Nachdreher aus Mainz

Ein Auswärtsspiel, das alle Fragen offenlässt

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Alassane Plea konnte sich in Mainz kaum durchsetzen (Foto: Neil Baynes - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach holt in Mainz einen Punkt. Damit muss man zufrieden sein, denn mehr hatte man nach diesem Auftritt nicht verdient, selbst wenn am Ende der Lucky Punch möglich war. Die fußballerische Hilflosigkeit der Borussen über weite Strecken der Partie war erschreckend, doch Mainz fehlte die Qualität, das auszunutzen.

Niemand dürfte am Freitagabend überrascht gewesen sein, wie sich die Partie im Mainzer Stadion entwickelte. Es war genau das, was alle im Vorfeld erwartet hatten, und dennoch wurde einem schnell klar, dass der Gladbacher Matchplan nur sehr wenig parat hatte, um die Mainzer aus dem Konzept zu bringen. Die Versuche, sich spielerisch aus dem hohen Pressing zu befreien, scheiterten fast schon kläglich. 

Es fehlte die Passschärfe ebenso wie die technische Selbstverständlichkeit, Bälle unter Druck zu verarbeiten. Aber auch das Positionsspiel passte nicht, sodass der ballführende Akteur kaum Optionen hatte. Schnelle Ballverluste und Mainzer Umschaltangriffe waren die Folge. Das Stilmittel mit langen Bällen Richtung Kleindienst verpuffte, auch weil kaum zweite Bälle gesichert werden konnten. Die erwünschten Tiefenläufe von Hack und Honorat waren an einer Hand abzuzählen. 

Die Bereitschaft war da, die Umsetzung blieb Stückwerk

So blieb vieles Stückwerk, und selbst die aufopferungsvollen Unternehmungen von Reitz, sich gegen mehrere Gegenspieler durchzusetzen, wurden letztlich zum Bumerang. Bei den folgenden Mainzer Umschaltangriffen stand Weigl alleine zwischen den Linien und war mehrfach auf verlorenem Posten. Dass die Borussen nicht frühzeitig aus dem Spiel gekegelt wurden, lag hauptsächlich an der Abschlussschwäche der Rheinhessen, denen in der Box jeglicher Killerinstinkt abging. 

Die Bereitschaft, dagegenzuhalten und sich zu wehren, kann den Borussen freilich nicht abgesprochen werden. Sowohl in der Laufstatistik (119 km) als auch in der Zweikampfbilanz lag man gleichauf mit den Gastgebern. Doch 23:9-Torschüsse zugunsten der Mainzer verdeutlichen, dass die Borussen mit dem einen Punkt einigermaßen gut weggekommen sind. 

Die Qualität nur unzureichend auf den Platz gebracht

Die erste Halbzeit der Gladbacher hatte im Hinblick auf Plan- und Hilflosigkeit starke Ähnlichkeit mit dem Auftritt in Augsburg. Nach der Pause wurde es im Ansatz etwas besser, weil man nun klarer auf die zweiten Bälle ging und die Mainzer mehr beschäftigte. Zum Glück bedeutete das ungeschickt unglückliche Eigentor von Lainer nicht den Knockout. Der Ballgewinn von Plea - seine einzig nennenswerte Szene -, die direkte und scharfe Flanke von Honorat und der perfekte Kopfball von Kleindienst nur zwei Minuten nach dem Gegentor brachten Borussia zurück ins Spiel. »Das ist Qualität«, musste der Mainzer Trainer Bo Henriksen anerkennen. 

Doch diese Qualität brachten die Gladbacher auch in der Folgezeit nur unzureichend auf den Platz. Selbst wenn sie in der Phase nach dem Ausgleich zum ersten Mal richtig am Spiel teilnahmen. Sie verstanden es nicht, entscheidend nachzusetzen und das Momentum auszunutzen. Auch die Einwechslungen brachten keine nachhaltigen Impulse. Stöger in der Plea-Rolle wirkte fahrig und die Umstellung auf einen Zweiersturm mit der Einwechslung von Čvančara führte zu nichts. Der Tscheche berührte in zwanzig Minuten viermal den Ball, der jeweils beim Gegner landete. 

Einem kleinen Schritt nach vorn folgt postwendend ein oftmals rätselhafter Schritt zurück

In der Schlussphase hatten die Borussen einmal Dusel, dass Leitsch die Freistoßflanke von Amiri über das Tor beförderte. Als man als Beobachter begann, sich mit dem glücklichen Punkt abzufinden, hatte das Spiel doch noch eine Überraschung parat. In der Nachspielzeit gab es ein regelrechtes Chancenfeuerwerk für die Borussen und der Lucky Punch war mehrfach möglich. Am Ende musste man sich grämen, nicht die drei Punkte abgegriffen zu haben - so wenig verdient es auch gewesen wäre. 

Letztlich hat das Spiel in Mainz alle bislang unbeantworteten Fragen offengelassen. Borussia bewegt sich weiter in dem Rhythmus, dass einem kleinen Schritt nach vorn postwendend ein oftmals rätselhafter Schritt zurück folgt. Auch die Erklärungsversuche von Gerardo Seoane im Anschluss an die Partie unterstrichen den Eindruck, als ob der Karren festgefahren sei. Spätestens als der Trainer von einem Prozess sprach und dass man Zeit benötigen würde, durfte man sich achselzuckend abwenden und in der Erkenntnis Trost suchen, dass es immerhin zu einem Auswärtspunkt in Mainz gereicht hat. 

 


von Marc Basten
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