Noch immer muss man sich bisweilen kneifen, wenn der Blick auf die Tabelle fällt. Borussia hat nach 13 Spielen 16 Punkte, steht auf Rang zehn, und der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt fünf Punkte. Wer dieses Szenario Ende Oktober vorausgesagt hätte, als Borussia nach dem achten Spieltag mit mickrigen drei Punkten Tabellenletzter war, wäre gewiss für verrückt erklärt worden. Diese Erfolgsserie – nur unterbrochen durch das Pokal-Aus gegen St. Pauli – ist wirklich aller Ehren wert.
Die große Frage ist nun, wie es bei Borussia weitergeht. Es hat sich zweifellos etwas entwickelt unter Eugen Polanski. Das Team tritt geschlossen und mittlerweile auch mit einem gewissen Selbstverständnis auf. Die Basis ist das gemeinsame Verteidigen, und mit jedem Spiel, in dem die Spieler erkennen, dass der Ansatz genau richtig ist, festigt es sich. Solange niemand davon abweicht, gibt es eigentlich keinen Grund, einen krassen Rückfall zu befürchten. Natürlich wird man auch noch Spiele verlieren, aber einen solchen Absturz wie von April bis September sollte es nicht geben.
Heimschwäche als offener Punkt
Vor dem Spiel gegen Wolfsburg gibt sich Eugen Polanski selbstbewusst und demütig zugleich. Diese Balance ist der Schlüssel, um am Samstag zu gewinnen. Das wäre nicht nur fürs Punktekonto wertvoll, sondern auch für den Seelenfrieden der Fans. Denn trotz der positiven Entwicklung gilt es gerade im Borussia-Park noch etwas gutzumachen. Lediglich der Derbysieg konnte bislang in dieser Saison dort gefeiert werden – drei Remis und drei Niederlagen sorgen dafür, dass sich die Fohlen in der aktuellen Heimspieltabelle auf dem 15. Platz wiederfinden.
Auswärts sieht es deutlich besser aus – da rangiert Borussia auf Rang sechs. Deshalb könnte eine Auswärtstaktik auch gegen die Wölfe der richtige Ansatz sein. Die Niedersachsen sind trotz des unbefriedigenden Saisonverlaufs individuell stark besetzt, und es wäre alles andere als sinnvoll, sie zum Umschaltspiel einzuladen. Die geschlossene Arbeit gegen den Ball sollte – wie in den letzten Heimpartien gegen Köln und Leipzig – oberste Priorität haben.
Sander kehrt zurück – Scally gesperrt
Hierbei kann Eugen Polanski auf Philipp Sander zurückgreifen, der nach seinem auskurierten Muskelfaserriss wieder voll im Training und auch vom Fitnesslevel her so weit ist, dass er in der Startelf stehen kann. Das ist umso wichtiger, als Joe Scally, der Sander als rechten Innenverteidiger der Dreierkette vertreten hatte, am Samstag gelbgesperrt fehlen wird. Es ist also davon auszugehen, dass Sander Scally positionsgetreu ersetzen wird.
Weitere Rückkehrer in den Kader wird es nicht geben. Die Hoffnung, dass es Franck Honorat oder Florian Neuhaus rechtzeitig schaffen, hat sich zerschlagen. Beide fallen mit ihren Muskelbeschwerden definitiv aus. Das gilt gleichermaßen für Tim Kleindienst und Robin Hack, die nach ihrer Rückkehr jeweils einen Rückschlag erlitten haben. Wie weit sie zurückgeworfen wurden, steht laut Polanski nicht fest. In jedem Fall haben die operierten Knie von Hack und Kleindienst nach der Belastungssteigerung Reaktionen gezeigt, und nun muss genau abgewogen werden, was zu tun ist. Am Samstag werden sie nur Zuschauer sein – und wie alle darauf hoffen, dass ihre Kollegen im letzten Heimspiel des Jahres den Lauf fortsetzen.
von Marc Basten

