Einwurf nach der Generalprobe gegen Chelsea

Gute Ansätze, aber noch ganz viel Instabilität

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Chelsea - hier Mason Mount - kam gegen Elvedi, Strobl & Co zu oft in Abschlusssituationen (Foto: TORfabrik.de)

Der letzte Härtetest vor dem Pflichtspielauftakt brachte viele interessante Erkenntnisse. Es gab gute Ansätze, die unterstrichen, wo es hingehen soll in Mönchengladbach. Doch Chelsea deckte gnadenlos auf, wie instabil die ‚neue‘ Borussia noch ist.

Es gibt Testspiele, die wenig Aussagekraft besitzen. Das kann man von der Partie zwischen Borussia und dem FC Chelsea nicht behaupten. Beide Teams stehen eine Woche vor dem Pflichtspielauftakt und entsprechend ging es bei dieser Generalprobe zur Sache. Sechs Gelbe Karten und zwei Foulelfmeter lassen erkennen, dass es kein gemütlicher Sommerpausenkick war.

Aus Gladbacher Sicht darf man attestieren, dass einige vielversprechende Ansätze zu sehen waren, wie der Fußball unter Marco Rose aussehen soll. Das Führungstor durch Plea war ein Musterbeispiel: Nach der Spieleröffnung des gegnerischen Torwarts wurde früh attackiert, Hofmann sicherte den Ball vorbildlich und setzte Plea ein, der wiederum zügig am gegnerischen Strafraum auftauchte und kompromisslos abschloss. Vor allem in der Anfangsphase gab es mehrere Situationen, in denen die Fohlen die Chelsea-Abwehr um Andreas Christensen richtig stressten.

Borussia bot Chelsea deutlich zu viel an

Gleichzeitig wurde bereits in der starken Phase deutlich, dass der forsche Stil einem Tanz auf der Rasierklinge gleicht, wenn nicht alle 100%ig konzentriert sind. Das fing beim Zustellen an: Macht nur ein Spieler zwei, drei Schritte zu wenig, kann sich der Gegner lösen und mit zwei Pässen gleich mehrere Borussen aus dem Spiel nehmen. Sicher, es geht nicht jede Woche gegen individuell so gute Kicker, wie sie der FC Chelsea in seinen Reihen hat. Doch das, was die Gladbacher teilweise anboten, hätte auch gegen Schalke & Co zu heiklen Aufgaben für Yann Sommer geführt.

Neben dem, dass das eigene Pressing mehrfach zu leicht überspielt werden konnte, gesellten sich die Probleme der fehlenden Griffigkeit im Zweikampf. Chelsea konnte den Raum bis an und in den Gladbacher Strafraum oftmals ungestört überbrücken. Das gemeinsame Verteidigen, die Räume kompakt zu besetzten mit der unbedingten Gier, die gegnerischen Angriffe zu stoppen, stand schon in den Vorjahren ganz oben auf der Mängelliste. Daran hat sich, zumindest wenn man die Eindrücke aus dem Chelsea-Spiel nimmt, nicht viel geändert. Dabei sind Aggressivität und Körperlichkeit bei der Ballrückeroberung die Voraussetzungen, um das Risiko eines insgesamt höheren Anlaufens zu kompensieren.

Eklig, kompromisslos und gleichzeitig intelligent verteidigen muss in Fleisch und Blut übergehen

Gesellen sich dann noch individuelle Nachlässigkeiten – Elvedi mit zwei Aussetzern, Lainer mit einem Katastrophenrückpass – hinzu, wird deutlich, wie instabil das Gesamtgefüge noch ist. Das alles kommt nicht überraschend, weil für Roses Fußball einige Dinge fundamental wichtig sind, an denen die Borussen schon in den letzten Jahren zu knabbern hatten. Dass die Gladbacher zu lieb und nett waren, ist allgemein bekannt. Genau das muss man ablegen, wenn der neue Stil erfolgversprechend sein soll. Eklig, kompromisslos und gleichzeitig intelligent verteidigen sowie dumme Fouls minimieren, müssen in Fleisch und Blut übergehen. Dass hier noch viel Arbeit auf Marco Rose und sein Team wartet, hat das Spiel gegen Chelsea deutlich gemacht.

 


von Marc Basten

 

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