Am Dienstag ließ sich Florian Neuhaus noch mal kurz am Borussia-Park blicken. Dann machte sich der 28-Jährige gemeinsam mit den übrigen Spielern der U23 von Trainer Eugen Polanski auf den Weg nach Ankum, wo bis Sonntag das Trainingslager stattfindet. Wie schon in den vergangenen Tagen zu beobachten war, verrichtet Neuhaus seine ‘Strafarbeit’ mit ausdrucksloser Miene und vor allem schweigend.
Seitens des Vereins gab es die Bekanntgabe der Sanktionen und am Sonntag beim Trainingsauftakt einige Stellungnahmen. Auch wenn CEO Dr. Stegemann ankündigte, dass man in vier Wochen wieder miteinander sprechen und nach vorn blicken wolle, so dürfte eine sportliche Zukunft von Neuhaus in Gladbach ausgeschlossen sein.
Es geht um acht Millionen
Schon ohne diese ‘Affäre’ gab es keine echte Perspektive und nun kann niemand mehr ernsthaft eine weitere Zusammenarbeit in Betracht ziehen. Es wird letztlich nur noch darum gehen, den finanziellen Schaden für Borussia noch ein wenig zu minimieren. Klar ist, dass Gladbach Neuhaus nicht mehr will, aber ihm das vertraglich zugesicherte Gehalt von 8 Millionen für die nächsten zwei Jahre zahlen muss.
Dass dieses Video keine fristlose Kündigung nach sich ziehen konnte, war unzweifelhaft, und selbst die genannte Geldstrafe dürfte arbeitsrechtlich gar nicht so einfach durchzusetzen sein. Borussia sind also größtenteils die Hände gebunden und wenn Neuhaus seinen Vertrag aussitzen will, dann bleibt nichts anderes übrig, als ihm ein Training zu ermöglichen und ihm jeden Monat sein fürstliches Gehalt fürs Nichtstun zu bezahlen.
Was plant Neuhaus?
Die Frage ist also, ob Florian Neuhaus seine Karriere mit 28 als gut bezahlter Frührentner faktisch beendet oder ob er doch noch den sportlichen Ehrgeiz hat und einen Vereinswechsel forciert. Sicher ist, dass er nirgendwo mehr einen solch hoch dotierten Vertrag wie in Gladbach bekommen wird. Gleichzeitig ist seine Verhandlungsposition aber auch nicht so schlecht. Jeder weiß, dass Borussia ihn von der Payroll bekommen muss und deshalb - sei es bei Ablöse oder Abfindung - Zugeständnisse machen wird.
Was Florian Neuhaus plant, bleibt weiterhin unklar. Bereits während der vergangenen Saison wollte sich der Ex-Nationalspieler öffentlich nicht zu seiner schwierigen Situation in Gladbach äußern, und auch aktuell hält er sich konsequent bedeckt. So war auch am Dienstag nichts von ihm zu hören. Ebenso gibt es von seinem Berater Christian Nerlinger keine offiziellen Stellungnahmen. Die Chance, die Sanktionen als gerechtfertigt anzuerkennen und sich öffentlichkeitswirksam zu entschuldigen, ist damit vertan. Das unterstreicht einmal mehr, dass Neuhaus und Borussia keine gemeinsame Zukunft haben – zumindest keine einvernehmliche.
von Marc Basten