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Das Warten auf den Domino Day

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Hoffen auf den Domino-Effekt - Sportchef Roland Virkus (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto - TORfabrik.de)

Von der idealen Situation, dass ein Verein in der Sommerpause kluge Transferpläne verfolgen und diese stringent umsetzen kann, ist Borussia Mönchengladbach weit entfernt. Es gibt zahlreiche Baustellen, aber man ist nur beschränkt handlungsfähig.

Mit dem Hinweis, dass erst ein Domino-Stein fallen müsse, damit in dem für Borussia Mönchengladbach interessanten Regal des Transfermarkts Bewegung entsteht, hat sich Sportchef Roland Virkus in die Sommerpause verabschiedet. Nach den beiden zu Beginn des Jahres im Vorgriff getätigten Verpflichtungen von Kevin Diks (29, Innen- und Außenverteidiger, ablösefrei vom FC Kopenhagen) und Jens Castrop (21, zentrales Mittelfeld, für ca. 4,5 Millionen vom 1. FC Nürnberg) zeigt sich Borussia auf dem Markt nur noch in der Beobachterrolle. 

Begründet wird dies vorwiegend mit den eingeschränkten finanziellen Mitteln. Borussia muss, so wird offiziell stets betont, zunächst Spieler verkaufen und Erlöse generieren, ehe neue Investitionen getätigt werden können. Dies klingt kaufmännisch nachvollziehbar, doch gleichzeitig ist es ein Eingeständnis, nur beschränkt handlungsfähig zu sein. Auch darüber könnte man hinwegsehen, wenn es nur darum gehen würde, einem ausgewogenen Kader vielleicht noch ein gewisses Extra zuzufügen. Doch Borussia hat keinen ausgewogenen Kader, sondern extrem viele Baustellen und eine große Menge an Handlungsbedarf.

Die eigene Handlungsfähigkeit hängt von anderen ab

Eine ehrliche Saisonanalyse dürfte zu dem Ergebnis führen, dass den angedeuteten Entwicklungsschritten die Nachhaltigkeit fehlt. Man hat nichts konstruiert, sondern sich auf dem Borussia-Weg nur im Kreis gedreht. Es gibt keine wirkliche Achse, die Balance stimmt nach wie vor nicht und es stehen zu viele Spieler im Kader, die von ihrem Profil nicht oder nur bedingt zu dem Fußball passen, den der Trainer spielen lassen möchte. 

Eigentlich muss bei Borussia der nächste Neustart vollzogen werden, doch diesbezüglich hat sich der Verein selbst Handschellen angelegt und das Ganze zusätzlich noch mit Fußfesseln verankert. Die Handlungsfähigkeit hängt davon ab, ob sich andere Vereine finden, die bereit sind, Borussia das spärlich verbliebene Tafelsilber teuer abzukaufen – oder ob sich überraschend doch Interessenten für die zahlreichen Ladenhüter finden. Das alles ist ungewiss und ein durchaus hochriskantes Spiel. 

Hoffen auf Glück beim Domino Day und kreative Leihgeschäfte

Aus dieser Konstellation heraus etwas Nachhaltiges aufzubauen, erscheint unmöglich. Allein das mittelmäßige Niveau der abgelaufenen Saison zu halten, wird nicht erst durch den monatelangen Ausfall von Tim Kleindienst zu einer enormen Herausforderung. Sollten beim heiß ersehnten Domino Day nicht ein paar Steine besonders glücklich für Borussia fallen und auch kreative Leihgeschäfte ausbleiben, sieht es in der kommenden Saison eher nach Existenzkampf als nach dem Sprung nach Europa aus. 

Noch bleibt ausreichend Zeit für gute und richtige Entscheidungen. Dazu könnte auch gehören, ein kalkuliertes finanzielles Risiko einzugehen. Das sture Festhalten am konservativen Sparkurs und die damit verbundene Schwächung der eigenen Transfermarkt-Position könnte Borussia am Ende teurer zu stehen kommen als gedacht.

 


von Marc Basten

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