5.
Nico Elvedi: Konnte in Heidenheim an seine starken Leistungen der Vorwochen anknüpfen. Der Schweizer war präsent, wachsam und auch im Aufbauspiel mit Vertikalpässen sehr aktiv. In der Situation vor dem Lattentreffer von Tabaković leitete er den Angriff ein, indem er schwungvoll von hinten heraus andribbelte. Wichtig war Elvedis Block mit angelegtem Arm beim Schuss von Ibrahimovic nach einer halben Stunde. Der 29-Jährige holte den Elfmeter heraus, als er das zu lange Halten von Schöppner geschickt, aber nicht zu theatralisch nutzte. Nach der Pause klärte er einige Male bei hohen Bällen und in der Schlussphase hätte er fast für das 4:0 gesorgt, traf aber nur das Außennetz. Note 2,0.
Kevin Diks: Machte als linker Innenverteidiger ein souveränes und abgeklärtes Spiel. Er hatte ein gutes Gespür für den Raum, stand oft richtig und bereinigte einige Situationen humorlos, wenn ein Mitspieler zuvor den Gegenspieler nicht stoppen konnte. Auch das Passspiel des 29-Jährigen war ausgezeichnet. Herausragend im ersten Durchgang der lange Pass auf Honorat, den der Assistent fälschlicherweise im Abseits wähnte. Beim Elfmeter übernahm Diks die Verantwortung und verwandelte ganz sicher. Im zweiten Durchgang versuchte er es mit einem letztlich harmlosen Distanzschuss. Den guten Eindruck trübten ein Fehlpass von Diks im Aufbau und ein unzureichendes Zweikampfverhalten unmittelbar danach, was Beck die Schussflanke ermöglichte, die Nicolas dann entscheidend entschärfte. Note 2,5.
Jens Castrop: Kehrte nach seiner Rotsperre zurück in die Startelf und übernahm die Position auf der rechten Seite. Im ersten Durchgang interpretierte er die Rolle sehr offensiv und variabel. Mehrfach rückte Castrop ein und tauchte zentral im gegnerischen Strafraum auf. Den Lattentreffer von Tabaković bereitete er mit einem energischen Dribbling perfekt vor. Der 22-Jährige war für die Heidenheimer schwer zu greifen und zog Fouls, während er selbst ohne Foulspiel auskam. Seinen langen Pässen fehlte es an Präzision, ansonsten machte es Castrop ordentlich. Er machte die vielen weiten Wege zurück mit viel Bereitschaft, auch wenn er zwei-, dreimal etwas zu spät in Position kam. Nach dem Seitenwechsel war Castrop mit seinem direkten Pass auf Reitz mitentscheidend am 2:0 beteiligt. Im weiteren Verlauf hielt er sich mit Offensivaktionen zurück und komplettierte die Fünferabwehrkette. Note 3,0.
Rocco Reitz: War wie gewohnt mit viel Engagement unterwegs, spulte 12,4 Kilometer ab und war laut Statistik mit 35,63 km/h nicht nur der schnellste Spieler auf dem Platz, sondern gehört mit diesem Wert zu den Top 10 in der Bundesliga in dieser Saison. Mit dem Ball machte es Reitz in der eigenen Hälfte seriös, während er in der gegnerischen Hälfte mehrere leichtfertige Ballverluste zu verzeichnen hatte. Sein Nachschuss nach dem Lattentreffer von Tabaković wurde geblockt. In der Defensive war der Kapitän bissig und eroberte einige Male den Ball. Nach der Pause war der 23-Jährige bei vielen Konterangriffen beteiligt. Das 2:0 von Tabaković bereitete er stark per Hacke vor und auch bei der Entstehung des 3:0 war er involviert. Note 3,0.
Yannick Engelhardt: Gab den ersten Schuss in Richtung Tor ab, verfehlte jedoch das Ziel. Ansonsten war Engelhardt wie gehabt als zentraler defensiver Mittelfeldspieler damit beschäftigt, die Räume zu schließen, Bälle zu stibitzen und das Umschaltspiel einzuleiten. Das erledigte der 24-Jährige mit einer unauffälligen Seriosität, die für die Statik des Gladbacher Spiels eminent wichtig ist. Sein kluges Stellungsspiel und seine Ballsicherheit sind schon so selbstverständlich, dass seine vier folgenlosen Fehlpässe - zwei davon etwas fahrig gespielt - direkt auffielen. Als Engelhardt in der 82. Minute für Stöger ausgewechselt wurde, war er über 11 Kilometer gelaufen. Note 3,0.
Florian Neuhaus: Wirkte zunächst mit seinen Aktionen etwas unglücklich, ehe er zulegte und mit mehr Dynamik zur Sache ging. Mehrfach trieb er den Ball mit raumgreifenden Schritten nach vorn und spielte einige seiner technisch feinen Pässe. Seine fußballerische Klasse war an diesem Nachmittag ein Faktor. Nach der Pause war Neuhaus an den meisten Konterangriffen beteiligt. Pech hatte er mit seinem geschlenzten Schuss, der als Aufsetzer am Pfosten landete. Zwei weitere Konter verdaddelte der 28-Jährige unkonzentriert, als es ihm sichtlich an Frische fehlte. In der 72. Minute wurde er von Reyna abgelöst. Note 3,0.
Luca Netz: Stand überraschend in der Startelf, nachdem er zuletzt gegen Köln 90 Minuten auf der Bank gesessen hatte. Als linker Schienenspieler agierte Netz betont vorsichtig und spielte fast immer quer oder zurück. Bei seinen Einwürfen wirkte der 22-Jährige sehr unschlüssig; einmal gab es ein Missverständnis mit Neuhaus. Seinen Standards, die er im Wechsel mit Honorat schoss, fehlte das gewisse Etwas. In einer Situation hatte Netz Glück, für ein taktisches Foul an Traoré kein Gelb zu sehen. Ansonsten machte er es in der Defensive ordentlich. Nachdem er kurz nach der Pause im Strafraum nicht den Mut hatte, mit links direkt abzuziehen, und stattdessen zu früh in die Mitte ablegte, war Netz im weiteren Verlauf an einigen Konterangriffen beteiligt. Note 3,5.
Franck Honorat: Wieder als zweite Spitze unterwegs, rochierte er sehr viel und bot sich mit Tiefenläufen an. Nach dem Klasse-Pass von Diks hatte Honorat links im Strafraum eine vielversprechende Chance, sein Linksschuss wurde jedoch geblockt. Die angezeigte Abseitsstellung wäre im Falle eines Treffers vom VAR korrigiert worden. Weder die Ecken noch die Freistoßflanken von Honorat hatten die gewohnte Qualität. Nach der Pause, als es viele Räume gab, wurde Honorat nicht nur durch seine Schnelligkeit gefährlich. Bei der Entstehung des 2:0 war er mit dem Zuspiel auf Castrop beteiligt und das 3:0 von Machino bereitete er mit der Hacke überragend vor. In der 82. Minute machte er Platz für Hack. Note 3,0.
Haris Tabaković: Borussias Mittelstürmer hatte einen schweren Stand. In der Luft konnte er sich offensiv wie defensiv fast immer durchsetzen, am Boden zog er jedoch meist den Kürzeren. Das lag nicht nur an der Herangehensweise der Gegenspieler, sondern auch an der Zweikampfbeurteilung durch den Schiedsrichter. Der pfiff gleich fünf angebliche Offensivfouls gegen Tabaković, winkte andererseits grenzwertige Aktionen gegen Tabaković rigoros durch. Der 31-Jährige hatte in der 17. Minute die Großchance zur Führung, knallte den Ball aus sechs Metern jedoch an die Latte. Nach der Pause leitete er zunächst die Kombination zum 2:0 mit ein, ehe er im Stile eines echten Mittelstürmers cool vollendete und damit bereits seinen 7. Saisontreffer erzielte. Nach 72 Minuten wurde er von Machino abgelöst. Note 3,0.
Shuto Machino (72. Minute für Tabaković): Sorgte drei Minuten nach seiner Einwechslung für die Entscheidung, als er die Hackenablage von Honorat gedankenschnell zum 3:0 ins Tor spitzelte. Kurz darauf ließ er eine große Gelegenheit leichtfertig liegen. In den letzten Minuten, als Kleindienst kam, rückte er auf die Castrop-Position auf der rechten Seite. Ohne Note.
Giovanni Reyna (72. Minute für Neuhaus): Fügte sich nahtlos ein, überzeugte mit Ballsicherheit und auch einer gewissen körperlichen Widerstandsfähigkeit. Vielleicht wird man bald mehr von ihm sehen können. Ohne Note.
Robin Hack (82. Minute für Honorat): Gab sein Comeback nach mehr als zwei Monaten, konnte sich in einem entscheidenden Spiel aber nicht mehr in Szene setzen. Ohne Note.
Kevin Stöger (82. Minute für Engelhardt): Ordnete sich im Mittelfeld ein, ohne noch eine auffällige Aktion zu haben. Ohne Note.
Tim Kleindienst (90. Minute für Castrop): Durfte an alter Wirkungsstätte noch ein paar Minuten mitwirken und seinen ersten Saisoneinsatz verbuchen. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de

