Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 4:2 (3:2)

Ein Ausrufezeichen der Borussia zum Jahresabschluss

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Weigl, Bensebaini und Elvedi freuen sich über den erneuten Führungstreffer gegen Dortmund (Foto: Christof Koepsel - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach verabschiedet sich mit einem überzeugenden 4:2-Erfolg über Borussia Dortmund in die WM-Pause. Auch wenn der BVB den Gladbacher Erfolg tatkräftig unterstützt hat, setzten die Fohlen ein Ausrufezeichen. Die Einzelkritik:

Jan Olschowsky: Eine gewiss unvergessliche Premiere für den 20-Jährigen im Borussia-Park. In der ersten Aktion mit Scally war er noch etwas zurückhaltend, danach bekam er ein paar kleinere Aufgaben, die ihm Selbstvertrauen gaben. Beim Ausgleich der Dortmunder war Olschowsky ohne Abwehrchance, danach stand er mehrfach im Brennpunkt. Mit teilweise überragenden Reflexen bewahrte er seine Mannschaft vor einem weiteren Gegentor, das er letztlich aber nicht vermeiden konnte. Beim Kopfball von Süle rettete er zunächst mit einer Hand, klatschte den Ball aber direkt zu Schlotterbeck, der abstaubte. Einen wirklichen Vorwurf kann man Olschowsky nicht machen, da die Reaktionszeit beim Kopfballaufsetzer sehr kurz war. Die größte Rettungstat folgte in der 43. Minute, als er gegen Malen aus kurzer Distanz überragend reagierte. Nach der Pause stand er dann deutlich weniger unter Beschuss und die Pflichtaufgaben erledigte Olschowsky souverän. Auch fußballerisch machte er es sehr ordentlich. Note 1,5.

Joe Scally: Löste die erste Situation noch so gerade per Kopf, als es fast ein Missverständnis mit Olschowsky gegeben hätte. Danach war der US-Amerikaner auf seiner Seite schwer beschäftigt in der Defensive. Mehrfach wurde Scally gefordert und ihm gelangen einige klärende Aktionen. Teils agierte er leicht panisch oder hatte Probleme mit dem Stellungsspiel. Bei der Rettungstat von Olschowsky gegen Malen war Scally ebenfalls involviert und störte den Dortmunder. Mit einem klugen, nicht gelbwürdigen Unterbrechungsfoul, vereitelte Scally einen möglichen Umschaltangriff des BVB. Nach der Pause profitierte er von der insgesamt besseren defensiven Staffelung. So konnte er sich auch etwas mehr auf dem Weg nach vorn zeigen. Note 3,0.

Marvin Friedrich: Bekam vorwiegend in der ersten Halbzeit am und im eigenen Sechzehner ordentlich zu tun. Die dribbelnden Dortmunder verlangten vom Ex-Schalker eine hohe Reaktionsschnelligkeit und eine kluge Entscheidungsfindung. Zwei-, dreimal sah Friedrich etwas unglücklich aus, ohne dass daraus aber wirkliche Gefahr entstand. Er bekam mehrmals den Fuß dazwischen und klärte. Im Aufbauspiel agierte der 26-Jährige sicher und risikolos, wurde von den Dortmundern aber auch nicht permanent unter Druck gesetzt. Note 3,0.

Nico Elvedi: Wie die Kollegen in der Abwehr war er im ersten Durchgang mehrfach in höchster Not gefordert. Einige Situationen löste der Schweizer gut, bei anderen fehlte es an Konsequenz. Der Ausgleich ging klar auf seine Kappe, als er orientierungslos nur auf den Ball schaute und diesen dann auch noch falsch einschätze. Vor der Mega-Chance von Malen war Elvedi auf links rausgerückt, ließ sich aber von Reyna überlaufen. Nach der Pause gewann der 26-Jährige an Stabilität und hielt das Zentrum gut zusammen. Auch ihm kam entgegen, dass sich die Räume verdichteten, weil Borussia mit zwei engen Ketten konzentriert und kompakt verteidigte. Note 4,0.

Ramy Bensebaini: War hoch motiviert und von Beginn an auf Betriebstemperatur. Er machte Wege nach vorn, spielte aber auch einige richtig gute scharfe Pässe aus der Tiefe. Mit einem überragenden ‘Raketenkopfball’ erzielte er das 2:1 und anders als in Bochum zählte dieser Treffer. Nach seiner rettenden Grätsche gegen Reyna wurde Bensebaini sowohl von den Fans als auch den Kollegen berechtigterweise gefeiert. Im zweiten Durchgang setzte der 27-Jährige mehrere offensive Nadelstiche und hatte nach einer Ecke noch eine gute Kopfballchance. Bensebaini war übrigens der schnellste Gladbacher an diesem Abend – er sprintete sogar noch fixer als Thuram bei dessen Tor. Note 1,5.

Julian Weigl: War der Ausgangspunkt zum 1:0, als er sich geschickt von Brandt weg drehte und Stindl einsetzte. Überhaupt spielte Weigl mehrere gute vertikale Pässe, auch weil ihm die Dortmunder den Raum dazu ließen. Der 27-Jährige agierte strategisch sehr stark, mit Übersicht und Laufbereitschaft. In der zweiten Halbzeit unterlief ihm ein Ballverlust, den er mit einem Frustfoul beantwortete. Vor der Thuram-Chance kombinierte Weigl zunächst mit Koné kontrolliert kurz und spielte dann den ‘Punch-Pass’ in den Lauf des Stürmers. Note 2,0.

Manu Koné: Gefiel als dynamischer und durchdachter Dauerläufer. Er rieb sich auf im Zweikampf u. a. gegen Bellingham, blieb aber standhaft. Vor dem 3:1 eroberte er stark den Ball, den Stindl dann perfekt für Thuram servierte. Mehrere gute Umschaltangriffe leitete der 21-Jährige ein. Koné versuchte es mit einem Distanzschuss aus dem Lauf und unmittelbar nach der Pause sorgte er mit dem vierten Tor für die Vorentscheidung. Annahme und Abschluss waren präzise. Wenn Koné die einfache Lösung sucht, ist es immer noch zu kompliziert für den Gegner. Note 2,0.

Jonas Hofmann: Verrichtete Präzisionsarbeit beim 1:0 – Hofmann ist wirklich cool geworden bei solchen Chancen. Er war ständig in Bewegung, bot mit seinen Läufen Anspieloptionen und ging als Balleroberer voran. Als Zweikampfsieger im Getümmel an der Seitenlinie setzte er ein Zeichen. Mit seiner präzisen Freistoßflanke legte Hofmann für Bensebaini auf und auch das vierte Tor durch Koné bereitete er mit einem überlegten Querpass vor. Auch beim dritten Tor war er mit seiner Ballsicherung an der Seitenlinie beteiligt, wobei der Ball wohl im Aus war. In der zweiten Halbzeit spielte er zunächst einen perfekten Pass für Thuram und erzielte dann, als er schnell schaltete, das vermeintliche 5:2, was aber vom VAR aufgrund eines vorangegangenen Foulspiels von Thuram einkassiert wurde. Hofmann präsentierte sich in WM-Form und es war bemerkenswert, dass er sich im Zweikampf nicht zurückhielt. Von Schonung für das Turnier konnte keine Rede sein. Note 1,5.

Christoph Kramer: War im auf Konter angelegten Spiel der Borussia zumeist außen vor, obwohl er z. B. vor dem Treffer von Thuram mitrannte, aber letztlich keine wirkliche Option für ein Abspiel darstellte. Insgesamt legte Kramer zehn Sprints hin und mit knapp 6,5 Kilometern in 45 Minuten war er wie gewohnt extrem laufstark. Gegen den Ball machte der 31-Jährige respektabel mit, blieb allerdings beim Ausgleich gegen Bellingham zu passiv. Beim zweiten Gegentor reagierte Kramer nicht schnell genug, um Schlotterbeck noch zu stören. Zur Pause blieb er mit Oberschenkelproblemen draußen und wurde von Herrmann abgelöst. Note 3,5.

Lars Stindl: Der Kapitän sah früh Gelb für ein Foul mit offener Sohle, setzte damit aber gleichzeitig ein Zeichen. Auf der halblinken Seite ließ er sich oftmals geschickt fallen und hatte als ‘Verbindungsspieler’ starke Szenen. So nutzte er den sich bietenden Raum für den feinen Pass auf Hofmann zum 1:0 und auch den Treffer von Thuram bereitete er mit einem gewieften Zuspiel vor, als er die Situation blitzschnell erkannte und Koné den Ball quasi vom Fuß nahm. Stindl war schwer greifbar, wenn er in die Schnittstellen lief oder spielte. Nicht alles gelang – so unterlief dem 34-Jährigen bei einer aussichtsreichen Umschaltsituation ein Fehlpass. In der zweiten Halbzeit agierte Stindl hauptsächlich defensiv sehr stark und positionsbewusst. Note 2,5.

Marcus Thuram: Hatte zu Beginn leichte Schwierigkeiten, holte dann den Freistoß vor dem 2:1 heraus, als Hummels ihn foulte. Beim 3:1 war er wie mit einer Rakete unterwegs, dagegen trug Schlotterbeck nur einen winzigen Propeller mit sich. Thuram war allein mit seiner Wucht und Präsenz ein Albtraum für die Dortmunder Hintermannschaft. Anders als zuletzt legte der 25-Jährige diesmal weite Wege zurück und half hinten mit aus. Allerdings sollte er Hackentricks am eigenen Strafraum besser lassen. Nach der Pause versemmelte er zwei Riesenchancen zum 5:2, was schon an Fahrlässigkeit grenzte. Richtig gut, wie er vor dem aberkannten Treffer auf Hofmann wartete und uneigennützig ablegte. Der Eingriff des VAR war korrekt, Thuram traf in der Tat den Fuß von Hummels und das war entscheidend, dass dieser neben den Ball trat und strauchelte. Auf den letzten Drücker löste Thuram mit dieser Leistung noch das WM-Ticket. Note 2,0.

Patrick Herrmann (46. Minute für Kramer): Ging auf die rechte Seite und übernahm die Position von Hofmann, der sich mehr in die Mitte orientierte. Herrmann war engagiert, startete einige gute Läufe in die Tiefe und war stets schnell wieder mit hinten. Mit seiner defensiven Arbeit entlastete er Scally und sorgte mit dafür, dass Dortmund sich nicht mehr so einfach durch die Halbpositionen kombinieren konnte. Note 3,0.

Ko Itakura (88. Minute für Koné), Nathan Ngoumou (90. Minute für Stindl) und Luca Netz (90.+4 Minute für Hofmann): Alles Wechsel, um Zeit zu gewinnen und einen möglichen Spielfluss der Dortmunder zu stören. Alle ohne Note.

 

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