Borussias Trainer Daniel Farke musste im Westfalenstadion kurzfristig auf Stammkeeper Jonas Omlin (muskuläre Probleme) verzichten, für den Jan Olschowsky zwischen den Pfosten stand. Zudem rückte Hannes Wolf für den gesperrten Plea in die Startelf, in der etwas überraschend auch Marvin Friedrich blieb. Ko Itakura nahm nach seiner abgelaufenen Rotsperre auf der Bank Platz, auf der sich auch Marcus Thuram nach auskuriertem Muskelfaserriss niederließ.
Die Gladbacher kamen eigentlich ganz ordentlich ins Spiel, zumindest was die Ballaktionen in den ersten fünf Minuten betraf. Doch bereits beim ersten Angriff der Gastgeber wurde die Trägheit der Farke-Truppe im Defensivverhalten bitter bestraft. Elvedi ließ sich von Haller wie ein Anfänger durch eine simple Bewegung verladen, Bensebaini fälschte den Schuss von Haller unglücklich ab, der als eine Art Bogenlampe bei Malen landete. Aus drei Metern behielt Malen gegen Olschowsky die Oberhand und markierte per Kopf das 1:0.
Nach zwanzig Minuten war das Spiel durch
Immerhin zeigten die Fohlen eine Reaktion mit einer guten Offensivaktion, als Bensebaini von links in den Strafraum zog und Kobel mit einem flachen Rechtsschuss zu einer Parade zwang (12.). Doch defensiv bleiben die Gladbacher extrem sorglos und naiv. Schon im Gegenzug hatte Bellingham die nächste Chance, schoss aber knapp vorbei. Dann rückte Elvedi mit dem Ball am Fuß an die Mittellinie vor und verlor die Kugel prompt. Dortmund schaltete schnell um und letztlich störte Neuhaus Haller im Strafraum auf eine Art, die Schiedsrichter Schlager als elfmeterwürdig interpretierte. Das war zwar eine eigenartige Regelauslegung, doch keine totale Fehlentscheidung, sodass der VAR nicht intervenierte. Bellingham trat an, schoss ganz schwach, doch der Ball rutschte unter Olschowsky hindurch zum 2:0 (17.)
Die Gladbacher fielen nun komplett auseinander und stellten jeglichen Widerstand ein. Bensebaini und Elvedi träumten vor sich hin und ließen Malen auf der linken Seite gewähren, der den Ball flach vors Tor brachte. Haller verwertete die Vorarbeit mit einem sensationellen Hackentrick (20.). Das war zwar auch etwas unglücklich aus Gladbacher Sicht, aber wer so viel anbietet, muss sich nicht wundern, wenn es ausgenutzt wird. Nach zwanzig Minuten war das Spiel also komplett durch, was den Gladbacher Anhang zumindest zeitweise dazu verleitete, sich vom Spielgeschehen abzuwenden.
Olschowsky kann nach 37 Minuten den ersten Ball abwehren
Die Gladbacher hielten jedoch ungeachtet des katastrophalen Verlaufs ungerührt an ihrer naiven Spielweise fest. Daraus entsprang zwar eine Halbchance, als Ngoumou den Ball am Tor vorbei schlenzte (27.), doch in der Defensive ließ man weiterhin extreme Lücken. Der BVB wurde nicht müde, vor allem Borussias linke Abwehrseite mit dem indisponierten Duo Bensebaini und Elvedi zu düpieren. In der 32. Minute lief Malen im Rücken von Bensebaini auf und davon, Elvedi kam nicht rechtzeitig raus und Malen passte ungehindert in die Mitte. Dort war Haller wieder schneller als Friedrich - diesmal war es zwar kein Kunstschuss, aber auch ein simples Fuß hinhalten reichte zum 4:0.
Drei Minuten später köpfte Friedrich nach einer Freistoßhereingabe aufs Tor und Kobel ließ den Ball prallen, doch kein Gladbacher war zur Stelle, um per Rebound Ergebniskosmetik zu betreiben. Auf der anderen Seite hatte Malen einen gefährlichen Abschluss aus der Distanz, doch Olschowsky flog schön und lenkte den Ball zur Ecke (37.). Das war der erste Ball, den der Vertreter von Omlin halten konnte, nachdem er schon viermal hinter sich greifen musste. Mit einem deprimierenden und der Höhe nach vollkommen verdienten 0:4 ging es in die Pause.
Umstellung auf Dreierkette - Dortmund lässt es früh austrudeln
Daniel Farke brachte zur zweiten Halbzeit Itakura für Wolf und stellte auf Dreier- bzw. Fünferkette um. Dortmund brauchte ein paar Minuten, um sich auf die neue Grundordnung des Gegners einzustellen. Ausnutzen konnten die Fohlen das nicht, denn mehr als eine Direktabnahme von Neuhaus, die im Anschluss an eine abgewehrte Ecke übers Tor flog, sprang nicht heraus (48.). Vielmehr zwang Bellingham Olschowsky mit einem Flachschuss aus der Distanz zu einer nächsten Parade (54.). Der BVB schaltete alsdann fast vollständig in den Verwaltungsmodus und ließ das Spiel mehr oder weniger austrudeln.
Die Fohlen hatten nun mehr Spielanteile, aber alles bewegte sich auf einem eher einschläfernden Niveau, weil die Luft fast komplett raus war. In der 74. Minute wurden die Besucher im Westfalenstadion aufgeschreckt, als Bensebaini nach einem langen Pass im gegnerischen Strafraum plötzlich zu Fall kam und Schiedsrichter Schlager auf Elfmeter für Gladbach entschied. Reyna hatte Bensebaini zwar getroffen, doch der Elfmeterpfiff war ähnlich zweifelhaft wie der zugunsten des BVB im ersten Durchgang. Bensebaini trat an und verwandelte sicher zum 1:4.
Stindl trifft und hätte es sogar noch einmal spannend machen können
Kurz darauf spielte der gerade eingewechselte Stindl einen super Pass in den Lauf des ebenfalls neu gekommenen Netz. Der kam zwar an Kobel vorbei, brachte aber den Ball nur so schwach aufs Tor, dass Süle deutlich vor der Linie klären konnte (75.). Dortmund hatte nun Mühe, wieder richtig auf Betriebstemperatur zu kommen. Das nutzten die Borussen - namentlich Netz und Stindl. Netz legte nach einem langen Pass den Ball zurück an die Strafraumgrenze, wo Stindl mit einem trockenen Flachschuss zum 2:4 ins lange Eck traf (85.). Plötzlich bildeten sich sogar Sorgenfalten bei den siegessicheren Dortmundern, vor allem als Stindl nach Vorarbeit von Lainer erneut abzog. Doch Kobel parierte den guten Schuss des Gladbacher Kapitäns mit einer ebenso guten Parade (88).
Ganz klar, dieses Spiel gab es nicht her, dass die Gladbacher nochmal wirklich herankommen sollten. Auch wenn man im Fußball schon viel erlebt hat - aber dass die Fohlen die zweite Halbzeit für sich entscheiden konnten, lag zuvorderst an den Dortmundern, die das mit dem Verwaltungsfußball nicht wirklich meisterhaft beherrschten. Doch es reichte für einen klaren, verdienten und letztlich auch völlig ungefährdeten Heimsieg, den der eingewechselte Reyna in der vierten Minute der Nachspielzeit vollendete. Olschowsky ließ einen Freistoß von Guerreiro nach vorne prallen und Reyna staubte aus kurzer Distanz vor Lainer zum 5:2-Endstand ab.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Dortmund: Kobel - M. Wolf, Süle, Hummels (59. Özcan), Ryerson (59. Guerreiro) - Can, Brandt (68. Reus), Bellingham, Adeyemi, Malen (68. Reyna) - Haller (79. Moukoko)
Borussia Mönchengladbach: Olschowsky - Lainer, Friedrich, Elvedi (82. Jantschke), Bensebaini - Weigl, Koné (75. Netz) - Hofmann, Neuhaus (68. Kramer), H. Wolf (46. Itakura) - Ngoumou (75. Stindl)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Scally, Herrmann, Thuram
Tore: 1:0 Malen (5.), 2:0 Bellingham (FE./18.), 3:0 Haller (20.), 4:0 Haller (32.), 4:1 Bensebaini (FE./75.), 4:2 Stindl (86.), 5:2 Reyna (90.+4)
Schiedsrichter: Daniel Schlager
Gelbe Karten: - Bensebaini (5.), Kramer
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft)