Rouven Schröder ist in Mönchengladbach angekommen. Der Mannschaft hat er sich vorgestellt und auch mit Eugen Polanski hat er konkret gesprochen. Die Trainerfrage ist der erste Punkt, bei dem Schröders Expertise gefragt ist. Erwartungsgemäß lässt sich Schröder nicht zu einem Schnellschuss hinreißen. »Ich stehe Eugen sehr, sehr positiv gegenüber und er macht einen sehr guten und klaren Eindruck«, so Schröder.
Einen dringenden Handlungsbedarf, Polanski abzulösen, gibt es für Schröder nicht. Im Gegenteil – er ließ durchblicken, dass Polanski der Interimslösung entwachsen könnte. Ein konkretes Zeitfenster für eine Entscheidung gebe es nicht, betonte Schröder. Angesichts der bedrohlichen sportlichen Situation hält sich der neue Verantwortliche die Option Trainerwechsel in Reserve, falls die Talfahrt in den nächsten Wochen nicht gestoppt werden kann.
Polanski genießt das volle Vertrauen
Doch zunächst genießt Polanski das volle Vertrauen. In Bezug auf Strategien und künftige Anpassungen im Kader hielt sich Schröder zurück. Priorität hat zunächst, im Abstiegskampf Boden gut zu machen, und damit soll möglichst schon am Freitag in Berlin begonnen werden. Dort wird Schröder noch auf der Tribüne sitzen – ab dem Heimspiel gegen die Bayern wird er die Spiele von der Bank aus mitverfolgen.
Schröder, der am Samstag seinen 50. Geburtstag feiert, wird sich zunächst ein umfassendes Bild von der Situation machen. Gleichzeitig wird er mit der Scoutingabteilung die Wintertransferperiode vorbereiten. Schröder wies darauf hin, dass in der Defensive allein schon aus quantitativen Gründen Bedarf besteht. Sehr offensiv äußerte er sich bereits zu möglichen Abgängen unzufriedener Spieler oder solcher, deren Verträge auslaufen. Schröder betonte, dass er in diesen Prozessen auch die Spieler mehr in die Verantwortung nehmen werde.
Kommunikativ und fachlich ein Profi
Rouven Schröder ist ab sofort der neue starke Mann bei Borussia, auch wenn seine Jobbezeichnung »Head of Sports« schwammig bleibt. Anders als Roland Virkus wird Schröder – zumindest bis auf Weiteres – nicht als Geschäftsführer fungieren. CEO Stegemann erklärte, dass es »im Augenblick um die volle Konzentration auf das operative Geschäft und das Weghalten von allen strategischen Überlegungen in der Geschäftsführung« geht. Im Kerngeschäft Sport wird Schröder jedoch mit allen Kompetenzen ausgestattet: »Rouven bringt so viel Erfahrung in auch schwierigen Situationen mit, dass es das Beste ist, wenn er sich selbst einen Überblick verschafft und dann entscheidet, wie wir uns zukünftig sportlich ausrichten sollen.«
Entscheidend ist letztlich, dass Borussia nun mit Rouven Schröder einen Mann an Bord hat, der sowohl kommunikativ als auch fachlich ein Profi ist. Er hat eine ungekünstelte Art und hinterlässt durch seine Klarheit Eindruck. Er sagt von sich, dass er ein Freund davon sei, die Dinge deutlich anzusprechen und den Finger in die Wunde zu legen. Dazu wird er in den nächsten Wochen und Monaten häufiger Gelegenheit haben. Was konkret passieren wird, dürfte vor allem von den Resultaten in den kommenden Spielen abhängig sein. Punkte bei Union Berlin würden Schröders Einstieg schon mal etwas erleichtern.
von Marc Basten