Einzelkritik: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 3:1 (1:1)

Unter dem Strich reichte der ordentliche Auftritt nicht

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Koné lässt de Ligt ungehindert das dritte Bayerntor köpfen (Foto: Lukas Barth - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach machte in München ein ordentliches Auswärtsspiel, verlor trotz eigener Führung aber verdient. Individuelle Fehler in entscheidenden Situationen sorgten dafür, dass die Fohlenelf bei den Bayern ohne einen Punkt blieb. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Durfte sich zunächst über Sanés Schusspech beim Lattentreffer freuen und anschließend durchatmen, dass der Nationalspieler eine hundertprozentige Chance vergab und am Tor vorbeischoss. Erstmals richtig auszeichnen konnte sich Nicolas beim Kane-Freistoß, den er stark über den Querbalken lenkte. Beim ersten Gegentor streifte der Ball zwar noch seine Schulter, abwehren konnte er den strammen Schuss von Pavlovic aus relativ spitzem Winkel nicht. Bei Kanes Drehschuss nach der Pause war der 26-Jährige zur Stelle und hielt den Ball fest. Ein erster Wackler von Nicolas war ein Fehlpass im Aufbau auf Sané (53.), als er Glück hatte, dass der sich daraus ergebende Angriff verpuffte. Schwerwiegender war der Fehlgriff bei der Flanke auf Müller, der Kane den Führungstreffer ermöglichte. Diesen spielentscheidenden Fehler muss Nicolas auf seine Kappe nehmen. Beim dritten Münchener Treffer bekam er zwar noch die Fingerspitzen an den wuchtigen Kopfball von de Ligt, konnte den Ball aber nur unter die Latte lenken. Kurz vor Schluss verhinderte Nicolas mit starker Reaktion gegen Tel den vierten Gegentreffer. Note 4,0.

Joe Scally: Dieses Mal wieder als Rechtsverteidiger in der Viererkette eingesetzt. Der US-Amerikaner hatte einiges an Arbeit zu verrichten, was er in Bezug auf Bereitschaft und Engagement ordentlich machte. In gewissen Situationen wirkte er etwas überfordert und agierte zu hektisch. Das führte zum einen oder anderen Ballverlust im Aufbau. In der kurzen Offensivphase der Borussia nach einer halben Stunde schaltete sich der 21-Jährige auch mit nach vorne ein. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zunächst mit zwei unsauberen Aktionen bei Ballbesitz, dann wechselte er die Seite, als Lainer für Netz kam. Note 4,0.

Marvin Friedrich: Suchte zu Beginn etwas die Orientierung und produzierte in der 9. Minute im Aufbau einen fast folgenschweren Fehlpass, der zur Großchance von Sané führte. Kurz darauf verursachte er eine unnötige Ecke für Bayern. Danach stabilisierte Friedrich sich und stand sicher. Zwei oder dreimal rückte er aus dem Verbund raus, um Kane zu stellen. Insgesamt ließ er sich aber nicht locken und blieb positionsgetreu in der Kette. Zwei geblockte Schüsse waren wichtig, auch ein gewonnenes Duell gegen Kane. Bei den Gegentoren war Friedrich nicht unmittelbar involviert. Note 3,5.

Nico Elvedi: Hatte als linker Innenverteidiger einiges zu tun, gerade weil die Bayern über ihre rechte Seite viel Musik machten und Elvedi mit den ‘drei N’s’ Netz, Neuhaus und Ngoumou keine ausgewiesenen Defensivexperten neben und vor sich hatte. Eine Kopfballklärung von Elvedi war wichtig, mehrfach unterstützte er Netz auf der Seite. Klasse war, wie er vor dem 1:0 die Situation schnell erfasste und sich gegen Müller durchsetzte. Bemerkenswert, dass er den Mut hatte, durchzulaufen und den Doppelpass mit Jordan zu suchen. Der präzise Abschluss war sehr überlegt. Beim Ausgleich sah Elvedi dagegen weniger gut aus, weil er von Müller zurückwich und dann von dessen Pass auf Pavlovic auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Beim 1:2 war der Schweizer zwar auch im Kopfballduell mit Müller involviert, aber hier musste er davon ausgehen, dass Nicolas die Sache bereinigt. Note 3,0.

Luca Netz: War von Beginn an primär gegen Sané gefordert. Der Youngster hängte sich rein und man konnte erkennen, dass er im Defensivverhalten Fortschritte gemacht hat. Gleichzeitig stieß Netz auch recht deutlich an seine Grenzen. Die Entscheidungsfindung war mehrfach zu langsam oder unklar. Auch die Abstimmung mit Ngoumou und Neuhaus passte in mehreren Situationen nicht, u. a. bei der Entstehung des Ausgleichs. Unmittelbar nach der Pause hatte er eine gute Schussgelegenheit, der abgefälschte Ball flog jedoch am Tor vorbei. Ärgerlich war kurz darauf ein missratener Flankenball von Netz. Wenig später machte er Platz für Lainer. Note 4,0.

Julian Weigl: War als alleiniger Sechser mit großem Aufwand unterwegs, um die Räume zwischen den Linien zu beackern und sich auch immer wieder in die Kette zurückfallen zu lassen, um Brände zu löschen. Das gelang u. a. mit einem wichtigen Block gegen Kane oder als er den Ball gerade rechtzeitig zur Ecke klären konnte. Beim Ausgleich kam Weigl mit seiner Grätsche eine Fußlänge zu spät - aber das konnte man dem 28-Jährigen nicht ankreiden. Am Ball war Weigl der gewohnt sichere Passgeber, der allerdings in der Phase, als Borussia nach der Münchener Führung plötzlich das Spiel machen musste, auch keine zündende Idee hatte. Note 3,0.

Franck Honorat: Nachdem er in Leverkusen noch als Rechtsverteidiger in der Fünferkette gespielt hatte, durfte er sich dieses Mal im 4-1-4-1 als rechter Schienenspieler etwas höher positionieren. Doch natürlich musste auch er vorwiegend nach hinten arbeiten, was er in der einen oder anderen Situation etwas halbherzig machte. In der Offensive holte er zunächst eine Ecke raus und alsdann geriet eine Flanke von Honorat zu einer tückischen Bogenlampe, die Neuer mit Mühe aus dem Winkel kratzte, woraus sich die Großchance für Neuhaus ergab. Mustergültig war die Flanke des 27-Jährigen zur Kopfballmöglichkeit von Ngoumou. Nach der Pause konnte er sich offensiv nicht mehr nachhaltig in Szene setzen. In der Schlussphase verpasste er die Gelegenheit zu einem möglicherweise gefährlichen Abschluss, weil er zu unentschlossen war. Note 3,5.

Rocco Reitz: Übernahm die Position des rechten Achters und fiel vorrangig durch seine immense Laufbereitschaft und Zweikampfintensität auf. Er war zumeist nah am Gegenspieler und blieb in den Duellen standhaft. Bei eigenem Ballbesitz konnte Reitz nicht sehr viel beitragen. Der eine oder andere Pass geriet zu ungenau. Gelegenheit, ganz nach vorn mit aufzurücken, gab es kaum. Ein Distanzschuss des 21-Jährigen nach der Pause war etwas überhastet. Als er in der 85. Minute für Fukuda Platz machte, hatte Reitz über 11 Kilometer zurückgelegt. Note 3,5. 

Florian Neuhaus: Durfte erneut starten und übernahm die Rolle des linken Achters. Zunächst war er zumeist mit der Arbeit gegen den Ball beschäftigt. Die Abstimmung mit Ngoumou und Netz war mehrfach nicht gut und ermöglichte den Bayern manch gefährlichen Angriff über Borussias linke Seite. Beim Ausgleich ließ Neuhaus Pavlovic in seinem Rücken laufen. Ein Handspiel von Neuhaus ermöglichte Kane einen Freistoß aus bester Position. Während der 26-Jährige in der Defensive leicht überfordert wirkte, war er bei den wenigen Offensivaktionen auf der Höhe. Er hatte eine gute Schusschance, als er den Ball an Neuer vorbei platzieren wollte, aber Dier vor der Linie rettete. Nach etwas mehr als einer Stunde wurde Neuhaus von Koné abgelöst. Note 4,0.

Nathan Ngoumou: Stand etwas überraschend in der Startelf und sortierte sich auf der linken Seite im Vierermittelfeld ein. Von Beginn an wurden die Defizite des 23-Jährigen in der Defensive ersichtlich. Die Zweikampfführung war zaudernd und er ließ sich zu einfach überspielen. So u. a. auch vor dem 1:1, als er gemeinsam mit Netz nicht konsequent gegen Sané verteidigte. Die Hoffnung, dass Ngoumou seine Schnelligkeit im Konterspiel einbringen könnte, erfüllte sich nicht. Wirklich positiv fiel der Franzose nur bei der Aktion im Anschluss an Honorats Bogenlampe auf, als er den von Neuer nicht kontrollierten Ball im Spiel hielt. Dagegen vergab er die freie Kopfballchance nach der perfekten Honorat-Flanke kläglich. In der 62. Minute übernahm Hack. Note 4,5.

Jordan: Allein in vorderster Front hatte der 27-Jährige nur wenig Bindung zum Spiel. Letztlich waren es über die volle Distanz lediglich 18 Ballkontakte von Jordan. Er war über weite Strecken damit beschäftigt, in erster Instanz die ballführenden Münchener anzulaufen. Das machte Jordan fleißig (10,8 Kilometer). Seine Wichtigkeit als Wandspieler wurde besonders beim Führungstreffer deutlich, als er als Doppelpasspartner für Elvedi fungierte. In den kommenden Partien sollte Jordan dann auch wieder mehr Aktionen im gegnerischen Strafraum haben. Note 3,5.

Stefan Lainer (61. Minute für Netz): Sortiere sich auf seiner rechten Abwehrseite ein, während Scally nach links wechselte. Lainer machte seinen Job mit der bekannten Einsatzfreude und viel Intensität. Er war sicher im Passspiel und leistete sich keinen groben Fehler. Dass Goretzka nach Lainers vorangegangener Klärungsaktion die Halbfeldflanke zum zweiten Bayern-Tor schlagen konnte, war Pech. Ohne Note.

Manu Koné (61. Minute für Neuhaus): Versuchte sich direkt einzubringen, wirkte aber in der einen oder anderen Situation etwas schwerfällig. Sein erster Torschuss flog vorbei, später schoss er nicht platziert genug und in die Arme von Neuer. Vor dem 1:3 verursachte Koné zunächst den Freistoß und ließ dann de Ligt ungehindert köpfen. Ohne Note. 

Robin Hack (61. Minute für Ngoumou): War direkt auf Betriebstemperatur, konnte sich aber nicht durchsetzen. In der Positionierung gegen den Ball gab es offensichtlich einige Irritationen, denn Seoane gab mehrere korrigierende Anweisungen in Richtung Hack. Als der 25-Jährige in der gegnerischen Hälfte den Ball verlor, setzte er vehement nach und bereinigte die Situation mit einer sauberen Grätsche am eigenen Strafraum gegen Musiala. Ohne Note. 

Shio Fukuda (85. Minute für Reitz): Blieb bei seinem zweiten Bundesligaeinsatz ohne Ballkontakt. Ohne Note.

Grant-Leon Ranos (89. Minute für Honorat): Durfte sich bei seinem Ex-Klub für wenige Minuten zeigen. Immerhin hatte Ranos noch sechs Ballkontakte. Ohne Note. 

 


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