Der 19. Spieltag

Rennen der Unbeständigen

Created by Der 19. Spieltag
Zaghafter Abschied von den Fans, die ihn zuvor ausgepfiffen hatten - Leon Goretzka (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Zaghafter Abschied von den Fans, die ihn zuvor ausgepfiffen hatten - Leon Goretzka (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Die Liga bleibt auch im neuen Jahr ausgeglichen. Hinter den Bayern gibt es ein Rennen der Unbeständigen, in dem sich neben Borussia Mönchengladbach noch einige andere Mannschaften tummeln.

Eröffnet wurde der 19. Spieltag am Freitag im Berliner Olympiastadion, wo sich die ansässige Hertha von Borussia Dortmund mit 1:1 trennte. Für die Herthaner durchaus ein Punktgewinn, Dortmund hatte unter dem Strich die klareren Möglichkeiten. Den BVB plagen im neuen Jahr allerdings die gleichen Probleme wie vor der Winterpause. Aufbruchstimmung verströmt Schwarz-Gelb derzeit keine.

Das liegt natürlich auch am unsäglichen Theater, mit dem Aubameyang seinen Abgang aus Dortmund provozieren will. Dort sollte man schleunigst die Millionen einstreichen und ein paar Euro für den Entwurf einer neuen Marketing-Strategie investieren. Das Motto ›Echte Liebe‹ wird mit jeder Transferperiode aberwitziger.

Auch beim Reviernachbarn aus Gelsenkirchen geht man auf Liebesentzug zu einem Spieler, der immerhin seinen Vertrag erfüllt. Leon Goretzka wechselt im Sommer ablösefrei zu den Bayern und wurde am Sonntag beim Heimspiel gegen Hannover mit gellenden Pfiffen begleitet. Übrigens konnte man auch in der Arena beobachten, dass sich die Ränge schon weit vor Spielende deutlich leerten - obwohl die Partie alles andere als entschieden war. Der moderne Fußball und seine Begleiterscheinungen sind manchmal nur schwer zu verstehen.

Schalke jedenfalls kam in der letzten Partie des Spieltags nicht über ein 1:1 gegen Hannover hinaus. Der Spielverlauf erinnerte an das Spiel der Borussia gegen Augsburg. Ein frühes Tor der Heimmannschaft, die sich alsdann zurückzog und dem Gast den Ball überließ: Gladbach und Schalke hatten jeweils 46 Prozent Ballbesitz. In Gladbach war zumindest das Torschussverhältnis ausgeglichen (16:16), in Gelsenkirchen schoss Hannover 11 mal aufs Tor, die Schalker brachten ganze fünf Abschlüsse auf den Kasten der Gäste.

In Gladbach freute man sich am Ende über das späte 2:0 und den Heimsieg, die Schalker ärgerten sich über den späten Ausgleich und zwei vergebene Punkte. Dennoch steht Königsblau in der Tabelle vor der Fohlenelf - allerdings nur aufgrund des besseren Torverhältnisses. Auch Leverkusen auf Platz 2 und Leipzig auf Platz 4 verzeichnen, wie Borussia, 31 Punkte.

Leverkusen überzeugte durch einen deutlichen und gleichfalls eindrucksvollen 4:1-Auswärtssieg in Hoffenheim. Derweil erlebte Leipzig beim ›Klassenkampf‹ in Freiburg einen empfindlichen Rückschlag. Der Underdog aus dem Breisgau besiegte das hochgezüchtete Fußballprojekt durch zwei Standardtore. Die meisten Fußballfans werden beim Betrachten der Bilder des feixenden Christian Streich zufrieden gelächelt haben. Manchmal fühlt es sich der Fußball richtig an.

Dem können sie in Bremen nicht zustimmen. Die Werderaner lieferten am Sonntag in München eine mutige und couragierte Vorstellung ab (mit einem Assist der Extraklasse von Max Kruse), mussten sich am Ende aber mit 2:4 der individuellen Qualität von Lewandowski und Müller geschlagen geben. Die Bayern ziehen derweil weiter einsam ihre Kreise und haben mittlerweile 16 Punkte Vorsprung auf das Verfolgerquartett.

Nur noch einen Zähler hinter den Verfolgern lauert Eintracht Frankfurt. Borussias nächster Gegner unterstrich seine Abgezocktheit auf fremden Plätzen und fuhr einen hochverdienten 3:1 Erfolg in Wolfsburg ein. Frankfurt ist schon längst nicht mehr nur Physis und Klopperei, sondern ein in sich gefestigtes Gebilde.

Ganz und gar nicht gefestigt sind Mainz und Stuttgart. Der FSV rang den VfB mit 3:2 nieder - beide tummeln sich jetzt mit jeweils 20 Punkten gemeinsam mit Wolfsburg am Rande der Abstiegszone. Werder Bremen auf Rang 15 hat vier Zähler Rückstand auf das Trio.

Bemerkenswert - und auch wieder nicht - ist der Überlebenskampf ganz unten. Der von Gladbach wachgeküsste FC aus Köln nutzte die Gunst der Stunde und setzte sich beim HSV mit 2:0 durch und feierte den dritten Sieg in Folge. Der Rückstand der Kölner, für die Terodde doppelt traf, hat sich auf vier Punkte zum Relegationsrang verringert. Am Dom glauben sie wieder an das Wunder, während sie an der Waterkant der Panik nahe sind. Erwartungsgemäß wurde am Sonntag Markus Gisdol entlassen. Neuer HSV-Coach ist Bernd Hollerbach, der ehemalige Assistent von Felix Magath. Der war schon als Spieler ein harter Knochen und man kann sich ausmalen, wie er das Himmelfahrtskommando beim taumelnden Dino angehen wird.

 


von Marc Basten

 

Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG