Einwurf nach dem Derby

Borussias große Probleme mit Intensität und Kompaktheit

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Luca Netz ist einer, aber längst nicht der einzige der Borussen, die große Probleme haben (Foto: Lars Baron - Getty Images)

Nach der verdienten Niederlage im Derby werden die Sorgen größer, die man sich bei und über Borussia Mönchengladbach machen muss. Dass man einem simpel gestrickten Gegner derart in die Karten spielt und es nicht schafft, wirkliche Intensität auf den Platz zu bringen, stimmt bedenklich.

Wohin führt der Weg von Borussia Mönchengladbach? Nimmt man das Derby als Indikator, dann muss man sich langsam aber sicher auf den Abstiegskampf einstellen. Der Auftritt in Müngersdorf gab nicht viel her, mit dem man etwas anfangen konnte. Borussia ließ sich von einem spürbar angeschlagenen Gegner sehr einfach die Butter vom Brot nehmen und hatte weder von der Intensität noch von der fußballerischen Qualität her etwas entgegenzusetzen. 

Im Gegensatz zu manchen Spielen in den vergangenen Jahren sah es diesmal nicht danach aus, als ob die Gladbacher hochnäsig im Larifari-Stil daherkommen. Das ist einerseits lobenswert, andererseits aber auch erschreckend. Bedeutet es doch, dass die Spieler zwar wollten, aber nicht konnten. Nun waren in dieser Saison schon Ansätze zu erkennen, dass die Mannschaft sehr wohl weiß, was es heißt, mit Intensität zu agieren. Doch sie bekommen es nicht kontinuierlich auf den Platz und solche Minus-Leistungen wie im Derby sind in vielerlei Hinsicht schmerzhafte Rückschritte. 

Borussia muss wieder ein unangenehmer Gegner werden

Es wird stets viel von Kompaktheit gesprochen, doch davon waren die Borussen in Köln meilenweit entfernt. Die Raumbesetzung war teilweise unterirdisch und wirkte völlig planlos. Wenngleich man die Vergangenheit nicht verklären sollte, muss an dieser Stelle das Zitat von Julian Korb im TF-Interview zum ‘Favre-Fußball’ herhalten - beschreibt es doch genau das, was in Gladbach seit Jahren fehlt: »Wir spielten immer mit unserem 4-4-2-System. Und alle wussten, was zu tun war. Die Ketten haben so gut verschoben, das war eine Ziehharmonika, es gab kaum Platz für die Gegner zu spielen. Ich weiß noch, dass Freunde bei gegnerischen Mannschaften mir sagten: „Das macht echt keinen Spaß, gegen euch zu spielen. Man muss so viel laufen, von rechts nach links, von hinten nach vorn.«

Heute ist es selbst für einen simpel gestrickten und mental angeschlagenen Gegner wie den FC ein Spaß, in den Gladbacher Strafraum zu spazieren. Die Anzahl der zugelassenen Torschüsse ist durchweg zu hoch und von Balance kann keine Rede sein, wenn man auf der anderen Seite, wie in den letzten beiden Spielen, kaum eigene Torchancen kreiert. Wohlgemerkt ging es zuletzt jeweils gegen den Tabellenletzten. Insoweit hat sich auch die Relativierung der schwachen Punkteausbeute aufgrund es schweren Startprogramms mittlerweile erledigt. 

Seoanes Korrekturen sind wichtig, aber auch kein gutes Zeichen

Gerardo Seoane und seinem Trainerteam darf und muss zugestanden werden, dass sie Zeit benötigen, die Mannschaft ihren Fähigkeiten entsprechend ein- und aufzustellen. Es ist erfreulich, dass Seoane nicht in Schockstarre verfällt, sondern während eines Spiels Korrekturen bei Personal und System vornimmt. Andererseits ist es auch kein gutes Zeichen, wenn ein Trainer sich so oft gezwungen sieht, seinen ursprünglichen Plan zu korrigieren, weil er offensichtlich nicht funktioniert. Und dies nicht aus dem Grund, dass der Gegner etwas völlig Unerwartetes macht und man darauf reagieren muss, sondern weil die eigenen Spieler nicht das umsetzen (können), was man vorhatte.

Selbst wenn man unter dem Eindruck einer schmerzhaften Derbyniederlage möglicherweise dazu neigen könnte, die Situation etwas zu düster zu sehen, so ist eine gewisse Alarmbereitschaft angebracht. Noch ist die Saison jung und durch die in dieser Form noch nie dagewesene Zweiklassengesellschaft in der Liga gibt es genügend Teams, die ebenfalls mit ihren Dämonen zu kämpfen haben und unzureichend punkten. Borussia gehört da nicht zwangsläufig zu den drei schlechtesten Mannschaften. Aber in der Verfassung des Derbys wird Borussia definitiv keine drei Teams finden, die man hinter sich lassen kann. 

 


von Marc Basten
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