Der erste Teil der Irritationen um die Fans von Borussia Mönchengladbach im Bochumer Ruhrstadion war eigentlich recht banal. Weil im Gästeblock eine Zaunfahne ein Fluchtweg-Tor bedeckte, meldete die Feuerwehr Sicherheitsbedenken an. Trotz Aufforderung von mehreren Seiten weigerten sich die Ultras zunächst, das Banner zu entfernen. Erst nach endlosen Diskussionen kam man der Aufforderung nach und die Partie wurde mit fast zehn Minuten Verspätung angepfiffen.
Die Verwunderung war allenthalben groß, die Aufregung aber teilweise übertrieben. Unbeantwortet blieb die Frage, warum die Zaunfahne überhaupt dort aufgehängt werden konnte, wenn es ein sicherheitsrelevantes Fluchttor war. Dass so etwas nicht passiert, liegt im Verantwortungsbereich des Veranstalters und ist zunächst einmal den Gladbachern nicht anzulasten, die ihre Fahne dort aufgehängt haben.
Andererseits ist es ebenso unverständlich, warum die Ultras sich so beharrlich geweigert haben, die Fahne abzunehmen bzw. umzuhängen. Angesichts des geschilderten zeitlichen Ablaufs hätte es weit vor Spielbeginn genügend Möglichkeiten gegeben, die Zaunfahnen so zu sortieren, dass niemand daran Anstoß genommen hätte.
Dies wiederum soll an den besonderen Grundsätzen der Ultras gelegen haben, wie Christoph Kramer nach dem Spiel beim TV-Sender "Sky" erklärte, nachdem er mit Ultra-Vertretern Kontakt hatte. »Sie haben da ihre Prinzipien. Entweder hängt das Banner und sie bleiben, oder das Banner muss abgehängt werden und sie gehen.«
Tatsächlich wurden die übrigen Zaunfahnen schrittweise ebenfalls entfernt, der übliche Support der Ultras blieb aus und schließlich verließen sie im Verlauf der ersten Halbzeit das Stadion. Dies jedoch nicht, ohne vorher noch einige Rauchtöpfe abzufackeln. Die setzten die Elektronik einer Werbebande sowie Kameraequipment in Brand und machten den Einsatz der Feuerwehr notwendig.
Das alles passierte, obwohl da auf dem Platz die Mannschaft in einem eminent wichtigen Auswärtsspiel eine Klasseleistung zeigte und eigentlich alle Unterstützung verdient hätte. Die übrigen Fans im Block reagierten mit lautstarken "Ultras raus"-Rufen und machten deutlich, dass das Verhalten der prinzipientreuen Ultras nicht nur bei entfernten Beobachtern auf wenig Verständnis stieß.
Am Ende bleibt ein vereinsschädigendes Verhalten einer relevanten Fangruppierung, das für Borussia empfindliche Geldstrafen mit sich bringen wird. Zum Glück hat sich wenigstens die Mannschaft nicht irritieren lassen und ihr Ding durchgezogen und den ersten Auswärtssieg eingefahren. Die Ultras haben primär dem Vorhaben geschadet, dass man bei Borussia auf eine vielfältige und dennoch in der Sache geschlossene Fangemeinde bauen kann.
Dass sich die Ultras als die einzig wahren Fans sehen, während die 'Normalos' der Meinung sind, dass unabhängig vom Spielgeschehen zelebrierter Dauersingsang mit permanentem Fähnchenschwenken eher der Selbstdarstellung als dem Support dient, bleibt ein unüberwindbarer Graben in der Fankultur. Ein Miteinander ist dennoch möglich, wenn sich alle darauf besinnen, dass die Unterstützung der Mannschaft oberste Priorität genießt und nichts und niemand größer ist als der Verein. Leider war das am Samstag in Bochum nicht der Fall und daher bleibt nur die Feststellung, dass Borussias Fans einem tollen Auswärtssieg zum Trotz ein trauriges Bild abgegeben haben.