Natürlich wurde jeder Kameraschwenk auf Marco Rose vor, während und nach der Partie gegen Mainz 05 mit Argusaugen beobachtet. Wie würde der scheidende Trainer, der von den meisten Gladbachfans im besten Fall noch auf Bewährung geduldet wird, das Geschehen begleiten? Nun, der 44-Jährige wirkte - wie schon am Mittwoch bei der Pressekonferenz - ein wenig blass um die Nase und von seiner Coolness und Lässigkeit, mit der er sonst auftritt, war nicht viel zu sehen. Die Geschehnisse sind ganz offensichtlich nicht spurlos an Rose vorbeigegangen.
Das gilt - leider - auch für die Mannschaft. Trotz des wohlformulierten ›Interviews‹ von Kapitän Lars Stindl im Vorfeld war von einem Zusammenrücken und einer gewissen Trotzreaktion nichts zu sehen. Die Fohlenelf spulte gegen Mainz ihr Programm auf eine Art und Weise ab, die ihnen im Zeugnis ein ›sie waren stets bemüht‹ garantiert. Sie haben ganz sicher nicht gegen den Trainer gespielt, aber ganz sicher auch nicht für ihn. Nachdem man im ersten Durchgang den unglücklichen Rückstand relativ zeitig korrigieren konnte, war die Leistung bis zur Halbzeit durchaus okay. Doch nach dem Wechsel kam nicht mehr viel.
Auf Strecke hat man einfach zu viele dieser Gurkenspiele hingelegt
Es ging kein Ruck durch die Mannschaft, die vor allem spielerisch einmal mehr enttäuschte. Es war schnell erkennbar, dass der Dreieraufbau wenig Drive brachte und die wenigen Geistesblitze von Hofmann, Stindl und Neuhaus im Mittelfeld verpufften genauso wie die Impulse von der Bank. Ganz vorne fehlte der Punch, was sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht. Und auch nach hinten raus war alles wie (fast) immer: Der Gegner legt offensiv ein wenig zu, was den bis dahin gut organisierten Defensivverbund plötzlich kopflos erscheinen lässt und schon fängt man sich wieder eines dieser späten dummen Gegentore.
Mit dieser Niederlage kann Borussia das Saisonziel Champions-League in die Tonne kloppen - wenn nicht noch ein Fußballwunder passiert. Auf Strecke hat man einfach zu viele dieser Gurkenspiele hingelegt. Und klammert man mal die zwei geklauten Punkte in Stuttgart aus, waren die ganzen Unentschieden und Niederlagen zwar unnötig, aber so gut wie nie unverdient. Was wiederum den Schluss zulässt, dass Borussia zu Recht da steht, wo sie steht.
Die ganze Chose ist nur über Ergebnisse in den Griff zu bekommen
Anspruch und Wirklichkeit klaffen doch deutlicher auseinander, als man es wahrhaben wollte. Die Highlight-Auftritte in der Champions League und die Siege über Bayern und Dortmund haben allen wohl etwas Sand in die Augen gestreut. Marco Rose ist bei dem Versuch, seinen Powerfußball so zu dosieren, dass man in allen drei Wettbewerben durchkommt, irgendwo vom Weg abgekommen. Und durch die spezielle persönliche Situation scheint nun auch seine Fähigkeit, eine Mannschaft über die emotionale Schiene mitzunehmen, nicht mehr zu fruchten.
Ganz klar, die Entscheidung des Vereins und von Max Eberl steht, die Saison mit Marco Rose als Trainer zu beenden. Doch genauso klar war es von vorneherein, dass die ganze Chose nur über Ergebnisse in den Griff zu bekommen ist. Dass nun gleich der erste Auftritt - gegen den Tabellenvorletzten! - in den Sand gesetzt wird, lässt die Zweifel an der Sinnhaftigkeit weiter wachsen und befeuert natürlich die ›Anti-Rose-Stimmung‹ im Umfeld. Daran zu glauben, dass in den nächsten 14 Tagen gegen Manchester, Leipzig, Dortmund und Leverkusen die Wende zum Guten erfolgt, erscheint unter dem Eindruck des Mainz-Spiels mehr als nur verwegen.
von Marc Basten