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Borussia macht Verlust - Keine großen Sprünge möglich

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Roland Virkus und Gerardo Seoane bei der Mitgliederversammlung 2025 (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach hat das Geschäftsjahr 2024 mit einem Verlust von 2,4 Millionen Euro abgeschlossen. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Millionen auf 184,8 Millionen Euro – ein klares Signal, dass wirtschaftlich wie sportlich herausfordernde Zeiten anhalten.

Nach einem Gewinn von 4,3 Millionen Euro im Vorjahr, dem ersten positiven Ergebnis seit 2019, ist die Borussia wieder in die Verlustzone gerutscht. Das vermeldete Borussia Mönchengladbach am Montag auf der Mitgliederversammlung. Die Gründe für das Minus liegen auf der Hand: Die Transfererlöse sind von 38 Millionen Euro auf 18,9 Millionen Euro eingebrochen, da 2024 lediglich der Verkauf von Manu Koné zur AS Rom nennenswerte Einnahmen brachte. Im Vorjahr hatten die Verkäufe von Yann Sommer, Jonas Hofmann und Jordan Beyer die Bilanz noch deutlich aufgebessert.

Auch die TV-Einnahmen gingen zurück – um über drei Millionen Euro auf knapp 65 Millionen Euro. Die schwächeren Platzierungen der letzten Jahre (14., 10., 10.) schlagen sich hier ebenso nieder wie das Verpassen des internationalen Geschäfts. Positiv zu vermerken ist, dass Borussia in anderen Bereichen wie Ticketing, Werbung, Merchandising und Catering zulegen konnte. Die Personalkosten wurden leicht reduziert, das Eigenkapital sank moderat auf 48,9 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote liegt nun bei 25,2 Prozent. Stefan Stegemann, seit Jahresbeginn neuer Geschäftsführer, fasste es mit den Worten seines Vorgängers Stephan Schippers zusammen: »Wir sind nicht reich, aber wir sind gesund.«

Corona-Folgen und zu geringe Transfereinnahmen

Die Pandemie hat Borussia nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro an Einnahmen gekostet, dazu kamen weitere Verluste durch einen schwächelnden Transfermarkt. Dass die Borussia traditionell auf Transferüberschüsse angewiesen ist, wurde auf der Mitgliederversammlung erneut deutlich. Ohne regelmäßige Europapokal-Teilnahmen fehlt ein wichtiger Einnahmezweig; der Klub muss sich stärker auf die Entwicklung und den Verkauf eigener Talente konzentrieren, um finanziell wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Investitionen ins Nachwuchsleistungszentrum wurden 2024 auf 2,56 Millionen Euro erhöht – ein klares Bekenntnis zur “Fohlen-Philosophie“ und dem Ziel, junge Spieler an den Profikader heranzuführen. Noch ist die Umsetzung in diesem Bereich eher schleppend - echte Top-Talente sind auch in dieser Saison nicht nachgerückt - sieht man von der aus der Not geborenen Berücksichtigung von Nachwuchstorwart Pereira-Cardoso ab.

Lizenz ohne Auflagen, aber Handlungsdruck

Trotz des Verlusts wurde Borussia die Lizenz für die kommende Saison ohne Bedingungen erteilt. Die solide Arbeit der vergangenen Jahre zahlt sich in dieser Hinsicht aus. Dennoch ist der Spielraum für Transfers und Gehaltserhöhungen begrenzt. Der Klub muss weiter kreativ wirtschaften und kann nach eigenen Angaben nicht jeden Abgang eins zu eins kompensieren. Immerhin: Ablösefreie Abgänge wird es in diesem Sommer nicht geben, was Planungssicherheit verschafft.

Sport-Geschäftsführer Roland Virkus zeigte sich auf der Mitgliederversammlung offen selbstkritisch. Die jüngste Niederlage in Kiel und nur ein Punkt aus den letzten vier Spielen haben die Stimmung getrübt und die Chance auf die Rückkehr nach Europa wohl zunichtegemacht. Virkus nahm die Mannschaft in die Pflicht, wieder an die Leistungen der besseren Saisonphasen anzuknüpfen: »Ein Punkt aus den letzten vier Spielen ist einfach viel zu wenig. Das habe ich der Mannschaft gestern Vormittag unmissverständlich erklärt.«

Kreative Lösungen müssen gefunden werden

Trotzdem sieht Virkus einen insgesamt positiven Trend. Nach der Abstiegssorge im Frühjahr 2024 hat sich das Team stabilisiert und spielt um einen Platz in der oberen Tabellenhälfte. Die Bildung einer neuen Hierarchie, die zumindest angestoßene Förderung junger Spieler und das Beenden einiger Negativserien wertet der Sportchef als Fortschritte. »Wir haben viele, nicht alle, aber viele unserer Entwicklungsziele erreicht. Das Gebilde ist stabiler geworden, unsere Mannschaft hat wieder eine Struktur und ein Gesicht«, so Virkus.

Für die kommende Saison wurden mit Jens Castrop und Kevin Diks bereits zwei Neuzugänge präsentiert. Virkus betont, dass der Klub seine Weichen frühzeitig gestellt hat, verweist aber auch auf die Notwendigkeit, im Fall von weiteren Abgängen kreative Lösungen zu finden. Die Zahlen und Einschätzungen zeigen: Borussia Mönchengladbach steht wirtschaftlich weiter solide, aber nicht sorgenfrei da. Der sportliche Kurs ist auf Konsolidierung und Entwicklung ausgerichtet, große Sprünge sind ohne internationale Einnahmen und hohe Transfererlöse kaum möglich. Damit wird sich Borussia auf absehbare Zeit mit der Rolle als Ausbildungsverein im bestenfalls oberen Bundesliga-Mittelfeld begnügen müssen.

 

von Redaktion TORfabrik.de


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