Der VfB Stuttgart steht mit dem Rücken zur Wand. Nach der 0:6 Niederlage am vergangenen Wochenende in Augsburg zogen die Verantwortlichen die Reißleine und wechselten zum zweiten Mal in dieser Saison den Trainer. Markus Weinzierl wurde durch eine interne Lösung ersetzt. Interimstrainer ist nun Nico Willig. Willig ist seit 2016 im Nachwuchsbereich der Schwaben tätig und mit der U19 in diesem Jahr unangefochtenerer Tabellenführer in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest.
Von der Tabellenführung ist die ›erste Mannschaft‹ des VfB in der Bundesliga ganz weit entfernt. Willig erwartet im Oberhaus der Bundesliga der harte Abstiegskampf. Stuttgart hat nach 30 Spieltagen nur 21 Punkte, hinzu kommen 67 Gegentore - der Minuswert in der gesamten Liga. Nur den noch schwächeren Teams aus Nürnberg und Hannover verdanken es die Schwaben, dass sie zumindest auf dem Relegationsplatz verweilen. Allerdings ist Nürnberg bis auf drei Zähler herangerückt, so dass auch der direkte Abstieg beim VfB ein akutes Thema bleibt.
Willig will aktiven Fußball seiner Mannschaft sehen
Über den seit dieser Woche amtierenden Interimstrainer Willig ist nicht viel bekannt, mit dem sich etwas anfangen lässt. Er lässt bei der U19 mutigen und aktiven Fußball spielen, doch dort ist die Herangehensweise eine völlig andere als im Abstiegskampf der Bundesliga. Dennoch ging der 38-Jährige die Sache forsch an und verkündete, der verunsicherten Mannschaft wieder »Spaß am Tun« vermitteln und sie vor allem aus der Tristesse holen zu wollen. »Ich lebe Power vor«, sagte er bei seiner Vorstellung.
Nun wird Willig den VfB in der Kürze der Zeit nicht neu erfinden, doch wenn man seinen Worten folgt, so wird er seiner Mannschaft keinen Angsthasenfußball für das Spiel gegen die favorisierten Gladbacher diktieren. Nach Willigs Vorgaben soll der VfB aktiv sein und selbst das Spiel gestalten. In welcher Formation und mit welchem System der Interimstrainer sein Team auf den Platz schickt, bleibt abzuwarten. Bei der U19 ist Willig ein Fan des 3-5-2 Systems, was der VfB in dieser Saison in unterschiedlicher Besetzung öfter spielte.
Der Überraschungsfaktor könnte Stuttgart helfen
Für Borussias Trainerteam gestaltet sich die Vorbereitung auf den Gegner schwer. Sie werden ihre Mannschaft auf mehrere Varianten vorbereiten und entsprechend sensibilisieren müssen, dass möglicherweise flexibel umgestellt werden kann. Der Überraschungsfaktor könnte Stuttgart helfen, doch trotz durchaus namhafter Spieler wie Zieler, Pavard, Kabak oder Kempf ist die Borussia individuell deutlich stärker besetzt. Stuttgart hat sich bislang extrem anfällig in der Defensive gezeigt, was sich durch alle Mannschaftsteile zieht.
Auch Markus Weinzierl gelang es nicht, eine Balance zwischen Defensive und Offensive herzustellen. Daran änderte auch ein Systemwechsel auf eine Viererkette nichts. Ob Nico Willig das Kunststück innerhalb weniger Tage gelingt, wird man im Topspiel am Samstagabend um 18.30 Uhr sehen. Bis dahin dürfen vor allem die Borussen rätseln, wie der VfB auflaufen wird. Klar ist, dass Willig bei seinem Debüt auf zwei Stammspieler verzichten muss: Die Hoffenheimer Leihgabe Steven Zuber fällt verletzungsbedingt aus und Santiago Ascacibar sitzt nach seiner Spuckattacke die fällige Sperre ab.
Eine mögliche Aufstellung VfB Stuttgart:
Zieler - Kabak, Pavard, Kempf - Baumgartl, Sosa - Castro - Didavi, Gonzalez - Donis, M. Gomez
von Niklas Kirchhofer