Nachdreher aus der Schalker Arena

Gemischte Gefühlslage nach einem letztlich gerechten Remis

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Mit gemischten Gefühlen vor dem Gästeblock - die Borussen nach dem Remis auf Schalke (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach hat auf Schalke in letzter Sekunde zwei Punkte verloren, hatte eigentlich aber auch nicht mehr als den einen Punkt verdient, der es letztlich wurde. Entsprechend war die Gefühlslage nach der Partie gemischt.

Über weite Strecken war die Partie in der ausverkauften und stimmungsvollen Schalker Arena sehr übersichtlich. Auf der einen Seite die Schalker, die trotz aller Aufstiegseuphorie komplett auf eine disziplinierte Defensive ausgerichtet waren und auf der anderen die Borussen, die viel Kontrolle und Ballbesitz hatten, damit aber nur sehr wenig anzufangen wussten.

»Schalke hat sehr gut angefangen, war aggressiv, kompakt und sehr griffig und strukturiert gegen den Ball«, lobte Borussias Trainer Daniel Farke anschließend den Gegner. Seine Mannschaft tat sich dagegen in den Ballbesitzphasen sehr schwer, Tempo aufzunehmen und Räume zu finden. Und im defensiven Umschaltspiel fehlte es den Borussen zunächst an der nötigen Bissigkeit, so dass Schalke einige Male sehr einfach an und in den Gladbacher Strafraum kam.

»Wir kassieren ein Tor aus dem Nichts«

Nach zwanzig Minuten gelang es den Borussen, das Spielgeschehen weiter in die gegnerische Hälfte zu verlagern und es konnte ansatzweise Druck aufgebaut werden. Genau in diese Phase hinein ging Schalke in Führung. »Da haben wir unsere beiden Sechser herausgezogen und kassieren das Tor aus dem Nichts«, ärgerte sich Farke. Die schlechte Staffelung, aber auch das gesamte Verteidigungsverhalten mit angezogener Handbremse erinnerte an die Vorsaison. Dass der Schuss von Zalazar von Elvedi nicht geblockt, sondern nur leicht abgefälscht wurde, passte ins Bild. Auch Sommer wirkte eigenartig passiv, wurde aber von seinem Trainer in Schutz genommen. »Wenn der Ball nicht abgefälscht ist, hält er von 30 Bällen 30«.

Alsdann wurden bei Schalke kurzzeitig alle Fesseln gelöst und für einen Moment musste man wirklich Angst um die Fohlenelf haben. Doch das Geschehen beruhigte sich relativ schnell und die Gastgeber beschränkten sich wieder darauf, mit viel Laufarbeit die weiterhin eher uninspirierten Gladbacher Offensivbemühungen zu stören. Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild zunächst nicht, auch wenn die Borussen sukzessive druckvoller agierten. Sportdirektor Roland Virkus hatte »ein besseres Positionsspiel« ausgemacht und eine Mannschaft, die »Ball und Gegner laufen lassen hat«.

»Cool zu bleiben ist eine Geisteshaltung«

Doch so richtig zünden wollte das Ganze zunächst nicht. Dennoch zogen die Gladbacher ihr Ding weiterhin unbeirrt durch. »Cool zu bleiben ist eine Geisteshaltung und die setzen die Jungs von Tag zu Tag mehr um«, sagte Farke. »Wenn du viel Ballbesitz hast, kannst du zum Ende hin oft noch zulegen«. Der Plan schien aufzugehen, als Hofmann der ruhig herausgespielte Ausgleich gelang und anschließend die spürbare Verunsicherung der Schalker genutzt wurde, um den Druck zu erhöhen und die Partie mit dem aufmerksamen Abstauber von Thuram zu drehen.

Wäre es dabei geblieben, hätten sich die Borussen für ihre abgezockte Leistung feiern lassen können. Und eigentlich sah es danach aus, denn die zwangsläufigen Angriffsbemühungen der Schalker nach dem Rückstand waren wenig furchteinflößend und zudem verteidigten die Borussen - anders als vor der Pause - jetzt kollektiv sehr konsequent. Von daher war es richtig ärgerlich, in der Nachspielzeit noch den Ausgleich durch einen Handelfmeter zu kassieren.

Den Schalker Freistoß hätte es nicht geben dürfen

Das Handspiel des eingewechselten Patrick Herrmann war unstrittig, doch ein glasklarer Elfmeter war es dennoch nicht. Der Regel nach wäre das Handspiel nicht strafbar gewesen, wenn der Ball vom Kopf von Herrmann an dessen Hand gesprungen wäre. Und zumindest die ausgestrahlten TV-Bilder waren nicht dazu geeignet aufzuklären, dass Herrmann den Ball zweifelsfrei nicht mit dem Kopf berührt hat. Dass Herrmanns Hechtsprung mit ausgestrecktem Arm maximal ungeschickt war, darüber muss man nicht diskutieren.

Und eigentlich hätte es überhaupt nicht zu der Elfmetersituation kommen dürfen, denn der vorausgegangene Freistoß für Schalke war keiner. Plea wurde an der Außenlinie von Bülter geblockt und von Brunner unterlaufen - und kollidierte deshalb mit den Schalkern. »Ich hatte das Gefühl, dass es kein Freistoß gegen uns, sondern für uns war«, sagte Farke und lag damit eher richtig als falsch. Doch das ist im Nachhinein nicht mehr zu ändern, passte aber zur allgemeinen Linie des Unparteiischen an diesem Abend. »Alle 50:50-Entscheidungen hat er für Schalke gepfiffen«, sagte Virkus. Vor der Pause riss Ouwejan Hofmann an der Strafraumgrenze um und das sah in der Totalen schon nach einer Notbremse aus, doch der Schiedsrichter beließ es bei Gelb.

»Man kann sich kein Ergebnis backen«

Am Ende ärgerten sich die Borussen über die zwei verlorenen Punkte, andererseits mussten sie auch damit zufrieden sein. »Es ist enttäuschend, wenn man fast in der letzten Sekunde noch den Ausgleich kassiert, aber so ist der Fußball«, sagte Farke. »Man kann sich kein Ergebnis backen, man kann nur Leistung vollbringen – und ich muss sagen, dass ich trotzdem total zufrieden mit meiner Mannschaft bin. Perfekt wäre der Start mit sechs Punkten gewesen, so haben wir vier Punkte. Für ein Team, das im letzten Jahr lange im Abstiegskampf war, ist das eine gute Situation.«

 


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