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VAR und Schiedsrichter: Es ist ein Trauerspiel

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Denn sie wissen nicht, was sie tun - Schiedsrichter Florian Badstübner muss sich korrigieren (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Woche für Woche bietet das Zusammenspiel zwischen VAR und Schiedsrichter Anlass zur Kritik. Eigentlich sollte der VAR das Spiel gerechter und transparenter machen, doch die Ausführung des Ganzen bleibt dilettantisch. Bei Gladbach gegen Dortmund wurde ein neues absurdes Kapitel geschrieben.

Wer meint, im Fußball alles schon mal erlebt zu haben, wird spätestens seit der Einführung des VAR immer wieder eines Besseren belehrt. Es gab bereits zig Absurditäten, welche die Akzeptanz einer eigentlich sinnvollen Idee untergraben. Das gilt nicht nur für die Bundesliga - auch in allen anderen europäischen Ligen gibt es Woche für Woche aberwitzige Entscheidungen. 

Selbst den Befürwortern des VAR gehen mittlerweile die Argumente aus. Aufgrund der willkürlichen Regelauslegung in vielen Bereichen ist man einer Gerechtigkeit im Fußball kaum näher gekommen und von Transparenz kann mal überhaupt keine Rede mehr sein. Gleichzeitig erscheinen die Schiedsrichter auf dem Feld immer unsouveräner, weil ihnen die natürliche Autorität eines Spielleiters abhandengekommen ist. 

Maatsens Tritt gegen Ngoumou hätte Rot zur Folge haben können

Wozu das bei der ‘neuen’ Generation an Schiedsrichtern führen kann, durfte man am Samstag in Mönchengladbach bei Florian Badstübner beobachten. Der 33-Jährige pfeift seit Oktober 2020 in der ersten Liga, ist also auf diesem Niveau mit dem VAR ‘groß’ geworden. Seine Zweikampfbewertung folgte keiner klaren Linie, mal pfiff er extrem kleinlich, mal ließ er deutliche Fouls ungeahndet. 

Im Zusammenspiel mit dem VAR gab es bereits in der ersten Halbzeit ein großes Fragezeichen, als Maatsen gegen Ngoumou hinlangte und diesen oberhalb des Sprunggelenks traf. Angesichts der aktuellen Regelauslegung hätte dieser Tritt durchaus mit Rot geahndet werden können, aber der VAR meldete sich offensichtlich nicht. 

Nichts deutete darauf hin, dass etwas unklar sein könnte

Möglicherweise kann man dies als 50:50-Entscheidung noch akzeptieren. Früher hätte man gesagt, dass der Schiedsrichter “beide Augen zugedrückt” hat. Doch was sich kurz nach Wiederanpfiff ereignete, ist nicht erklärbar und auch nicht entschuldbar. Dass Badstübner beim Einsatz von Omlin gegen Adeyemi sofort auf den Punkt zeigte, war angesichts des Bewegungsablaufs schon sehr überraschend. Die Aktion galt dem Ball und Omlin war auch dran. 

Zweifel waren angebracht und so klar, wie es die Gestik des Schiedsrichters ausdrückte, war die Sache keinesfalls. Für Badstübner und vermeintlich auch den VAR war es das aber. Der Referee schickte die protestierenden Gladbacher weg, ließ Sabitzer den Ball hinlegen und Anlauf nehmen. Er selbst stand da, wo ein Schiedsrichter zur Ausführung des Elfmeters zu stehen hat und nichts deutete darauf hin, dass etwas unklar sein könnte. 

Über 50.000 Menschen im Borussia-Park verstanden die (Fußball-)Welt nicht mehr

Sabitzer verwandelte den Elfmeter, doch plötzlich hob Badstübner die Hand. Es gab Diskussionen und dann kam über die Anzeigetafeln der Hinweis, dass gecheckt würde, ob überhaupt ein Foulspiel vorgelegen hat. Wohlgemerkt nachdem der Elfmeter schon ausgeführt war. Dann ging Badstübner zum Monitor und konnte sich überzeugen, dass Omlin erst am Ball war und dann mit Adeyemi kollidierte - und nahm den Elfmeter zurück. 

Über 50.000 Menschen im Borussia-Park verstanden die (Fußball-)Welt nicht mehr. Eine Aufklärung gab es erst nach dem Spiel und die hörte sich fast so absurd an, wie es das Schauspiel zuvor auf dem Rasen war. Die Erklärung lautete, dass der Elfmeter noch nicht freigegeben worden sei. Sabitzer hätte also nicht schießen dürfen, hatte aber einen Pfiff vernommen und war losgelaufen. Ein Wahrnehmungsfehler, alles ganz einfach und natürlich kein Versäumnis von Schiedsrichter und/oder VAR. Aber auch kein Gelb für Sabitzer.

Badstübner tat so, als gebe es nicht den Hauch eines Zweifels

Es ist nicht zu belegen, ob Badstübner nun gepfiffen hat oder nicht. Klar ist aber, wie der Schiedsrichter sich von der Elfmeterentscheidung bis zur Ausführung verhalten hat. Nämlich in allen Belangen so, dass es nicht den Hauch eines Zweifels an seiner Entscheidung geben würde. Dass im Hintergrund eine längere Überprüfung wegen einer möglichen Abseitsstellung sowie des eigentlichen ‘Foulspiels’ stattfindet, signalisierte Badstübner mit keiner Geste.

Normalerweise deuten die Unparteiischen in solchen Situationen auf ihr Head-Set und machen so klar, dass noch ein Check läuft. Nicht so Badstübner, der damit suggerierte, dass es keine Einwände seitens des VAR gibt. Entweder gab es ein Kommunikationsproblem und Badstübner wusste nicht, dass der Check nicht abgeschlossen war oder aber er ignorierte es, weil er sich seiner Entscheidung so sicher war.

Ein weiteres Kapitel einer wunderlichen Geschichte

Letztlich musste Badstübner sich korrigieren, sorgte für Verwirrung bei Spielern und Publikum, büßte noch mehr an Akzeptanz ein und fügte den wunderlichen Geschichten des Schiedsrichterwesens seit Einführung des VAR ein weiteres Kapitel hinzu. Fehler können in jedem System vorkommen, bei dem Menschen ihrer Tätigkeit nachgehen. Doch wie dieses eigentlich sinnvolle Mittel des VAR dermaßen verhunzt und gleichzeitig die Inkompetenz der Schiedsrichter gefördert wird, ist schon ein echtes Trauerspiel. 

 


von Marc Basten
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