An das Jahr 2025 kann aus Sicht von Borussia Mönchengladbach ein Haken gemacht werden. Das Jubiläumsjahr begann eigentlich vielversprechend, ehe die realistische Chance auf einen europäischen Startplatz auf eine eigenartige Art und Weise hergeschenkt wurde.
Es folgte eine trübe Phase, die auch durch die 125-Jahr-Feier nicht wirklich aufgehellt werden konnte. Ein Absturz mit Ansage zu Saisonbeginn ließ Borussia auf den letzten Tabellenplatz stürzen, und erst dann wurden die überfälligen Konsequenzen bei der sportlichen Leitung gezogen.
Überlebenswichtige Erfolgsserie im November
Mit den neuen Verantwortlichen Schröder und Polanski ist bei Borussia im Spätherbst wieder etwas Ruhe eingekehrt. Die Erfolgsserie im November kann ohne Übertreibung als überlebenswichtig bezeichnet werden.
So steht man zum Jahreswechsel nicht komplett mit dem Rücken zur Wand, sondern hat ein kleines Polster, um die immer noch vorhandenen Leistungsschwankungen etwas abzufedern, und muss nicht gleich wieder den Katastrophenfall ausrufen. Dass die Lage angespannt bleibt, sollte dennoch überall angekommen sein. Polanski hat es geschafft, gemeinsam mit der Mannschaft gewisse Grundlagen zu erarbeiten, die sich primär in der defensiven Stabilität ausdrücken.
Defensive als neue Basis
Über Jahre hinweg war es absurd einfach, gegen Gladbach Tore zu erzielen. Mittlerweile arbeitet die Mannschaft gemeinschaftlich so geschlossen gegen den Ball, dass es für die Gegner eine Challenge bedeutet, sich Chancen zu erspielen. Dass es temporäre Rückfälle gibt – so wie zuletzt gegen Wolfsburg –, muss man akzeptieren. Doch jedes defensiv stabile Spiel ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Es gilt, das Fundament zu festigen und dann darauf in kleinen Schritten aufzubauen. Dazu wird es notwendig sein, den gerade in qualitativer Breite so unausgeglichenen Kader sinnvoll zu verändern. Hier kommt dann Sportchef Rouven Schröder ins Spiel, der mit seiner fachlichen und aufgeräumten Art einen vielversprechenden Start in Gladbach hingelegt hat. Er ist nun gefordert, mit den nicht gerade üppigen finanziellen Mitteln sinnvolle Umbauten vorzunehmen.
Strukturelle Aufgaben für Schröder
Das geht über Sofortmaßnahmen im Wintertransferfenster – sowohl auf Zugangs- als auch auf Abgangsseite – hin zu langfristigen strategischen Entscheidungen für die nächsten Jahre. Es braucht dringend wieder diese Leitplanken, die Weg und Ziel der Identität von Borussia Mönchengladbach festigen. Die Zeiten, dass man lediglich an ein paar Stellschrauben dreht, ohne zu wissen, in welche Richtung es wirklich gehen soll, müssen ein für allemal vorbei sein.
Kluge Transfers mit Zukunftsperspektive (Castrop), Soforthilfen (Diks) oder durchdachte Leihen (Tabaković, Engelhardt) werden weiterhin benötigt, müssen aber in eine übergeordnete Architektur passen. Diese Struktur war bislang nicht vorhanden. So wurde zuletzt ein Großteil des knappen Budgets für einen Spieler wie Machino ausgegeben, bei dem auch nach einem halben Jahr nicht klar ist, welche Qualitäten er wirklich hat und vor allem, wo und wie er sie für Borussia einbringen könnte.
Vertrauen mit klarer Agenda
Auch ein Risiko-Transfer wie der von Reyna war unter den gegebenen Umständen unsinnig. Als Add-on für einen ausgewogen besetzten Kader wäre das vielleicht eine spannende Personalie gewesen, aber so muss man festhalten, dass das Geld besser in einen Abwehr- oder Außenbahnspieler investiert worden wäre.
Solche »unscharfen« Personalentscheidungen können durch das Vorhandensein einer klaren Struktur vermieden werden. Diese festzulegen und dann mit Leben zu füllen, ist die Herausforderung für Rouven Schröder im Zusammenspiel mit Eugen Polanski. Beide haben sich einen Vertrauensvorschuss verdient, weil sie jeder für sich und gemeinsam mehr als nur angedeutet haben, dass sie bereit sind, die Dinge konsequent, durchdacht und professionell anzupacken. Mit der notwendigen Demut und dem unerlässlichen Realismus kann man mit einer angemessenen Portion Optimismus ins Jahr 2026 gehen.
von Marc Basten

