Wohl kaum jemand hat in den letzten Wochen daran gezweifelt, dass der FC Bayern München in dieser Saison wieder die Meisterschale in die bayerische Landeshauptstadt holen wird. Mit neuem Trainer und einigen Veränderungen hat der Rekordmeister dieses Ziel nach einer titellosen Saison 2023/2024 wieder erreicht. Ein Schritt in die richtige Richtung – und trotzdem herrscht in München keine Zufriedenheit. Zu tief sitzt der Frust darüber, im DFB-Pokal früh ausgeschieden zu sein und vor allem das Finale „dahoam“ in der Champions League nicht erreicht zu haben.
Verpasste Chancen und Titel sind in München immer großer Ansporn, den Kader weiter zu verändern, um in der nächsten Saison wieder mit allen Mitteln anzugreifen. Sportvorstand Max Eberl steht erneut vor einem spannenden Sommer. Der ehemalige Gladbacher Manager soll eine Art Umbruch im Kader vorantreiben, aber natürlich auch wieder eine international konkurrenzfähige Mannschaft entwickeln. Mit Trainer Vincent Kompany stellte Eberl aber in dieser Saison erneut unter Beweis, dass er bei Trainern ein ähnlich gutes Gespür hat wie auch bei dem ein oder anderen Spielertransfer.
Eine gute, aber keine außergewöhnliche Saison
Nach 32 Spielen stehen auf dem Punktekonto des FC Bayern 76 Zähler. Lediglich zwei Spiele gingen bisher in der Bundesliga-Saison verloren. Gerade in der Allianz-Arena ist man eine Macht – auch wenn die Partie am 25. Spieltag gegen den VfL Bochum verloren ging. Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft wurde ein Ziel erreicht, und unter Kompany zeigen die Bayern wieder mehr Dominanz. Trotzdem gab und gibt es immer wieder leichte Schwankungen im Bereich der Leistung. Das ist Kritik auf allerhöchstem Niveau, machte sich aber schlussendlich vor allem beim Champions League-Aus bemerkbar.
Unter dem neuen Trainer hat sich taktisch einiges verändert. Vincent Kompany setzt auf ein flexibles 4-2-3-1-System, das sich situativ in ein 2-3-2-3 oder 3-2-2-3 verwandelt. Im Ballbesitzspiel legt Kompany großen Wert auf Positionsspiel und Ballkontrolle, wobei die Außenverteidiger ins Zentrum einrücken, um Überzahlsituationen zu schaffen. Dieses Konzept erinnert an die Spielweise von Pep Guardiolas Teams. Defensiv zeichnet sich die Mannschaft durch ein aggressives Gegenpressing aus. Nach Ballverlust wird sofort Druck auf den Gegner ausgeübt, um den Ball schnell zurückzuerobern. Dieses „Alles-oder-Nichts"-Pressing erfordert hohe Laufbereitschaft und Disziplin, wird jedoch durch die hohe Erfolgsquote gerechtfertigt.
Lazarett lichtet sich – Defensive Sorgen
Die gesamte Saison über kämpfte Bayern immer wieder mit Verletzungsproblemen. Gerade in den letzten Wochen betrifft dies vor allem die Defensive. Alphonso Davies fehlt lange aufgrund eines Kreuzbandrisses, Hiroki Ito hat sich nach kurzem Comeback erneut einen Mittelfußbruch zugezogen, und auch Dayot Upamecano fehlt verletzungsbedingt. Hinzu kommt, dass die Münchner aktuell auch auf ihren Kreativmotor verzichten müssen. Jamal Musiala fehlt ebenfalls wegen einer Verletzung. Für Musiala wird voraussichtlich Thomas Müller in die Startelf rücken. Der Ur-Bayer wird nach 25 Jahren das Kapitel FC Bayern München im Sommer beenden.
Harry Kane ist weiterhin das Nonplusultra beim Thema Tore in der Bundesliga. Auf der Scorer-Seite des englischen Stürmers stehen neben 24 Treffern auch elf Vorlagen. Doch auch andere Spieler konnten in dieser Saison auf sich aufmerksam machen. Leon Goretzka, vor der Saison schon abgeschrieben, kämpfte sich mit einer beachtlichen Leistung zurück in die Startelf, was auch zum Comeback in der Nationalmannschaft führte. Ebenfalls in die Nationalmannschaft – aber in die französische – führten die herausragenden Leistungen in dieser Saison Michael Olise. Der Franzose überzeugt bislang in seiner Debütsaison in der Bundesliga mit einer starken Technik und einem guten Zug zum Tor. 16 Vorlagen stehen bislang zu Buche, und zehn Treffer konnte der Flügelspieler selbst erzielen.
Voraussichtliche Aufstellung FC Bayern München:
Neuer – Laimer, Dier, Stanisic, Guerreiro – Kimmich, Pavlovic – Olise, Müller, Sané – Kane
von Niklas Kirchhofer