Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg 1:3 (1:3)

Borussias hoffentlich nur temporärer Rückfall gegen Wolfsburg

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Grant-Leon Ranos war ein belebendes Element nach seiner Einwechslung (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach bot gegen den VfL Wolfsburg fast 70 Minuten lang eine bemerkenswert schwache Vorstellung. Das, was die Mannschaft zuletzt stark gemacht hatte, fehlte komplett. Erstaunlich viele Spieler blieben weit unter Normalform. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Das Thema mit der weißen Weste hatte sich für Borussias Torwart schon nach vier Minuten erledigt. Bei den drei Gegentoren an diesem Nachmittag konnte er nichts ausrichten – er wurde nach längerer Zeit mal wieder von seinen Vorderleuten komplett im Stich gelassen. Nicolas parierte den halben Bicycle-Kick von Koulierakis und rettete dann aus kurzer Distanz stark gegen Wimmer, als er im richtigen Moment rauskam und den Winkel verkürzte. Bei zwei Ecken wirkte der 28-Jährige nicht souverän, ohne dass daraus wirkliche Gefahr entstand. Ein eigentlich misslungener Ball im zweiten Durchgang landete letztlich doch noch bei Mohya. Note 3,0. 

Philipp Sander: Gab sein Comeback nach dem Muskelfaserriss aus dem Derby. Er erwischte einen denkbar unglücklichen Start in die Partie, als er sich im Laufduell mit Wimmer sehr instabil präsentierte und schließlich noch halb ausrutschend von seinem Gegenspieler ‚abprallte‘, der die Wolfsburger Führung erzielte. Man merkte Sander in vielen Situationen die fehlende Spielpraxis an. Ihm mangelte es an Handlungsschnelligkeit und an der Konsequenz im Zweikampf. Mit seinem falschen Einwurf leitete der 27-Jährige eine weitere Wolfsburger Chance ein. Sein Passspiel war zwar solide, hatte aber auch nicht die Qualität seiner vorherigen Spiele. Nach der Pause war es eher eine Viererkette mit Sander als Rechtsverteidiger. Er schob mehrfach weit mit nach vorne und schlug drei ordentliche Flanken. Ganz am Ende verzeichnete er noch einen nicht ungefährlichen Schuss aus dem Rückraum. Note 5,0.

Nico Elvedi: Nach dem berechtigten Lob in den vergangenen Wochen zeigte der Schweizer allen Zuschauern im Stadion, dass es den ‚alten Elvedi‘ immer noch gibt. Er wirkte schwerfällig, schläfrig und nicht auf der Höhe. Symptomatisch für seine Lethargie war die Szene, als Reitz ihn im Aufbauspiel dazu aufforderte, aufzuwachen und sich freizulaufen. Mit seiner fliegenden Rettungstat sorgte Elvedi ungewollt für den Assist zum 1:2 – hier kann man ihm keinen großen Vorwurf machen. Er musste zum Ball gehen, und es war maximal unglücklich, dass daraus diese Vorlage entstand. Beim 1:3 verhielt sich der 29-Jährige allerdings amateurhaft. Er stand falsch und hielt dann sogar inne, weil er die Situation nicht erfasste und Wimmer komplett ignorierte. Note 5,0.

Kevin Diks: Wirkte etwas stabiler als seine Kollegen in der Abwehrkette, leistete sich aber ebenfalls einige Ungenauigkeiten und unglückliche Aktionen. So wollte er vor dem 1:3 nach links auf Reyna passen, doch der Ball landete in den Hacken von Reitz. Beide gemeinsam schafften es dann nicht, Eriksen zu stellen – das war ganz schwach. Ein Kopfball des 29-Jährigen landete beim Gegner. Im Spielaufbau machte Diks wenige Fehler, wobei es auch schwierig ist, gute Kombinationen aufzuziehen, wenn man die indisponierten Engelhardt, Netz und Elvedi um sich herum hat. Note 4,5. 

Jens Castrop: Die Wolfsburger hatten ihre Hausaufgaben erledigt und nahmen Castrop, der in den vergangenen Wochen für die Unberechenbarkeit im Gladbacher Spiel zuständig gewesen war, durch den aufmerksamen Zehnter weitestgehend aus dem Spiel. Mit einer tollen An- und Mitnahme zeigte Castrop zwar seine technischen Fähigkeiten, doch bei seinen wenigen Versuchen, offensiv etwas zu bewirken, blieb er meistens hängen. Sowohl defensiv (Gegner) als auch offensiv (Lücken, Raum) schien er ständig auf der Suche, ohne etwas zu finden. Die Passquote von 50 % und 14 Ballverluste bis zu seiner Auswechslung in der 57. Minute sprechen eine deutliche Sprache. Note 5,0. 

Rocco Reitz: Auch der Kapitän kam in der Anfangsphase nicht richtig in den Tritt. Seine erste gelungene Aktion war der scharfe Pass auf Tabaković nach knapp zwanzig Minuten. Beim 1:2 war er mit im Strafraum, konnte aber nicht mehr eingreifen. Das 1:3 ging mit auf seine Kappe, als er zunächst unglücklich in den für Reyna gedachten Pass von Diks lief und dann gemeinsam mit Diks nicht konsequent gegen Eriksen verteidigte. Im weiteren Verlauf war Reitz derjenige, der das Tempo erhöhte und Schnelligkeit in seinen Aktionen hatte. Auch wenn ihm bei Weitem nicht alles gelang, war er ein Aktivposten, der wenigstens versuchte, etwas zu kreieren. Seinen Linksschuss in der Schlussphase aus spitzem Winkel entschärfte der Torwart – hier wäre vielleicht ein Abspiel die bessere Option gewesen. Note 4,0.

Yannick Engelhardt: Seine gefühlt erste gute Aktion hatte er mit einer Grätsche in der zweiten Halbzeit. Davor agierte er äußerst unglücklich mit vielen unklaren Aktionen, ungewohnt schlechtem Stellungsspiel und zögerlichem Zweikampfverhalten. So störte er Majer nicht energisch bei der Halbfeldflanke zum 0:1 und auch bei der Entstehung des zweiten Wolfsburger Tores ging Engelhardt zu zaghaft zu Werke. Zweikämpfe bestritt er vorwiegend in der Luft – die allerdings erfolgreich. Wäre er bei seinem Schuss in der 79. Minute nicht ein wenig ausgerutscht, wäre der Ball wohl nicht an den Pfosten gegangen und der Anschlusstreffer hätte das Stadion vielleicht noch anzünden können. Note 5,0. 

Giovanni Reyna: War bei seinem dritten Startelfeinsatz überhaupt kein Faktor. Defensiv war er u. a. mit in der Verlosung der passiven Borussen auf links vor dem 0:1. Auch darüber hinaus hatten es die Wolfsburger sehr einfach, an ihm vorbeizukommen. Am Ball entwickelte Reyna keine Dynamik und keinen Drive. Bis auf die Flanke zum Ausgleich kam vom 23-Jährigen bis zu seiner Auswechslung in der 57. Minute nichts. Note 5,0. 

Luca Netz: Bog seine eigentlich ansteigende Formkurve in diesem Spiel abrupt vertikal nach unten. Mit seinem Ballverlust leitete er das 0:1 ein, vor dem zweiten Gegentor machte er erst eine verunglückte Tanzeinlage und ging dann nicht energisch genug hin, um die Flanke zu blocken. Seine Offensivaktionen konnten die Defizite in der Defensive nicht aufwiegen. Ein unbedrängter Pass landete im Fuß des Gegners und insgesamt fehlte es Netz an Mut und Esprit. Je näher er dem gegnerischen Strafraum kam, desto beständiger brach er die Aktionen mit einem Sicherheitspass ab. Zwanzig Minuten vor Schluss wurde er von Ullrich abgelöst. Note 5,0. 

Shuto Machino: Trat eigentlich nur einmal in Erscheinung, als er einen langen Einwurf in den Strafraum beförderte, den Tabaković mit dem Hinterkopf touchierte. Ansonsten war der 26-Jährige ein Totalausfall. Er kam lediglich auf 19 Ballkontakte in 70 Minuten und eine Passquote von 60 %. Von ihm ging keinerlei Gefahr aus und es bleibt weiter rätselhaft, wie und mit welchen Skills Machino dieser Mannschaft einen Mehrwert bieten soll. Note 5,0. 

Haris Tabaković: Stapfte nach dem Spiel verständlicherweise sehr frustriert vom Platz. Das Offensivspiel konnte erst in den letzten zwanzig Minuten im Ansatz als solches bezeichnet werden, davor war Tabaković quasi auf einer einsamen Insel unterwegs. Dennoch machte er aus kaum etwas noch relativ viel. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass Koulierakis ins eigene Tor köpfte (was auch alles andere als ein Foul war – lächerlich, dass der VAR den Schiedsrichter an den Bildschirm zitierte –), sein Schuss nach Reitz-Pass wurde geblockt, mit dem Hinterkopf streifte er den Ball bei einer Halbchance und später war er beim Rebound zur Stelle, als er zuvor leider knapp im Abseits stand. Note 4,0.

Wael Mohya (57. Minute für Reyna): Wurde mit dieser Einwechslung zum jüngsten Bundesliga-Debütanten in der Geschichte Borussias. Der 16-Jährige zeigte, dass der Einsatz keine PR-Aktion für die Vereinschronik war, sondern seine sportliche Berechtigung hatte. Mohya war sehr aktionsfreudig und er hatte den Mut zu Vorwärtsaktionen, der seinen älteren Mitspielern zuvor fehlte. Auffällig, wie sicher er sich auch unter Druck bewegte – eine Aktion an der Außenlinie, als er sich gleich gegen mehrere attackierende Gegenspieler behauptete, war klasse. Ein Schuss von Mohya vier Minuten vor Schluss wurde geblockt. Zuvor kam er beim Abseitstreffer der Wolfsburger in der Rückwärtsbewegung zu spät, um die Hereingabe zu verhindern. Ohne Note. 

Grant-Leon Ranos (57. Minute für Castrop): War ein belebendes Element, weil von ihm eine gewisse Gradlinigkeit und Wucht ausging. Sein Kopfball vor dem Abseitstor von Tabaković war schulbuchmäßig und Ranos hatte nur das Pech, dass Grabara stark reagierte. Ohne Note. 

Kevin Stöger (69. Minute für Machino): Sammelte nach all der berechtigten Kritik in den vergangenen Wochen in diesen zwanzig Minuten einige Pluspunkte. Stöger gefiel mit klaren Aktionen, sauberen und flotten Pässen sowie guten Hereingaben, u. a. zum Kopfball von Ranos vor dem Abseitstor. Er war der Motor der zu kurzen Sturm- und Drang-Phase. Ohne Note. 

Lukas Ullrich (69. Minute für Netz): Schlug zwei gute Flanken und wirkte insgesamt sicherer und schwungvoller als zuvor Netz. Ohne Note. 


von Redaktion TORfabrik.de

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