Einwurf nach dem Spiel bei Eintracht Frankfurt

Am Ende war es tatsächlich außergewöhnlich

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Abgekämpfte Borussen nach dem 3:3 in der Nachspielzeit (Foto: Alexander Scheuber / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach holt bei Eintracht Frankfurt noch ein 3:3, nachdem es lange nach der dritten Saisonniederlage ausgesehen hatte. Dass die Mannschaft am Ende zu diesem Kraftakt fähig war, ist außergewöhnlich.

»Wir haben immer dran geglaubt«. Solche oder ähnliche Statements gab es auch nach dem 3:3 der Gladbacher Borussia bei Eintracht Frankfurt am Dienstag zu hören. Natürlich darf sich die Mannschaft zurecht feiern lassen ob der Tatsache, dass sie ein faktisch schon verlorenes Spiel durch zwei Tore in den allerletzten Minuten noch zu einem Remis biegen konnte. Angesichts der aktuellen Situation ist ein solcher Kraftakt wirklich außergewöhnlich.

Dennoch war für jeden Beobachter zu erkennen, dass der Glaube an zumindest einen Punkt über weite Strecken der Partie nicht mehr vorhanden war. Nach einem guten Beginn, als die Borussen alles im Griff hatten, wach und spritzig wirkten und in Führung gingen, flutschte ihnen das Spiel wie ein nasses Stück Seife durch die Hände. Wie es dazu kam, war recht unglücklich: Dass Stefan Lainer mit erhobenem Arm in den Schuss von Hinteregger sprang, war ungeschickt. Auch wenn wohl neun von zehn Profifußballer den Ball niemals so hoch abgefeuert hätten, wie ‚Hinti‘. Die Hand hatte da oben nichts zu suchen, aber der Ball eigentlich auch nicht.

So darf man sich in der Bundesliga nicht herspielen lassen

Beim zweiten Gegentor half dann der Schiedsrichter. Ganz klar – dieser Treffer war irregulär. Und dennoch wäre es beileibe zu einfach, alles auf die falsche Wahrnehmung des Referees zu reduzieren. Sicher, der Ball ruhte bei der Ausführung des Freistoßes nicht. Wie einfach die Frankfurter jedoch anschließend mit einem langen Pass die beiden Gladbacher Innenverteidiger bloßstellten, war schon bemerkenswert. Und das Verhalten beim dritten Gegentor? Je öfter die Wiederholung des Tores über den Bildschirm flimmerte, desto schlimmer wurde es. Bei allem Verständnis für fehlende körperliche und geistige Frische – aber so darf man sich in der Bundesliga nicht herspielen lassen.

Mit dem Rückstand vor Augen, einem unglaublich schlechten Rasen unter den Füßen und einem Gegner vor der Brust, der nur darauf aus war, jeden Ansatz von fußballerischer Ästhetik zu zermalmen, wurde es zu einer schrecklich zähen und mühseligen Angelegenheit für die Borussen. Der am Ende zitierte ‚Glaube‘ war über weite Strecken der Partie selbst mit der Lupe nicht zu finden. Es ging überhaupt nichts nach vorne und Borussia hatte nur das Glück, dass die Frankfurter offensichtlich damit zufrieden waren, das Spiel zu zerstören. Ohne den Platzverweis für Abraham wäre die Taktik der Hessen wohl auch aufgegangen.

Das 3:3 ist durch die Dramaturgie des Spiels ein gefühlter Sieg

So aber rochen die Borussen nochmal Lunte – wobei sie bis zum Elfmeter auch in Überzahl keinen einzigen gefährlichen Torabschluss hinbekamen. Aber sie ließen sich nicht hängen und versuchten es weiter – das ist ihnen hoch anzurechnen. Der Kraftakt in der Nachspielzeit war dann wirklich außergewöhnlich, denn der Tank war bei den meisten Borussen komplett leer. Es war wirklich nur noch eine Sache des Willens und der Moral.

Das 3:3 ist durch die Dramaturgie des Spiels ein gefühlter Sieg und könnte dabei helfen, dass man am Samstag gegen Hoffenheim der Müdigkeit noch einmal ein Schnippchen schlagen kann. Das Spiel in Frankfurt hat nochmals ganz deutlich gezeigt, dass die Borussen durch die Bank komplett überspielt sind und es unabdingbar ist, zumindest für ein paar Tage mal den Stecker zu ziehen.

 


von Marc Basten

 

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