Einzelkritik: Werder Bremen Borussia Mönchengladbach 2:2 (1:1)

In Trippelschritten Richtung rettendes Ufer

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Auf die Abschlussstärke von Robin Hack war auch im Weserstadion Verlass (Foto: Stuart Franklin - Getty Images)

Der Punkt bei Werder Bremen brachte Borussia Mönchengladbach einen kleinen Schritt weiter in Richtung Klassenerhalt. Dass man in dieser Phase der Saison von einem Abstiegskandidaten keine Glanzleistung erwarten kann, ist klar. Dennoch war gegen biedere Bremer mehr drin. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Blieb trotz der Genesung von Omlin im Tor und rechtfertigte die Nominierung mit einer ordentlichen Leistung. Wirklich gefordert wurde er im ersten Durchgang nicht, bei der Spieleröffnung ging er kein Risiko ein und wählte mehrfach den langen Ball. Kurz vor dem Pausenpfiff musste er den Ausgleichstreffer im kurzen Eck hinnehmen - die Reaktionszeit war beim noch leicht abgefälschten Schuss zu kurz, als dass man Nicolas hier einen Vorwurf machen könnte. Nach dem Wechsel hielt der 26-Jährige ein paar ‘Muss-Bälle’ - beim zweiten Gegentor war er gegen den wuchtigen Kopfball chancenlos. In der Nachspielzeit rettete er zweimal hintereinander und bewahrte seine Mannschaft vor einem ‘Hoffenheim 2.0’. Note 2,5.

Franck Honorat: Kehrte in die Startelf zurück, wirkte aber in seinen Aktionen körperlich nicht vollends auf der Höhe. Erschwerend kam hinzu, dass er einmal mehr als rechter Verteidiger der Fünferkette seiner eigentlichen Stärken beraubt wurde. Im Abwehrverhalten war der Franzose trotz aller Bemühungen ein Unsicherheitsfaktor, offensiv waren die Wege oftmals zu weit. Dazu gesellten sich einige technische Fehler. Direkt nach Wiederbeginn versuchte es der 27-Jährige mit einer misslungenen Direktabnahme. Seine beste Szene war die Ecke, die Itakura fast zum 2:0 genutzt hätte. In der 70. Minute wurde Honorat von Neuhaus abgelöst. Note 4,5.

Marvin Friedrich: Als rechter Innenverteidiger in der Abwehrkette mit einer soliden Vorstellung. Er hielt seine Position, bereinigte einiges an hohen Bällen und leistete sich bei der Abwehrarbeit keine nennenswerten Wackler. In der Spieleröffnung mit zwei, drei unnötigen Fehlpässen, darüber hinaus machte der 28-Jährige einen unauffälligen und seriösen Job. Zwanzig Minuten vor dem Ende, als auf Viererkette umgestellt wurde, machte Friedrich Platz für Lainer. Note 3,5.

Ko Itakura: Wurde von der Sechs wieder zurück in die Abwehrreihe beordert und übernahm dort die zentrale Position. Als ‘Abwehrchef’ trat der Japaner dabei nicht groß in Erscheinung, weil er die Neben- und Vorderleute nicht dirigierte. Stattdessen erledigte er seine Aufgaben, so gut es ging. Das waren zuvorderst einige Klärungsaktionen, sei es am Boden, oder in der Luft. Bei den beiden Gegentoren kam der 27-Jährige jeweils als letzte Rettungsinstanz knapp zu spät. In der Offensive hatte Itakura nach der Honorat-Ecke eine Großchance per Kopf, die Bremens Torwart entschärfte. Die Szene im zweiten Durchgang, als er und Elvedi sich über den Haufen rannten, war ein anschauliches Beispiel für die Abstimmungsprobleme untereinander. Itakuras Statistik weist eine Passquote von einhundert Prozent auf. Es waren zumeist Sicherheitspässe, aber in der Nachspielzeit führte sein Zuspiel auf Čvančara zum Handelfmeter. Note 3,5.

Nico Elvedi: Konnte als linker Innenverteidiger manche hohe Bälle aus dem Strafraum befördern und den einen oder anderen Schussversuch (u. a. von Weiser) blocken. Es fehlte dem Schweizer jedoch in mehreren Situationen an der nötigen Konsequenz. Vor dem 1:1 brachte er mit seinem halbgaren Pass zunächst Scally in die Bredouille und blieb dann, als sich daraus die Gefahr entwickelte, nur ein indisponierter Beobachter. Eine gewisse Trägheit des 27-Jährigen fiel auch nach der Pause mehrfach negativ auf. Absolut erschreckend war die Aktion am Ende, als er sich bei einem langen Ball vom kleinen Romano Schmid wie ein Anfänger abkochen ließ, woraus die Doppelchance für Werder in der Schlusssekunde resultierte. Note 4,5. 

Joe Scally: Als linker Verteidiger der Fünferkette bekam er es zumeist mit dem verschlagenen Bittencourt zu tun, was Scally im Rahmen seiner Möglichkeiten ordentlich löste. Gelegentlich traf er im Positionsspiel die falsche Entscheidung, was aber keine ernsthaften Konsequenzen hatte. Der Ballverlust des 21-Jährigen vor dem 1:1 war allerdings folgenschwer. Auch wenn das Anspiel von Elvedi nicht gut war, hätte Scally die Situation besser lösen müssen. Dass er nach seinem technischen Fehler nicht dran blieb und erst viel zu spät schaltete, als Bittencourt nach innen zog, war mindestens genauso schlimm wie der Ballverlust. Offensiv kam vom US-Nationalspieler so gut wie gar nichts. Eine Ausnahme war die perfekte Halbfeldflanke von links mit rechts zur Kopfballchance von Reitz. Note 4,5.

Rocco Reitz: Kam als rechter Achter gut in die Partie, zwei Schussversuche im gegnerischen Sechzehner wurden geblockt und mit dem handlungsschnellen Pass auf Hack leitete er den Führungstreffer ein. Mit einigen bissigen Balleroberungen war Reitz auch in der Phase zur Stelle, als die Mannschaft sich insgesamt sehr passiv verhielt. Ein paar Unachtsamkeiten im Passspiel blieben folgenlos. Direkt nach dem Seitenwechsel setzte sich der 21-Jährige mit einem starken Dribbling inklusive Beinschuss durch, sein Flachschuss strich jedoch am langen Pfosten vorbei. Später hatte Reitz die große Kopfballchance nach Scally-Flanke, die Zetterer mit einem starken Reflex zunichtemachte. In der 78. Minute musste er für Jordan weichen. Note 3,0.  

Julian Weigl: Kehrte nach abgelaufener Sperre zurück in die Startelf und agierte als alleiniger Sechser. Aufgrund der insgesamt tiefen Staffelung und der Mithilfe der beiden Achter gelang es Weigl, in der Zentrale keine allzu großen Lücken entstehen zu lassen. Beim Ausgleichstreffer war er zunächst noch bei Woltemade, rückte dann aber im vergeblichen Versuch zu klären vor und ließ den Torschützen allein. Weigl war wie gewohnt laufstark, konnte aber mit Ball keine nennenswerten Akzente setzen. Ein Schuss aus der Distanz war schwach. Beim Elfmeter am Ende ließ er Neuhaus nach kurzem Zögern den Vortritt. Note 4,0.

Manu Koné: Gab sein Startelfcomeback als linker Achter, wo er mit Balleroberungen, funktioneller Technik und Durchsetzungsvermögen mehrfach zu gefallen wusste. Stark war sein Lauf bis zur Grundlinie, als er im kurzen Eck am Torwart scheiterte. In der ersten Halbzeit wurde deutlich, dass der 22-Jährige besondere Qualitäten einbringen kann. In der Rückwärtsbewegung fehlte es stellenweise an der Konsequenz, beim Ausgleich erkannte er die Gefahr nicht rechtzeitig und trabte hinterher, ohne einzugreifen. Fatal war sein Verhalten beim Bremer Führungstor, als er eigentlich Woltemade übernehmen musste, aber vor sich hin träumte. Dieses Tor muss er klar auf seine Kappe nehmen. Es wurde zudem deutlich, dass er körperlich längst nicht bei einhundert Prozent ist. Nach einigen intensiven Zweikämpfen humpelte er zeitweise über den Platz und die Auswechslung in der 71. Minute kam eigentlich zu spät. Note 4,0.

Robin Hack: Blieb nach dem Pass von Reitz ruhig und abgeklärt und erzielte überlegt den Führungstreffer. Die Abschlussqualitäten des 25-Jährigen muss man lobend hervorheben - die bislang neun Saisontreffer in der Bundesliga hatten ihm nicht viele zugetraut. Auch danach war er bemüht, mit Tempo und Engagement etwas zu initiieren. Dass vieles im Gladbacher Offensivspiel unabgestimmt und zufallsbasiert wirkte, war Hack nicht anzulasten. Auch wenn er phasenweise kaum nennenswerte Aktionen hatte, so war er doch sehr laufstark (11,7 Kilometer) und kam in der Schlussphase, als Borussia das Spiel in die gegnerische Hälfte verlagerte, nochmals auf. Note 3,0.

Alassane Plea: War von Beginn an nicht im Spiel, leistete sich für seine Verhältnisse unerklärliche technische Fehler und konnte kaum einen Ball behaupten. Seine beste Aktion war der Pass zur Chance von Koné, ansonsten missrieten ihm mehrere Abspiele. Der 31-Jährige war zwar nicht lauffaul und machte auch die Wege zurück, doch es wollte nichts wirklich gelingen und es fehlte auch ein wenig die Spritzigkeit. Zur Pause blieb Plea in der Kabine, Čvančara übernahm. Note 4,5.

Tomáš Čvančara (46. Minute für Plea): Nachdem er zuletzt gegen Union auf der rechten Seite spielen musste, durfte er diesmal in zentraler Rolle ran. Allerdings war vom Tschechen nicht viel zu sehen. Als Zielspieler wurde er nicht gesucht, konnte aber auch nicht gefunden werden, weil er sich nicht aktiv anbot. Die Versuche, sich zurückfallen zu lassen und im Stil von Plea zur Spielgestaltung beizutragen, scheiterten bis auf wenige Ausnahmen an technischen Unzulänglichkeiten. Immerhin holte Čvančara den Elfmeter heraus, als er Friedl aus kurzer Distanz an die Hand schoss. Note 4,5.

Nathan Ngoumou (71. Minute für Honorat): Kam über ‘seine’ rechte Seite und zog auch einige Sprints an, die jedoch nichts einbrachten. Meist fehlte die Präzision des Passes, aber Ngoumou ließ auch ein wenig die Galligkeit vermissen, um sich entscheidend durchzusetzen. Ohne Note. 

Stefan Lainer (71. Minute für Friedrich): Mit seiner Einwechslung wurde auf Viererkette umgestellt. Lainer zog noch einige Sprints an und versuchte, das Spiel nach vorne zu verlagern. Ganz am Ende war er im Kopfballduell gegen zwei Bremer unterlegen und hatte Glück, dass Nicolas rettete. Ohne Note. 

Florian Neuhaus (71. Minute für Koné ): War aktiv und forderte den Ball, konnte aber zunächst nichts bewegen. Dass er sich beim Elfmeter vordrängte und sich den Vorgaben widersetzte, war bemerkenswert. Neuhaus verwandelte sicher und hatte damit alle Argumente auf seiner Seite. Dass Seoane pikiert reagierte, war wenig souverän. Er sollte Neuhaus loben, dass er in so einer Situation das Selbstbewusstsein und die Überzeugung hat, Verantwortung zu übernehmen. Ohne Note. 

Jordan (78. Minute für Reitz): Sollte in der Schlussoffensive noch etwas bewegen, kam aber nicht in Position. Lediglich fünf Ballkontakte hatte der 28-Jährige - der Kopfball, mit dem er die letzte Ecke der Bremer in der Nachspielzeit aus dem Strafraum beförderte, war seine beste Aktion. Ohne Note. 

 


von Redaktion TORfabrik.de

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