Einwurf nach der Niederlage in Leipzig

Kontrollverlust mit bedenklicher Eigendynamik

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Die nächste schmerzhafte Niederlage für Borussia (Foto: Thomas Eisenhuth / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach verliert auch in Leipzig klar und deutlich und befindet sich im freien Fall. Der plötzliche Kontrollverlust hat eine bedenkliche Eigendynamik bekommen und die Protagonisten wirken zusehends ratloser. Auch Adi Hütter muss sich hinterfragen lassen.

Die Lage bei Borussia Mönchengladbach ist bedrohlich. Die nackten Zahlen sind unzweifelhaft: Drei Niederlagen in Folge mit 14 Gegentoren, nur 18 Punkte nach 15 Spielen und der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt gerade einmal zwei Zähler. Anstatt mit der Rückkehr der meisten verletzten Spieler nach der letzten Länderspielpause einen Jahresendspurt hinzulegen, um sich eine gute Ausgangsposition für das Rennen um Europa zu verschaffen, manövriert sich die Borussia selbstverschuldet in den Abstiegskampf.

Bedenklich ist dabei vor allem die Eigendynamik, mit welcher der Absturz vonstatten geht. Vieles erinnert an die Hilflosigkeit im Frühjahr, als unter Marco Rose ebenfalls jeglicher Halt verloren ging und die Mannschaft wie paralysiert von einer Pleite in die nächste stolperte. Auch damals geriet man ohne Vorwarnung in einen heftigen Negativstrudel, aus dem man zwar mit zwei blauen Augen herauskam, aber dabei alle Saisonziele verpasste. Und jetzt droht sogar der Super-Gau, wenn man nicht schleunigst gegensteuern kann.

Restverteidigung wie von ‘Rudis Resterampe’

Doch wie soll das gehen? Borussia hat jegliche Stabilität verloren und mutiert zu einer Schießbude - nur Fürth und Hertha haben mehr Tore kassiert als Gladbach. Die Fehleinschätzungen häufen sich und auch Trainer Adi Hütter wirkt zusehends ratloser. Die Niederlage in Leipzig lag nicht nur darin begründet, dass einige Spieler ihre Aufgaben nicht erfüllt haben. Auch die vorgegebene Herangehensweise und Ausrichtung passte nicht - und es wurde auch während des Spiel nur marginal korrigiert. Man kann es als mutig bezeichnen, dass Hütter nach einem 0:6 nach Leipzig fährt und mit Thuram, Embolo, Stindl und Hofmann vier Offensivspieler aufbietet, welche den Leipziger Aufbau früh anlaufen.

Wenn dazu noch die beiden Außenverteidiger extrem weit mit aufrücken sollen, ist diese Ausrichtung schon mehr als nur mutig. Blöd ist dann allerdings, wenn die personelle Präsenz in der gegnerischen Hälfte nicht dazu führt, dass man sich Torchancen erarbeitet. Weder durch Kombinationen, noch nach Balleroberungen. Und richtig blöd ist es, wenn die eigene erste Pressinglinie immer wieder sehr einfach durchbrochen oder überspielt wird und dann die sogenannte Restverteidung wirklich nur noch wie ‘Rudis Resterampe’ aussieht. Die Außenverteidiger schafften es vielfach nicht mehr rechtzeitig zurück, auch Zakaria und Koné liefen oft nur hinterher - die schnellen Leipziger hatten Anspieloptionen und leichtes Spiel. Erst in der zweiten Halbzeit wurde ein wenig korrigiert, indem Zakaria nun bei eigenem Ballbesitz nicht mehr ganz so weit aufrückte, sondern vor oder neben Ginter und Elvedi absicherte. Genutzt hat es letztlich nichts mehr.

Natürlich ist die Situation gefährlich

Insoweit muss sich auch Adi Hütter diese Niederlage mit ankreiden lassen. Dass Borussia nach dem Anschlusstor in der 88. Minute überhaupt noch mal hoffen durfte, lag einzig und allein an der bis dahin fahrlässigen Chancenverwertung der Leipziger. Dass RB in der Nachspielzeit noch auf 4:1 stellte, war keineswegs unverdient, sondern entsprach klar den Kräfteverhältnissen. Dennoch ist vor allem das vierte Gegentor für Borussia ein weiterer Wirkungstreffer, weil man nun auch aus dieser Niederlage nicht wenigstens etwas Hoffnungsvolles konstruieren kann.

Die Dynamik des Gladbacher Kontrollverlustes ist alarmierend. Adi Hütter versucht richtigerweise Ruhe auszustrahlen, auch wenn sein Statement, »von ‘gefährlicher Situation’ würde ich jetzt noch nicht sprechen, weil die Mannschaft dahingehend einfach zu viel Qualität hat«, zu verharmlosend daherkam. Ein kleiner Wink in Richtung Gelsenkirchen reicht aus um zu belegen, wohin es führt, wenn man den Ernst der Lage verkennt und die Qualität der Einzelspieler zu hoch einschätzt. Es ist ganz klar eine gefährliche und besorgniserregende Situation, in die sich Borussia da manövriert hat. In den letzten beiden Partien vor Weihnachten geht es einzig und allein um Schadenbegrenzung. Dazu braucht es die richtige Einstellung der Spieler, genauso wie die richtige Herangehensweise und Vorgaben durch das Trainerteam. Und dann sind in der Winterpause ganz dringend strategische Entscheidungen zu treffen, welche die Zusammensetzung der Mannschaft betreffen.

 


von Marc Basten

 

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