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Der Kader steht: Auf die Umsetzung wird es ankommen

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Der Kader ist komplett - jetzt muss es nur noch funktionieren (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

War es ein guter Transfersommer für Borussia Mönchengladbach oder nicht? Diese Frage wurde in den letzten Tagen rege kommentiert und diskutiert. Eine endgültige Einschätzung ist sicherlich zu früh, aber der erste Eindruck lautet: Es hätte schlimmer kommen können.

Die Voraussetzungen für Roland Virkus und sein Team bei der Kaderplanung waren in diesem Sommer alles andere als einfach. Von Beginn an wurde sehr offensiv kommuniziert, dass sämtliche Planungen unter erheblichen finanziellen Einschränkungen stattfinden müssten. Die klare Vorgabe lautete: Die Personalkosten müssen gesenkt werden, und neue Spieler können nur verpflichtet werden, wenn gleichzeitig Einnahmen erzielt und ein Transferplus erwirtschaftet wird.

Bereits im Vorfeld hatte man Jens Castrop und Kevin Diks verpflichtet. Damit war der finanzielle Spielraum nahezu ausgeschöpft. Folglich musste Borussia das Heft des Handelns auf dem Transfermarkt weitgehend aus der Hand geben. Man war darauf angewiesen, dass Dritte die viel zitierten Dominosteine umstoßen, um selbst reagieren zu können. Aktiv agieren konnte man nicht – oder nur in sehr beschränktem Umfang.

Vergleichsweise dezent und ohne öffentliches Getöse

So blieb die Leihe von Haris Tabaković die einzige aktive Reaktion auf den langen verletzungsbedingten Ausfall von Tim Kleindienst. Finanziell war dies risikolos, da die Gehaltskosten von Tomáš Čvančara durch dessen Leihe in die Türkei eingespart werden. Der Transfer von Alassane Plea nach Eindhoven machte die Verpflichtung von Shuto Machino möglich, und der Verkauf von Ko Itakura nach Amsterdam ermöglichte den Kauf von Giovanni Reyna. Zuletzt brachte der Abgang von Julian Weigl nach Saudi-Arabien unerwartet gutes Geld in die Kassen – sein freigewordener Kaderplatz wurde durch die Leihe von Yannik Engelhardt aufgefüllt.

Die Engelhardt-Leihe kann Roland Virkus durchaus als Bestätigung seiner Aussage verbuchen, man sei „auf verschiedene Szenarien vorbereitet“. Erfreulich ist zudem, dass die Transfers – mit Ausnahme von Machino – vergleichsweise geräuschlos und ohne langwieriges öffentliches Getöse über die Bühne gingen. Aufgeregte Transfer-Journalisten und Gerüchte-Influencer wurden aus Vereinskreisen nicht mit Informationen gefüttert – ganz anders als bei vielen anderen Klubs.

Einige Unwägbarkeiten und keine Schonzeit

Unter den gegebenen Umständen, dass Borussia allein aus finanziellen Gründen keinen kompletten Neustart wagen konnte und daher den weiterhin recht undefinierten Weg mit Gerardo Seoane weitergehen muss (oder will), sind die Transferaktivitäten im Großen und Ganzen nachvollziehbar. Angesichts der eingeschränkten Handlungsfähigkeit hätte es zweifellos schlimmer kommen können. Natürlich bleiben Unwägbarkeiten: Wie verletzungsanfällig ist Kevin Diks? Kann Shuto Machino die (Über-)Performance der Vorsaison auch nur annähernd bestätigen? Kommt Giovanni Reyna nochmals richtig in Schwung? Und auf welcher Position kann Jens Castrop zu einer echten Verstärkung werden?

Antworten auf diese Fragen wird es erst in den kommenden Monaten geben. Aktuell ist vor allem Gerardo Seoane gefordert. Er weiß nun, mit welchem Kader er bis zum Winter arbeiten kann – nun liegt es an ihm, das Maximum aus dem vorhandenen Potenzial herauszuholen. Oberste Priorität muss die defensive Stabilität haben; anschließend wird es entscheidend sein, das Spielsystem an die Stärken der einzelnen Spieler anzupassen. Das größte Problem: Es muss sofort funktionieren. Nach dem mäßigen Start mit nur einem Punkt aus zwei Spielen und der saisonübergreifenden Minusserie gibt es keinerlei Schonfrist. Der Transfersommer war den Umständen entsprechend ordentlich – jetzt kommt es auf die erfolgreiche Umsetzung an.

 


von Marc Basten

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