Einwurf nach den ersten drei Spieltagen

Die nächsten vier Spiele werden Borussia den Weg weisen

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Vier richtungsweisende Spiele warten auf Gerardo Seoane und die Borussia (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Nach drei Spieltagen lässt sich noch keine seriöse Beurteilung darüber abgeben, wie es um den Neuanfang bei Borussia Mönchengladbach tatsächlich bestellt ist. Es gibt positive Anzeichen, dass es in die richtige Richtung gehen könnte, aber noch ist alles erwartungsgemäß fragil. Die kommenden vier Partien bis zur nächsten Länderspielpause werden weitere Aufschlüsse bringen.

Borussia Mönchengladbach hat nach den ersten drei Ligaspielen einen mickrigen Punkt auf dem Konto und steht in der ersten Länderspielpause der Saison auf dem Relegationsplatz. Zwei Heimspiele haben die Borussen verloren und trotzdem herrscht allenthalben eine positive Grundstimmung. Das erscheint auf den ersten Blick eigentümlich, ist bei näherer Betrachtungsweise aber nachvollziehbar und richtig. 

Da ist zum einen die Tatsache, dass Borussia mit Leverkusen und den Bayern zwei der drei aktuellen Top-Teams der Liga zu Gast hatte. Hier Punkte einzukalkulieren, wäre etwas vermessen, zumal schon das Spiel gegen Leverkusen mehr als deutlich gemacht hat, dass Borussia längst nicht mehr auf Augenhöhe mit solchen Mannschaften konkurriert. Gegen die Werkself fehlte vorrangig die Kompaktheit in der Zentrale, gegen die Bayern wurde diese hergestellt und prompt war man etwas Zählbarem deutlich näher als in der Vorwoche.

Ein hoher läuferischer Aufwand gehört selbst dann dazu, wenn man die individuell besser besetzte Mannschaft ist

Dass man gegen den Rekordmeister am Ende mit leeren Händen dastand und lediglich mit dem einen Punkt aus dem wilden Auftaktmatch in Augsburg in das ‘International-Break’ geht, ist etwas bitter. Dennoch macht der Auftritt gegen die Bayern Mut, weil man die Lehren aus dem Leverkusen-Spiel gezogen hat. Dass Gerardo Seoane Probleme erkennt, sie aufzeigt und sich dann daran macht, diese zu beheben, ist ein gutes Zeichen. Im Vorjahr wurden Versäumnisse zwar auch angesprochen, aber es änderte sich so gut wie nichts. 

Dazu kommt, dass die Spieler nicht nur etwas von Leidenschaft und Teamgeist erzählen, sondern es auch auf dem Platz umsetzen. Gegen Bayer und die Bayern liefen die Borussen jeweils über 119 Kilometer - solche Werte waren in Vorsaison die Ausnahme. Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang bleiben, dass die Bayern ebenfalls 119 Kilometer abspulten und Leverkusen sogar 122. Auch das unterstreicht den Ansatz, dass ein hoher Aufwand selbst dann dazu gehört, wenn man die individuell besser besetzte Mannschaft ist. 

Die Balance muss gefunden werden

Auch Zweikampfführung und -härte waren deutlich verbessert und der Eindruck, dass die Spieler wirklich wollen und alles herausholen, wurde von Kurve und Tribüne sofort honoriert. Trotz der beiden Niederlagen feierten die Fans die Mannschaft nach dem Schlusspfiff und bauten die Spieler auf, anstatt sie niederzumachen. Eben weil es so offensichtlich war, dass sie alles versucht haben, aber letztlich an zwei Gegnern gescheitert sind, die einfach eine Nummer zu groß waren. Die Mannschaft hat zwar zweimal verloren, aber doch einiges gewonnen, was auf Strecke noch immens wichtig werden kann. 

Jetzt kommt es darauf an, die richtige Balance zu finden. Zum einen auf dem Platz, denn mit Willen und Bereitschaft allein wird man nicht weit kommen. Aber auch ergebnistechnisch muss man in die Spur finden, damit man nicht wochenlang im Keller festhängt und möglicherweise in einen richtigen Negativstrudel gerät. Insofern sind die kommenden vier Spiele bis zur nächsten Länderspielpause richtungsweisend. Auch wenn es im dritten Heimspiel gegen das Konstrukt aus Leipzig geht - und damit das dritte Top-Team nacheinander. Die anderen Gegner heißen jedoch Darmstadt (A), Bochum (A) und Mainz (H) und da muss man punkten. 

Nicht mehr den Schneid abkaufen lassen

Wobei angesichts der Erfahrungen der letzten Jahre jeder Borusse zusammenzuckt, wenn er die Namen dieser Gegner liest. Alles unangenehme Teams, die über Tugenden kommen, mit denen sich die Gladbacher so extrem schwertun. Hier wird es noch mehr darum gehen, sich nicht wieder den Schneid abkaufen und sich von der Physis des Gegners beeindrucken zu lassen. Gerade diese fehlende Wehrhaftigkeit war es, mit der die Mannschaft die Fans gegen sich aufgebracht hatte. Man wollte letztlich zu viel über die vermeintlich fußballerischen Qualitäten regeln und holte sich regelmäßig eine blutige Nase.

Jetzt scheint man die eigenen Qualitäten etwas realistischer einzuschätzen und versteht, dass man schon etwas mehr in die Waagschale werfen muss, als nur gepflegtes Ballgeschiebe. Die Ausgewogenheit zwischen Robustheit, spielerischen Facetten und Kaltschnäuzigkeit muss gefunden werden, um dafür zu sorgen, dass die Gegner die Gladbacher als einen unangenehmen und nicht ausrechenbaren Gegner sehen und nicht als die Ansammlung schreckhafter Schönspieler. Nach der nächsten Länderspielpause steigt das Derby in Müngersdorf. Bis dahin sollte Borussia einen weiteren Schritt gemacht haben und ein paar Punkte mehr auf dem Konto haben.

 


von Marc Basten
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