Einwurf nach dem Spiel gegen Wolfsburg

Eine gute Moral alleine wird nicht reichen

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Das Verteidigungsverhalten muss besser werden - zu oft steht Sommer alleine da (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach kann das 2:2 gegen den VfL Wolfsburg angesichts des Spielverlaufs als positives Erlebnis verbuchen. Die Moral hat zweifellos gestimmt, aber das allein reicht nicht. Mit einer so anfälligen Defensive und ohne Balance zwischen Absicherung und Risiko bleibt es ein Tanz auf der Rasierklinge.

Natürlich kann man nach der Partie gegen den VfL Wolfsburg den Hut vor den Gladbacher Spielern ziehen. Ein 0:6 gegen Dortmund in den Knochen, den tragischen Tod des Jungprofis Jordi Bongard längst nicht verdaut und dann nach einer halben Stunde schon wieder 0:2 hinten gegen Wolfsburg - das schien eine weitestgehend hoffnungslose Ausgangslage zu sein. Dass sich die Borussen wenig später darüber ärgerten, dass ihnen der Siegtreffer wieder aberkannt wurde, war schon ein überraschender Plot Twist an diesem Nachmittag im Borussia-Park.

Die Moral hat gestimmt, sonst wäre es nicht möglich gewesen, dem Ganzen eine positive Wendung zu geben. Und es ist auch richtig, dass man dies im Nachgang hervorhebt und versucht, daraus Kraft und Selbstvertrauen zu schöpfen. Doch es wäre mehr als nur gefährlich, nicht auch die andere Seite der Medaille zu betrachten. Denn dass überhaupt so eine Aufholjagd vonnöten war, lag einmal mehr am desolaten Defensivverhalten. Wieder gab es zwei Gegentore, wieder hat die Mannschaft die Balance zwischen Absicherung und Risiko verpatzt.

Matthias Ginter ein Musterbeispiel der Gladbacher Probleme

Auch ohne ihn zum Sündenbock abzustempeln, kann Matthias Ginter als Musterbeispiel der Gladbacher Probleme herhalten. Der Nationalspieler leistete sich einen Blackout vor dem 0:1, sah beim 0:2 schlecht aus und war darüber hinaus bei mehreren Wolfsburger Angriffen - u.a. der Megachance von Philipp - überall, nur nicht dort, wo ein Abwehrspieler einer Dreierkette sein muss. Es ist unglaublich, dass in einer defensiv so anfälligen Mannschaft der rechte Innenverteidiger stets so weit aufrückt, dass er bei Umschaltangriffen des Gegners regelmäßig nicht mehr eingreifen kann.

Dass Ginter situativ mit nach vorne schiebt, ist sicher ein Stilmittel und kompensiert auch die gewisse offensive Eindimensionalität des rechten ‘Schienenspielers’ Lainer. Doch die Balance zwischen Absicherung und Risiko steht oftmals in keinem Verhältnis. Und das gilt für die komplette Spielanlage der Borussia unter Adi Hütter. Die Ausrichtung ist offensiv und mutig, führt aber zu selten zu Torerfolgen. Auf der anderen Seite leidet die defensive Grundordnung und man verteidigt teilweise höchst einfältig. Die Gegentorflut kommt nicht von ungefähr, aber es gibt keine Anzeichen, dass man dieses Problem in den Griff bekommt.

Es ist schlichtweg für jeden Gegner zu einfach, gegen Borussia Tore zu erzielen

Stattdessen erlebt man Woche für Woche einen hochriskanten Tanz auf der Rasierklinge. Das geht mit Glück mal gut, wie gegen Augsburg oder man kommt mit einem blauen Auge davon, wie jetzt gegen Wolfsburg. Aber es ist schlichtweg für jeden Gegner viel zu einfach, gegen Borussia Tore zu erzielen. Da kann man noch so viel Willen und Moral an den Tag legen - das kann auf Strecke nicht gutgehen. Daher ist es unabdinglich, endlich für defensive Stabilität zu sorgen und aus dieser Haltung heraus ein besonnenes Offensivspiel aufzuziehen. Es wäre fatal, am nächsten Wochenende dem VfB Stuttgart in die Karten zu spielen, indem man wieder so naiv verteidigt wie gegen Wolfsburg.

 


von Marc Basten

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