Zwischenbilanz vor dem Saisonendspurt

Wohin führt Borussias Übergangssaison?

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Wohin führt der Weg der Borussia unter Daniel Farke? (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach hat sich nach dem Remis gegen Werder Bremen endgültig im Niemandsland der Tabelle festgesetzt. Nach oben wie nach unten ist nur noch unter ganz besonderen Umständen etwas möglich. Doch wohin führt Borussias Übergangssaison?

Borussias Trainer Daniel Farke hat zuletzt immer öfter betont, was das vordringliche Ziel in dieser Spielzeit ist: Man wolle den Abwärtstrend stoppen, den Borussia nach anderthalb erfolgreichen Jahren unter Marco Rose eingeleitet hatte und sich stabilisieren. Dieses Vorhaben scheint unter dem neuen Coach zu gelingen, denn im Gegensatz zur Vorsaison spielen Gedanken an einen möglichen Abstieg keine Rolle.

Und das werden sie wohl auch nicht, falls sich die Borussen nicht noch richtig dämlich anstellen. Nach oben geht allerdings ebenfalls nicht mehr viel, wenn nicht noch eine richtig gute Serie gestartet wird. Doch da bislang in dieser Spielzeit selbst zwei Siege in Folge nicht drin waren, ist ein plötzliches Durchstarten nicht unbedingt erwartbar. In der Rückrundentabelle steht Borussia auf Rang 13 mit zwei Siegen, drei Remis und drei Niederlagen. Die Tendenz spricht also klar dafür, dass die Saison weder einen positiven, noch einen negativen Ausreißer nehmen wird.

Nach 25 Spielen unter Farke ist man nicht viel schlauer als zuvor

Das wäre alles im Rahmen und angesichts der Umstände auch völlig akzeptabel, wenn in dieser Übergangssaison der Grundstein für die Zukunft gelegt - oder zumindest auf dem viel zitierten Gladbacher Weg ein paar sichtbare Schritte nach vorne gemacht worden wären. Doch nach 25 Bundesligaspielen unter Daniel Farke ist man nicht viel schlauer als zuvor. Zwar hat sich die Sache mit dem dominanten Ballbesitzfußball um jeden Preis mittlerweile zumindest für die laufende Saison zum Glück erledigt und der Trainer lässt auch mal defensiver oder mehr am Gegner orientiert spielen. Dennoch war der Systemwechsel auf Dreierkette zuletzt im Bremen-Spiel so etwas wie eine Sensation: Erstmals änderte Farke die Grundordnung und das sogar mitten in einem Spiel.

Das zeigt zumindest, dass sich der Trainer den Gegebenheiten anpasst, nachdem er zuvor sehr stringent an seinem Stil festgehalten hat. Was das für die Zukunft der Borussia bedeutet, ist aber nach wie vor unklar. Dass seiner Mannschaft gewisse Qualitäten abgehen, hat Farke zwischenzeitlich auch öffentlich bekannt und er verweist auf notwendige Veränderungen im Kader. Dass es einen personellen Umbruch geben wird, dürfte klar sein. Doch inwieweit dieser gezielt gesteuert werden kann, ist offen. Es macht nicht den Anschein, als ob es den ganz großen Masterplan für das Sommertransferfenster gibt.

Wichtige Spieler gehen, andere werden aussortiert

Thuram und Bensebaini werden gehen und wenn Borussia Transfererlöse erzielen will - dem Vernehmen nach muss man das - wird nur mit Koné wirklich nennenswertes Geld zu verdienen sein. Dazu werden die Altborussen wie Stindl, Herrmann oder Jantscke keine Rolle mehr spielen, wobei dies ohnehin nur noch auf Stindl zutraf. Lainer und Friedrich, für die Borussia zusammen immerhin 18 Millionen Euro Ablöse gezahlt hat, werden ebenfalls keine Säulen in der Startelf 23/24 sein.

Aus der zweiten Reihe im Kader konnte unter Farke niemand wirklich auf sich aufmerksam machen. Netz wird zwar als potenzieller Bensebaini-Nachfolger gehandelt, doch noch ist der Youngster den Nachweis schuldig geblieben, dass er die Defensivaufgaben erfüllen kann, die ein Linksverteidiger in einer Viererkette zwangsläufig zu bewältigen hat. Die größte Enttäuschung ist sicherlich, dass Ngoumou völlig unter dem Radar geblieben ist. Zuletzt zählte Farke den Franzosen sogar öffentlich wegen schlechter Trainingsleistungen an. Dass Ngoumou dennoch gefühlt zu wenig Chancen bekommen hat, steht fest. Denn auch wenn der Angreifer aus der zweiten französischen Liga kommt und sich akklimatisieren muss, ist er mit 23 kein Talent mehr, das behutsam herangeführt werden muss. Acht Millionen hat eine klamme Borussia für ihn hingeblättert - da muss mehr kommen, als nur ein Bankdrücker zu sein.

Nur Kramer hat einen Schritt gemacht

Von den Neuzugängen ist Itakura - in anderer Rolle als geplant - ein Volltreffer und Weigl hat seine Wertigkeit unter Beweis gestellt. Ob der Leihspieler eine Zukunft am Niederrhein hat, ist allerdings offen. So kurios es erscheint, aber in dieser Saison hat letztlich nur Christoph Kramer einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht. Kramer ist unter Farke unumstrittener Basisspieler in verschiedenen Rollen und selbst dann, wenn es für ihn eigentlich keinen Platz in der Startelf gibt, schafft Farke einen. Dass allerdings um einen 32-Jährigen herum die Borussia für die nächsten Jahre aufgebaut werden soll, erscheint auch nicht schlüssig.

Die anderen Stammspieler wie Elvedi, Neuhaus oder Plea haben alle aus unterschiedlichen Gründen ihr Päckchen zu tragen und werden auch nicht die Säulen sein, um die herum die Borussia der Zukunft aufgestellt wird. Letztlich ist nur Hofmann ein absoluter Fixpunkt, aber auch er wird im Sommer 31 Jahre alt und seine Verletzungshistorie lässt nicht automatisch den Schluss zu, dass er sein laufintensives Spiel noch ewig auf diesem Niveau liefern kann. Was bleibt, sind viele offene Fragen, die frühestens in der nächsten Transferperiode beantwortet werden können. Wer in dieser Saison auf eine zumindest ansatzweise Weiterentwicklung gehofft hatte, wurde enttäuscht. Bislang wurde kaum etwas aufgebaut, sondern mehr oder weniger nur abgewickelt und aussortiert.

 

von Marc Basten

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